Mittwoch, 30. Oktober 2013

das wort des tages: unwirsch

zu den vorzügen, die das "alter" ("inside i'm young and weary", lou reed) so mit sich bringt, gehört es, sich das recht herauszunehmen, "unwirsch" werden zu können. ist man, gerade als junger mann, immer darauf bedacht, sich die chancen auf dem markt der eitelkeiten und balzrituale nicht zu verderben, und gezwungen, nicht als "spaßverderber" die party zu crashen, hat man sich als älterer das recht hart erarbeitet, unangenehme dinge so zu sagen, daß man den einen oder anderen damit verärgert.

früher waren "dirty old men" sabbernde ältere herrschaften, die ihrer uhr beim ticken zusahen und in panik gerieten, was dazu führte, daß sie alle und jede "angruben". 30 versuche, 1 treffer ... wenn man nichts mehr zu verlieren hat - und schon gar nicht an so was wie schamgefühl leidet ... ist das - sagt man mir - heute immer noch ein gerne gepflegtes ritual.

mein recht als "dirty old man" besteht eher darin, auch die unangenehmen dinge zu sagen und ungeniert den party-crasher zu spielen, nicht um zuneigung zu buhlen,. wenn menschen aus einem halb gedachten gedanken ein wärmendes feuer entzünden und es sich um ihn herum gemütlich zu machen, geschichten auszutauschen, die den halben gedanken irgendwann als einen ganzen erscheinen lassen.

ich bin programmierer, man mutiert als solcher und verlernt die regeln unverbindlichen smalltalks als erstes, sieht nur noch das problem und will eine lösung. da fremdelt man schnell in einer welt, in der alle alle liken und man sich "meriten" auf blogs verdient.

i don't give a damn. oder in weiblich: "i am what i am" ...

das internet ist voller halb gedachter gedanken

und ihrer fans. auf fefe's blog bin ich unlängst auf einen artikel von noam chomsky aufmerksam gemacht worden, in dem dieser das internet als einen ort beschrieb, in dem es einerseits die gibt, die gerade ein sandwich gegessen haben und nun davon erzählen ... und jenen, die fragen "und, wie hat das sandwich geschmeckt". naja und jenen halt, die erzählen, daß sie auch einmal ein sandwich hatten und sich noch erinnern können.

erinnerungen wiederum sind trügerisch. unser gehirn hat die interessante fähigkeit, unsere erinnerungen peu a peu dem anzupassen, wie wir heute die dinge verstehen (möchten). es schreibt schlicht die geschichte(n) um. das dient wohl dazu, daß wir immer im reinen mit uns sein wollen - und als korrektiv, wenn eine diskrepanz entsteht zwischen dem, was man erfahren hat und welche konsequenz man daraus (nicht) gezogen hat.

man ist ja immer in diesem laufrad, keine atempause, geschichte wird gemacht, auch die eigene - und schwupps - bevor man es sich versieht ist man ein alter sack, wo man eben noch 19 war (schon okay, diese ständigen verweise auf lou reed zitate nerven, ich versuche das herunter zu schrauben ...). man hat dinge gelernt oder verstanden, ist wider willen "erwachsen" geworden, hat wohl gepflegte rituale und angewohnheiten fallen lassen und durch andere ersetzt, weil man etwas dazu gelernt hat.

ich jedenfalls werde zunehmend unwirscher und ungeduldiger

zum teil, weil ich mich frage: "ist es (verdammt nochmal!) so schwer dies und jenes zu kapieren?" warum dauert es so lange, bis sich als folge von gemachten fehlern endlich mal die einsichten durchsetzen? muss ich tatsächlich schon wieder an diesem alten abgenagten knochen herumnagen?

zum teil, weil es mich anödet, immer wieder die selben mißverständnisse aus dem weg zu räumen, mich zu erklären oder gar zu rechtfertigen, weil jemand glaubt, ein haar in der suppe gefunden zu haben, das ihm jedenfalls beweist, daß er recht hat, wenn er denkt, ich sei so oder so ...alt, unwirsch, eingebildet, arrogant, rechthaberisch und wahrscheinlich nur schlecht zu ertragen ... [und - wie geht's dir? ... ich könnte drauf schwören, du bist ein ganz ein lieber ... naja, jedenfalls so lange, bis du auch alt bist ;-)]

gestern hatte ich jedenfalls mal wieder so einen "könig unwirsch tag".

