Freitag, 13. Juni 2014

statt einer neuen post

ein überlanger kommentar, den ich eben bei claudia geschrieben habe, den ich aber auch hier stehen haben möchte, als epitaph des epitaphs sozusagen.
[..] Du verwendest im übrigen Ansagen (“nicht
[..] verdrängen, verleugnen, Ja-aber unterlassen…),
[..] die mich potenziell mundtot machen sollen, wenn
[..] ich irgend etwas anderes schreibe als “Ja Hardy,
[..] furchtbar das alles!”
ich muss dringendst noch mal meinen rosenberg auffrischen.
also, daß ich eine sehr dominante art habe, das ist mir bewusst und ich bemühe mich ja, mich selbst zu domestizieren. gelingt mir aber leider nicht immer in dem grade, den andere sozialverträglich finden. hat aber auch sicher was damit zu tun (ich habe eben beim kippen stopfen sarah kuttner, achim rohde und dieter moor zugeguckt …), daß ich mit zunehmendem alter mich selbst weniger verbiege, als ich das früher getan habe.


das war meine hälfte, ich bin so gemein, deine jetzt auch auf den tisch zu legen (nicht, daß ich das nicht in permanenz täte, aber … noch einmal und dann hoffe ich, daß ich das nie wieder tun muss).
guck, ein gespräch verläuft im besten falle so: der eine sagt etwas, sein gegenüber signalisiert: ist bei mir angekommen und bringt dann seine einwände an.
im besten falle kein “ja, aber …” (whataboutisms in jeder variante) sondern ein “und dazu gehört auch …”. ich habe heute ja gesagt, daß du da eine “whataboutme” variante drauf hast – und in einem (nicht geschickten) kommentar habe ich heute nacht auf “ich war’s nicht!” gezielt.
du hörst von mir immer ein: “ich weiss, du bist ne gute”. das ist mein “ich habe dich gehört”. das ist der moment, wo du dein “whataboutme” nicht mehr nötig hättest … aber da ist so ein “ich war’s nicht!” drin, das dich das dann eben wiederholen läßt. zu meiner art kindererziehung gehört, daß ich meine kiddies eigentlich immer dafür belohnt habe, wenn sie einen fehler sofort eingestanden haben.
einem “ich war’s nicht!” gegenüber bin ich immer unduldsam. das hat mein gegenüber nie nötig, ich kann auch nicht damit umngehen, da bin ich soziopathisch wie sherlovk, ich verstehe diese “figur” nicht mehr, seit ich sie abgelegt habe.
es geht also nicht darum, daß du dich meiner meinung “unterwirfst”, eher darum, daß du in diesem spiel nach den regeln an der stelle sagst: “ah, ich verstehe und sehe, was du meinst, sehe ich nicht ganz sooooo streng wie du, ist aber was dran”. das ist der moment, an dem es beendet ist.
“whataboutme” führt zur verlängerung und deshalb bin ich so eine nervensäge – bei mir kommt das als “verleugnen” an.
du reagierst auf meine attacken gegen die “gemeinde”, den zustand des netzes allgemein, indem du mich wiederum zu überzeugen suchst, daß es _auch_ seine guten seiten hat.
ich denke, schön und gut, weiss ich doch alles, aber …
so funktioniert dieses “spiel” und deshalb reden wir aneinander vorbei. ich glaube, da musst du den rosenberg auch noch mal auffrischen ;-)
laß mich noch mal abstrakt auf das, was passiert gucken. wir haben erlebt, wie sich das in den letzten, sagen wir mal, 12 jahren entwickelt hat. wir haben bestimmte denk- und reaktions-”figuren” erlebt. eine davon ist die der “internet-nicht-versteher”, der “email-ausdrucker”.
darauf, daß menschen nicht verstehen, was abgeht, sind wir ja über jahre hinweg mit schöner regelmäßigkeit hergefallen, “die haben ja keine ahnung”.
wir haben auch den typus des dummer internet-verächters erlebt, also den, der auf seinen büchern beharrt und alles neue von der hand weist.
gestern ist frank schirrmacher gestorben.
internetenthusiasten fühlten sich – vor jahrenden vielleicht zurecht – von dem mann provoziert und unverstanden. mittlerweile sollten wir verstanden haben, daß er vielleicht was verstanden hat, was wir bloß nicht hören wollten.
wenn also mein lieblingshausdrache in seiner post immer noch darauf besteht, daß er ein internetverächter sei, dann spricht das nicht gegen ihn, schirrmacher, sondern gegen die, die ihn so sehen will.
weil das ein out-of-date reflex ist.