ich hatte mal wieder (i'll never learn) einen artikel gelesen, der mich auf die palme trieb. weil ich eben nur halb gedachte gedanken und unverarbeitete erfahrungen in betonklötze gegossen nur schwer ertrage.

das leben könnte so einfach sein, wenn man sich in diese art von bremsklötze einrichten könnte, die geistigen vier beine von sich streckt und sich wohlig dem beklagen gemachter fehler (natürlich denen der anderen) hingeben kann.

damit tue ich mir schwer, weil meines voller zweifel ist. wenn ich mal für eine sekunde das gefühl habe, etwas verstanden zu haben, kommt etwas um die ecke, was mir sagt: "mach mal halblang, da wäre noch dies und jenes, was du nicht beachtet hast, geh mal wieder auf los und arbeite dich noch mal durch."

ich wäre ja gerne bacchus aber ich bin nur sysiphos 

schwerfällig, unlustig, unwirsch. ungeduldig. nicht so sehr mit diesem gefühl, das mir gestern klaus walther mit seinen erinnerungen an den späten lou reed und dessen schwierigkeiten, alt zu sein und nicht mehr jung, vermittelte, eher mit diesem gefühl, daß es drängende probleme für uns menschen gibt, die wir schon fünfhundert mal geklärt haben könnten und es einfach nicht können, weil wir - wir sind alle sysiphos - permanent von vorne anfangen müssen und der verdammte stein einfach nicht oben bleiben will.

ich nehme mir ja immer vor, ein einziges mal eine kohärente post über das verhältnis von männern und frauen zu schreiben, aber, naja, menschen schreiben schon seit jahrtausenden über diese dinge und ... hat es was genutzt? nope. ich muss immer noch dinge lesen, die so verführerisch einfach einen gedanken ausbreiten, der nach allem, was ich so gelernt habe, schon falsch ist, wenn er ausgesprochen ist und nur noch falscher, wenn ihn (fast) alle richtig finden. die party geht los, alle sind fröhlich und vergnügt, sich einig, eine erfahrung geteilt zu haben und nur noch dem gedanken zustimmen zu müssen, damit endlich ...

ja was denn bitte?

das problem gelöst ist? sorry, aber eine "virtuelle burka", die vor dem radar der geifernden gaffer schützt und den potentiellen eindringling in den eigenen rosengarten an den gartenzaun verbannt, kann es ja wohl nicht sein.

ich stelle mir also vor, ich - als mann - hätte einen solchen gedanken formuliert.

ich beginne also damit, daß meine ersten sexuellen erfahrungen ein vermintes terrain waren.

und schon komme ich in's schleudern. meine ersten sexuellen erfahrungen habe ich, bewohner eines katholischen klosterinternats, na mit wem wohl - yep mit jungs gemacht. nicht so diese art hardcore dinge, in denen dann dark rooms und glory holes eine rolle spielen, hey, wir waren süße 13 ... nein, der unkomplizierte umgang von jungs mit jungs. ab in den busch, ein bißchen handarbeit und zurück auf den kiesweg.

männer können so erschreckend einfach und unkompliziert sein.

gedankenlos.

also, ich liebe dieses wort. gedanken-los.

ich mache jetzt mal einen kleinen sprung zum ersten max-ophüls-festival in saarbrücken. der film, der den preis gewann, war frank ripploh's "taxi zum klo". wenn du ihn gesehen hast - oder gar selbst schwul bist - verstehst du den sprung sofort: männer können so erschreckend einfach und unkompliziert sein.

schwuler sex ebenso.

während schwule beziehungen, das habe ich in ripploh's film damals verstanden, genau so kompliziert ist wie heterosexuelle beziehungen. der "bernd" in dieser beziehung weist eher eigenschaften auf, die man "früher", als wir ja alle noch keine ahnung hatten, eher in die kategorie "weiblich" subsumiert hätten: erhöhtes sicherheitsbedürfnis, das verlangen nach aufmerksamkeit, zärtliche hingabe.

eine spaßbremse also. in den kategorien der art sex, die männer untereinander (so das bild im film) so pflegen. inclusive fisting, darkrooms und glory holes. man ahnt, daß schwule männer einen befreiteren sex haben (könnten?) als das in einer heterosexuellen beziehung so der fall ist.

weil, naja, die mädchen eben mädchen sind.

ich liebe mädchen, also konkret ihre möglichst mehr als erwachsenen geschlechtsgenossinnen, jenseits von 36 so eine eiserne regel, die ich aber dummerweise erst seit mehr als einem dutzend jahre befolge. einem "mädchen" könnte ich schon deshalb nichts abgewinnen, weil mir diese rituale des herantastens, der verehrung, des "die burg erstürmens" schlicht fremd geworden sind. es ist so, als versuche man, dinge, die eine pubertierende in einem romantischem roman gelesen habe, nachzustellen und wenn man die volle punktzahl im spiel erreicht hat, den nächsten level betreten darf.

heterosexuelle beziehungen, jedenfalls in meinem erfahrungshorizont, können unverschämt kompliziert sein, es gibt rituale der hingabe und der unterwerfung, die nicht offen thematisiert oder in bdsm-praktiken nachgestellt, schon ganz schön frustrierend sind und in einem das bedürfnis nach der unkomplizierten welt der büsche hochkochen lassen können. nun gut, wir leben, mit was wir eben leben, weil uns mehr der sinn nach brüsten steht.

ich versuche also noch einmal, mir vorzustellen, ich als mann hätte diesen artikel aus männlicher perspektive geschrieben. es wären männer gekommen, die hätten sich bei mir ausgeheult, wie grausam das alles ist und daß es keinen unkomplizierten sex mehr gibt, weil "die weiber immer alles so schrecklich kompliziert machen müssen". wenn eine frau das schreibt, steht dann da, daß sex keinen spaß macht, weil männer so schrecklich einfach sind und glauben, sie hätten ein recht.

daß männer und frauen auf unterschiedlichen planeten hausen,

muss ich hier ja nicht lange diskutieren. oder, daß ich finde, daß es zwischen diesen planeten so etwas wie interaktion, den versuch, sich und den andern besser verstehen zu lernen, geben müsste auch nicht.

was ich aber sagen muss: es gibt eine diskrepanz der wahrnehmung der banalsten dinge.

einerseits gibt es das nicht "die frauen" und "die männer".

es gibt wahrscheinlich einen nicht geringen prozentsatz frauen, die ihr unkompliziertes verhältnis zu sex abfeiern, sex vielleicht sogar als "münze" betrachten, mit der sie für dienstleistungen "bezahlen" oder als eine "dienstleistung", für die sie bezahlt werden wollen (esther vilar, ick hör dir trappsen). wahrscheinlich in etwa so viele, wie es frauen gibt, für die sex eine äußerst komplizierte angelegenheit ist, die einen sperrrigel um sich errichtet haben, einen feuerring, den siegfried erst mal durchsschreiten muss und - daß er so tapfer war, es zu wagen - ihn eben zum recken macht.

und so wie es erhebliche diskrepanzen zwischen diesen beiden polen weiblicher einstellungen gibt, so gibt es die auch bei männern. es gibt tatsächlich unzivilisierte menschenaffen, die immer noch im geiste im dreißigjährigen krieg verortet, "weiber abschleppen" und sie in ihre behausung zerren. so wie es männer gibt, die von burka-tragenden frauen verschreckt und verunsichert, so etwas wie "schuld" in ihrem eigenen verhalten zu eruieren suchen.

ich bin da ein bißchen unwirsch, wenn ich merke, was so alles durcheinandergeworfen wird und wie das thema, der gedanke, so knapp verfehlt wird und am jeweils anderen planeten vorbei zischt, daß es schon weh tut.

ich gebrauche also einmal ein unwort: "verklemmtheit"

also, ehrlich, ich würde einer frau gegenüber nie dieses wort in zusammenhang mit ihr verwenden.

nicht, weil es nicht etwa den nagel auf den kopf treffen würde (dazu später) sondern eher, weil es ja den anderen abwertet, verunsichert und die ganze sache in zukunft unter ein schlechtes vorzeichen stellt. es wird zudem zu gerne von besagten landsknechten als waffe verwendet, um endlich "zum schuss" zu kommen.

also ein echtes unwort. no go!

blöd nur: wir sind ja tatsächlich, männlein wie weiblein, verklemmt. wir (naja, wir älteren jedenfalls) sind das produkt einer sexualfeindlichen, christlich geprägten moral. wir haben das mit der muttermilch aufgesogen und es ist so mit uns "eins", daß wir es schon gar nicht mehr bemerken. geschweige denn "wahr haben wollen".

nur, sorry to say, wir sind es ...

auch wenn ich jetzt am ziel durch zu viel theorie und zu wenig praxis vorbei schiesse: ja, was habt ihr denn erwartet? wenn kleine mädchen wie prinzessinnen und kleine jungs wie herrscher des universums erzogen werden, was denkt ihr, was da raus kommt?

daß sie alle mit 18 sich in königinnen und heldenhafte ritter verwandeln, die unkompliziert sex miteinander haben? genau das sollten sie doch nicht, jedenfalls nicht vor der ehe ...

nope! sie bleiben prinzessin oder he-man und entfernen sich davon nur peu a peu, während ihr gehirn ihnen ständig vorgauckelt, es gäbe keine differenz zu dem, wie man sich eben noch wahrgenommen hat und dem, wie man jetzt eben ist: unkomplizierter. es gibt frauen, die bleiben prinzessin ihr lebtag und sind verbittert, daß sich einfach kein hofstaat einfinden will, der huldigt. und männer, die zunehmend frustriert von der differenz zwischen der erträumten hingabe und der in wirklichkeit erfahrenen abweisung am ende zur ignoranten boshaftigkeit und zum einfordern ihrer "rechte" tendieren.

nur, sorry, das hier ist 21st century ...

so etwas wie "rechte" oder das sich berufen auf "männer sind nun mal so" funktionieren schon für meine generation nicht mehr. wenn ich das lese, rollen sich mir die fussnägel hoch.

was ich sehe, sind spekulationen über den "feind", den man nicht kennt und ... thema des tages ... auch nicht kennen lernen will ...

ich versuche also noch einmal, einen artikel zu schreiben, als mann, in dem ich aus den eigenen jugendlichen erfahrungen heraus gewonnenen erkenntnissen heraus, mein problem mit frauen schildere, und warum mich ihr anderssein so sehr stört, daß ich lieber mal eine mauer errichte, über die nur die fittesten klettern können und dürfen.

wie gesagt, es kämen jungs, die sich bei mir ausheulen würden.

und frauen, die mich auslachen ...

wobei ich mehr spaß hätte mit den unwirschen frauen und ihrem gelächter. sie haben nämlich recht und ich bloss nicht verstanden, daß ich meine welt doch selbst gestalte und mich nicht so lange mit denen aufhalten muss, die ihre eigenen inneren kämpfe mit der unsicherheit, auf mir als schlachtfeld austoben ...

nun, ich habe einen solchen artikel nicht geschrieben. so was überlasse ich der maskulinistenfront, das gibt's genug wehleidige jüngelchen, die ihr eigenen unverständnis in beton giessen und sich den kopf dran stoßen, bis sie blutig werden und "den weibern" die schuld geben.

ich mag frauen. 

sie sind so unendlich vielfältig. so anders als ich und doch manchmal so viel näher als viele männer. das empfinde ich als bereicherung, in der regel. man kann als mann so viel von ihnen lernen, also von den klugen unter ihnen, wobei es kein geheimnis sein dürfte, daß es nicht nur kluge frauen gibt sondern auch strunzdumme, so wie es kluge männer gibt und eben auch strunzdoofe.

männer und frauen sind also, per se, nicht das problem.

das problem sind die, die sich nicht selbst skeptisch betrachten und ihr eigenen (an)triebe in frage stellen: tue ich dieses und jenes nicht, weil ich in wirklichkeit beklemmt bin von dem, was mir die natur oder meine erziehung aufzwingt, wäre ja ein guter, aber leider zu selten gemachter anlauf zur klärung des sachverhalts.

was aber gar nicht geht: vereinfachungen über das männliche / weibliche verhalten, in denen das, was das jeweils andere lager so an eigenschaften aufzubieten hat, von einer "schuld", einer "erbsünde", einem zu verwerfendem verhalten der einfachheit halber unter mißtrauens verdacht gestellt wird und der andere umerzogen werden sollte.

wie wär's mit "links liegen lassen"?

der und der, die und die passen nicht zu mir, sollen die sich doch einen anderen topf oder deckel suchen.

das universum menschlichen miteinanders ist von solcher vielfältigkeit und ich muss hier nicht weiter ausführen, daß es in der menschlichen sexualität so etwas wie "dominanz" und "submission" gibt, oder gar "sadismus" und "masochismus", daß menschen dinge miteinander treiben, bei denen der artikel, über den ich mich hier aufrege - ohne ihn zu bennennen - und der autorin nach luft schnappen würden und nie wieder zu atem kämen.

wenn also "der mann", der böse umerzogen worden ist, was kommt als nächstes?

die bdsm'ler? wegen mangels an respekt? yiha, ahnungslosigkeit rules.

mein guter rat am ende

verdammt nochmal: erzieht endlich eure kinder richtig!

in zwei, drei generationen müsste dieser ganze 70er magerquark nicht mehr diskutiert werden, wenn endlich eltern mit ihren söhnen und töchtern offen reden und ihnen "gute ratschläge" statt warnungen über die schlechtigkeit des anderen geschlechts mit auf den weg gegeben würden.

es macht mich unwirsch, daß wir vierzig jahre später, offensichtlich immer noch die selben probleme - und seien sie auch nur in den köpfen von bloggern/innen manifest - diskutieren, daß die selben nur zur hälfte durchdachten - und vielleicht genau deshalb ad hoc so attraktiv erscheinenden - gedankensplitter immer noch so tun dürfen, als seien sie die antwort auf alle fragen..

die antwort ist viel einfacher: andere menschen sind anders und das ist gut so.

[PS] ich habe das eben bei claudia ein bißchen angedeutet,

warum mir jugendliche erfahrungen in sachen sexualität als nicht gerade maßstabshaft erscheinen: das mädchen ist ebenso verunsichert wie der junge, der mangel an erfahrungen führt dazu, daß aus dem eben gemachten erleben mit all seinen mißgriffen und peinlichkeiten eine projektion entsteht, die aber eben nur in dem jeweiligen kopf existiert.

die nüchterne wahrheit: beide sind unerfahren und haben ihren "stolz". der junge, der das gefühl hat, das mädchen habe eben mit seinen gefühlen "gespielt" (sorry, hat es wahrscheinlich auch, ohne daß ihm daraus ein vorwurf zu machen wäre) und das mädchen, das eben nicht weiss, wie jungs so ticken und - sagte ich da oben "sicherheitsbedürfnis"? - nicht am nächsten tag als "schlampe" durch die sozialen netzwerke schleudern will. geschweige denn nach neun monaten die nächsten 20 jahre mama? der junge hat gut reden mit seinem "jetzt hast du mich aber scharf gemacht"

ich kann da weder dem jungen noch dem mädchen einen strick draus drehen. ich kann es nur beobachten und versuchen, es zu verstehen. versuchen, mich hinein zu versetzen. wenn dem jungen nichts an dem mädchen liegt und er bloß mal "sein rohr verlegen" will, um am nächsten tag allen jungs zu erzählen, wie er die und die "klar gemacht hat", sucht er sich eben eine andere. wenn ihm was an dem mädchen liegt, hält er sich zurück, aber .. naja, hey, er ist ein junge, er wird es natürlich probieren und dummes zeugs wie "jungs sind nun mal so" stammeln ...

hey, das sind kinder! die lernen noch ...

ich kann auch das mädchen verstehen, dem in diesem moment nicht bewusst ist, das gerade aus spiel ernst geworden ist und es das spiel nicht mehr konrollieren kann, weil es den kerl jetzt nicht wie ken einfach ins regal zurück stellen darf.

auch hier: ein kind, das sich als frau nur tarnt, den selben unsicherheiten, dem selben mangel an erfahrungen unterworfen. keine "schuld".

einfach nur kinder, die versuchen, ins leben der erwachsenenen vorzustoßen.

die eine, der andere sollten da vielleicht mal frieden mit der eigenen erfahrung machen, sich und dem anderen vergeben - statt aus einer mißglückten anekdote eine ersatzreligion zu stricken, in der alle so sind wie der erste, der es in seiner ungeschicklichkeit vermasselt hat.

7 Kommentare:

  1. Dein Blog sagt nach Kommentar-absenden:

    "Ihr Darf höchstens 4.096 Zeichen umfassen-Code kann nicht übernommen werden."

    Deshalb hier TEIL 1:


    Hach, deine Artikel sind immer einerseits spannend, andererseits so ausufernd, gemütlich daher plätschernd, nur sehr langsam, manchmal gefühlt nie zum Punkt kommend - eine ganz eigene "Rezeptionserfahrung"! :-)

    Ich picke einfach mal raus:

    "ich kann auch das mädchen verstehen, dem in diesem moment nicht bewusst ist, das gerade aus spiel ernst geworden ist und es das spiel nicht mehr konrollieren kann, weil es den kerl jetzt nicht wie ken einfach ins regal zurück stellen darf."

    Doch, darf es! Es ist aus meiner Sicht unverzichtbar, dabei zu bleiben: Sex ist zu jeder Zeit freiwillig bzw. hat freiwillig zu sein. Darf also beendet werden, wenns ins Unangenehme kippt - egal, warum er oder sie das nun so empfindet.

    Und ja, das ist für Hormon-überschüttete Jungs äußerst problematisch - dass sie bei einem solchen "Abbruch" keine guten Gefühle haben, ist klar. Viel besser wäre die Lage aber, wenn es eine Erziehung zu "gelingendem Sex" gäbe, die du ja auch forderst - ob allerdings die Eltern dafür die Richtigen sind, finde ich zumindest fraglich.

    Was nun Antjes Bericht angeht: sie hat das ERSTE Erlebnis dieser Art geschildert, bei dem ihr das Problem zum ersten Mal ins Bewusstsein trat. Aus dem Artikel geht nicht hervor, dass es keine anderen gegeben hätte und dass diese Einzelerfahrung einer 14-Jährigen schon alles war, was bei ihr zur Herausbildung der "virtuellen Burka" führte.

    Vor allem: Sie stellt das eigene Verhalten ja nicht als großartig und beispielhaft hin, sondern als pragmatische, aber doch irgendwie bedauerliche Umgangsweise mit einem Problem, das sie halt einfach nicht mehr haben wollte.

    Seit ich schreibe befürworte ich das "von sich schreiben", das Erzählen der persönlichen Lebensgeschichte als Basis für ein Verstehen der heutigen Meinungen und Haltungen. Verstehen heißt nicht toll finden - aber dass die meisten Reaktionen sich nun um die moralische Bewertung von Antjes Verhalten drehen, empfinde ich als "Thema verfehlt!".

    Würde sie sagen: So bin ich und Ihr solltet alle auch so sein! - DANN wäre es etwas anderes. Dann wäre diese "Bewertungsdiskussion" angebracht. Aber so ist es nun mal nicht. Also empfinde ich viele Reaktionen als schadenfreudigen Versuch, der bekannten Feministin, die "sich eine Blöße gegeben hat" jetzt endlich mal richtig am Zeug zu flicken (nicht bei dir, aber bei anderen, ich lese auch "Masku-Blogs").

    "es macht mich unwirsch, daß wir vierzig jahre später, offensichtlich immer noch die selben probleme...."

    Nein, das ist ein typischer Irrtum von uns Älteren. Bloß weil wir diese Art Auseinandersetzung schon gefühlte 10.000 Mal erlebt oder mitbekommen haben, sind es doch im wesentlichen deutlich jüngere Menschen, die heute in Quer-Femi- und Masku-Blogs ihrer Wut freien Lauf lassen!

    AntwortenLöschen
  2. Teil 2:


    Thema schwuler Sex: da hab ich mal den schönen Spruch gelesen "Ein Mann hat keinen Grund, mit einem andereren Mann NICHT ins Bett zu gehen". Bedeutet: Gefallen, manchmal auch bloßes Bedürfnis reicht.

    Dass das bei Frauen anders ist, liegt am Schwanger-werden-können, auch in Zeiten zugänglicher Verhütung. Denn evolutionär ist damit ein anderes Hormonkostüm verbunden, das psychosozial die höhere´Wertschätzung von "Nestbauwerten" beim zu wählenden Mann bedingt (Status, Macht, physische oder geistige Ressourcen etc.). Wogegen Männer als Entsprechung die gute Fortpflanzungsfähigkeit spontan höher schätzen: Sanduhrfigur, ausgeprägte Geschlechtsmerkmale, jugendliche Straffheit etc. Ich rede hier nicht vom Kopf, wohlgemerkt!

    Thema Verallgemeinerung: Es ist schier unmöglich, ohne sie über Geschlechterprobleme zu sprechen! Probier das mal, ich versuche es öfter, es kommt ein schrecklich unlesbares Geschwurbel heraus - nach jedem Satz eine Relativierung, die andeutet, dass ja nicht alle so sind..
    Nein, natürlich sind nicht alle "so" - die Schätzung, dass jeweils ca. 80 % die Standardprobleme so erleben, wie man sie gemeinhin kolportiert, halte ich für recht stimmig = nur meine Meinung.

    Aber BETROFFEN vom SO-Sein sind doch immer alle, wie du an dir selber siehst und auch am Beispiel von Gerhard, der ebenfalls meinte, er sei "ganz anders", was ja auch richtig sein mag, was ihm aber nicht hilft, wie ich aufzeigen konnte.,

    Die Problematik wird nie ganz verschwinden, befürchte ich. Aber man könnte viel verbessern durch sinnvolle Erziehung - die aber wiederum nur möglich ist, wenn die Älteren ihre Geschlechterkriege beenden und sich auf eine Art neue "Nettikette" der Geschlechter einigen.

    Ja, ja, ich träum noch...

    AntwortenLöschen
  3. [..] eine ganz eigene "Rezeptionserfahrung"!

    wie gesagt: ich fange an & taumele mich so durch (meine gedanken) ;-)

    [..] Doch, darf es!

    aber ja doch, ich verstehe das nicht als "wie kannst du nur?" sondern eher als "mit dem feuer spielen". sex ist immer "grenzüberschreitend" und es gibt in dieser situation mehrere lösungen, das feuer zu löschen ;-)

    [..] ob allerdings die Eltern dafür die Richtigen sind, finde ich zumindest fraglich.

    ich habe das bei meiner ältesten zumindst mal probiert. aber, das ist das problem, leben und erfahrungen machen, muss jeder selbst. man sollte es zumindest probieren.

    [..] Einzelerfahrung einer 14-Jährigen

    ich denke, ich habe antjes bericht auch so verstanden, daß sie "eingeschüchtert" on dieser erfahrung ein konsequenz gezogen hat, die zuerst einmal für sie selbst die konsequenz hatte, daß sie in der folge "unfrei" wurde. der unterschied unserer wahrnehmung: ich halte das nicht für einen ausdruck von "emanzipation" (in meinem sinne ...) sondern für ein unaufgearbeitetes trauma.

    [..] Sie stellt das eigene Verhalten ja nicht als großartig und beispielhaft hin

    auch das habe ich verstanden. sie hat sich selbst einen spiegel vorgehalten. warum guckt sie nicht rein? oder: warum lernt sie nicht daraus? selbst wenn sie das so formuliert, wie sie das tut, schwingt doch eine portion "stolz" auf eine - imho - falsche konsequenz mit.

    der witz: meine hermetische garage ist ja auch die konsequenz von erfahrungen, die ich allerdings erst gezogen habe, als ich 3 kinder und ein durchaus erfülltes leben hatte.

    [..] moralische Bewertung

    wie gesagt: ich denke, sie ist eine ganz liebe und ihr herz ist rein (keine ironie in diesem satz!). sie hat sich "eingerichtet" und guckt einfach nicht in den spiegel, den sie sich selbst vorhält. das wäre mein "vorwurf", wenn ich mir denn einen anmaße. sie trägt aber nun mal "verantwortung" für ihre (jüngeren) leserinnen und das erzeugt meinen "furor".

    in diesem blog gibt es eine menge stellen, an denen ich ihre artikel kurz böse anblaffe, weil immer ein halb durchdachter gedanke zu einem ganzen "aufgeblasen" auf ein publikum abgefeuert wird, die, weil der gedanke so verführerisch ist und leicht zu verstehen, diesen gedanken schluckt. (bubble, facebook & ich etc)

    [..] mal richtig am Zeug zu flicken

    du sagst es selbst: "bekannte Feministin". einer der gründe, warum ich nicht "bekannt" werden möchte und schon gar nicht leicht zugängliche dinge einem publikum unterbreite. mir ist es lieber, man verzweifelt an mir, sieht mich kritisch, widerspricht mir.

    man kann nicht das eine sein ohne das andere zu provozieren. (bitte nicht als "selbst schuld" mißverstehen, ich beschreibe damit eine "natürliche" konsequenz, so falsch sie auch sein mag)

    AntwortenLöschen
  4. Ehrlich, ich bin froh, dass endlich mal eine Andere "bekannte Feministin" wird (nach und nach merken das immer mehr Medien) - und nicht die, die seit gefühlten 1000 Jahren in DE "den Feminismus" vertritt. Da supporte ich Antje sogar mit FREUDE!!! :-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. claudia,

      ich bin eingeschworener fan der "neuen f-klasse".

      antje belebt einen verstaubten 70er jahre feminismus neu. ihre position ist ein rückschritt in das "wir müssen uns erst einmal in unsere bubble zurückziehen, die männer aussen vor lassen und unseren kram geregelt bekommen".

      ich finde das _furchtbar_!

      aber, nur um nicht mißverstanden zu werden, das ist _meine_ meinung, jeder hat das recht auf seine eigene und ich will dich hier nicht überzeugen. ich setze meine gegen deine, irgendwo in der mitte ist wahrscheinlich wahrheit ;-)

      und: ich mche das nicht, weil ich "mann" bin, es gab gerade bei der diskussion um "äpfel und birnen" bei carta.info eine menge frauen, die das genau so sehen wie ich. antje hat da furchtbar prinzessinnenhaft reagiert, aber, naja, susanne oder kerstin liegen (imho) da richtiger als sie, pragmatisch, untraumatisiert.

      Löschen
  5. [..] ein typischer Irrtum von uns Älteren

    nein, der versuch, davon abzulenken, daß wir unsere kinder nicht erzogen oder aufs leben vorbereitet haben. wir waren eine sehr hedonistische generation und viele von uns haben mehr zeit in esoterischen kursen als mit unseren kindern verbracht ... naja, ich war nie in einem solchen und habe mit meinen "buffy" geguckt und versucht, ihr "coming of age" so zumindest "vorzubereiten". sie sind sehr selbstbewusst und keiner von den respektlosen trollen käme auch nur in ihre nähe. warum klagen die töchter anderer eltern über unerzogene (sic!) jungs? weil die mama einen vhs kurs in bauchtanzen besucht und ihre söhne nicht erzogen haben? nur mal so gefragt ...

    [..] am Schwanger-werden-können

    hey, sehe ich genau so. eine frau hat jedes recht der welt, den partner zu wählen, sie tragen die konsequenzen. ich bin ja froh, daß du mir das nicht als biologistich um die ohren haust. männer tun das gerne, wenn ich so rede ;-)

    [..] Ich rede hier nicht vom Kopf, wohlgemerkt!

    ich habe das "beuteschema" bei dir zuhause fallen lassen. ich bin von jüngeren blonden prinzessinnen auf gleichalte brünette königinnen umgestiegen, die so viel im kopf und mit sich selbst zu tun haben, daß sie mich nicht bräuchten, um zu wissen, wer sie sind ;-)

    [..] schwuler Sex

    guck, diesen punkt habe ich deshalb "gemacht", um den eigentlichen unterschied zwischen männern und frauen zu pointieren: schwuler sex dreht sich um ... sex. heterosexueller sex ist ein bienentanz. nur: was ist "richtig"? die argumentation vieler frauen setzt ihre eigene erfahrung als maßstab, sie sind im "recht", das "gedankenlose", die hingabe, die lust ist "falsch"? ich denke, das ist mehr "verklemmtheitsgetrieben", es verbirgt die unfähigkeit, los zu lassen. das können schwule (ja die biologie, schon okay) sehr viel leichter. es geht um sex. punkt. (naja, mal ripploh gucken, der erleuchtet da ungemein)

    [..] schrecklich unlesbares Geschwurbel

    eben, geht mir ja genau so. ich bin ein bißchen "ungehemmter" und verkneife mir nicht die "spitze", will mich auch nicht mehr so sehr absichern.

    [..] wenn die Älteren ihre Geschlechterkriege beenden

    guck, genau das ist mein impetus. was antje da macht, verlängert diesen kampf. und, kommen wir zum anfang zurück, sie hat gerade erzählt, daß es da so etwas wie ein "trauma" gibt, das sie zu diesem punkt führte und das sie nicht aufgearbeitet hat.

    jüngere frauen sind immer noch unsichere mädchen, die eben noch mit puppen gespielt haben und jetzt "frau spielen". denen zu erzählen, daß ein furchtbares konstrukt namens "patriarchalismus" sie zwinge, dinge zu tun, die sie nicht wollen sollen, ist _furchtbar_.

    warum nicht: hey, mädchen, jungs sind manchmal nur kleine affen. ihr seid ihnen überlegen, ihr wählt eure partner frei, seid stark und stolz, aber bitte: habt spaß!

    wäre ich frau, was ich nicht bin (obwohl "die frau im hause"), würde ich denen das so erzählen, ihnen die angst nehmen, sie auf ihre stärken aufmerksam machen und sie _befreien_.

    ich befürchte, antje hält sie in einer babylonischen gefangenschaft ...

    AntwortenLöschen
  6. kleines ps:

    "buffy" ist jetzt nur dem zugänglich, der weiss, was ich meine: in dieser serie sind die frauen die helden, die jungs (bis auf den angehimmelten "angel" und den "bösen buben" spike) in der regel schwach und hilfsbedürftig. die serie stellte mal die wahrnehmung typischer männer/frauen klischees auf den kopf und ist - frag meine mädels - eine brauchbare vorbereitung auf das "coming of age".

    AntwortenLöschen