sprung ins hier: die kritik, die ich artikuliere mit einem “ja aber” oder “wissen wir doch alles” oder “nicht so schlimm, wie du vielleicht denkst” zu kontern ist das selbe: out of date. ich bin doch geradezu gezwungen, so lange darauf zu beharren, daß wir in der gegenwart eines veränderten netzes ankommen, es nicht mehr als die heilsversprechung zu betrachten, als die es uns mal erschien, sondern uns dem fakt zu stellen, daß es an vielen enden brennt.
es hat sich in “ecommerce 2.0″ verwandelt, sinn und zweck ist nicht mehr der große traum vom “großen gespräch”, sinn und zweck ist der versandhauskatalog. das gespräch findet noch statt, hier, bei ben, bei klaus, beim erblogger und an vielen anderen stellen, aaaaaaber …
seit mark zuckerberg ist es ein anderes netz. könnten wir das bitte mal alle akzeptieren. könnten wir bitte mal damit leben lernen, daß leute, die “das internet” in seinr konstitution langsam zu verachten beginnen, keine “emailausdrucker” mehr sind, sondern leute wie zb. ich, die wissen, wovon sie reden?
wozu immer dieser reflex, es dann noch in schutz zu nehmen, als ob das gegenüber keinen schimmer hätte? verstehst du an dieser stelle bitte mal meinen impetus und die große geste? ich will es nicht dir “madig” machen, die guten seiten in bausch und bogen verwerfen … ich suche das gespräch darüber, wie es sich zu unseren ungunsten verändert hat und in interessiert daran, welche heilung andere vorschlagen.
ich komme ins op, schreie “bauchwunde” und jemand sagt “aspirin fürfte wohl reichen, lebt ja noch” das mcht mich ganz kirre, weil so kriegen wir den patienten eben nicht lebend vom tisch.
this said: es brennt an allen ecken und kanten und wenn wir nicht mal langsam anfangen, uns dem in ausführlichkeit zu stellen, wird es abgebrannt sein.
meine orks/winter analogie sagt: ich war da draussen an den finsteren orten, komme zurück ins auenland und alle wollen noch ne friedenspfeife mit mir rauchen … noch zeit für ein bad.
ist es leider nicht. die hütte brennt schon lichterloh.
ich für meinen teil akzeptiere dein “whataboutme”. ich weiss wieviel “gute” da draussen sind, ich mache dir doch keinen vorwurf, daß du nichts dagegen tust und behaupte, ich hätte das rezept, wie alles wieder gut wird, “folgt mir ich weiss bescheid!”
alles bloß das nicht. ich bin zutiest irritiert. ich muss mich den fragen stellen, die darauf hinauslaufen, daß 90% mittlerweile “fake” ist. da kannst du mir nicht mit “überraschung, wussten wir doch schon immer” kommen. weil ich dann denke, “schön, daß du das glaubst, aber es ist nicht wirklich bei dir angekommen”
die nashibot geschichte lehrt uns in aller dramatik, daß heute an den stellen manipuliert wird, wo wir gerne das große gespräch führen würden. wir sehen dabei zu, daß menschen, die eigentlich nicht dumm sind, sich wie dumme idioten einwickeln lassen.
bitte besuch doch einfach mal das telepolis kommentariat, such dir einen beliebigen thread zum thema ukraine raus, lies die 400 kommentare. verstehst du jetzt? das sind leute, die eigentlich die sind, die wir “rekrutieren” müssten für “unsere sache”, aber sie sind komplett durchgeknallt, weil sie mit gefälschtem propagandamaterial in hetzende vollhonks verwandelt worden sind.
bis vor geraumer zeit hätte ich das so weggewischt wie du. heute ist mir klar, welche gefahren nicht nur für das netz sondern für die gesellschaft von dieser art zunehmender brutalisierung der kommunikation ausgeht, was es bedeutet, daß wir diese leute für eine echte friedensbewegung auf dauer verloren haben …
und jetzt, claudia, sei so lieb und denk ein paar tage darüber nach, bevor du mit “whataboutme” antwortest. du vergibst dir nichts, wenn du zum ergebnis kommst, daß du eine gefahr verstanden hast, von der du bisher nur dachtest, du hättest sie wirklich schon erfasst. das hast du nicht, sonst käme eben keine reaktion wie die, mit der ich den kommentar begonnen habe.
versuch nicht, über _mich_ nachzudenken, warum _ich_ das sage, _wie_ ich es sage. denk einfach über das nach, _was_ ich sage, frage dich, warum du _instinktiv_ reagierst, warum du deinen traum von meiner message angegriffen siehst.
ich bin’s nicht. ich bin der bote.
ich sage was, was einen in grund und boden erschüttern könnte: das vertrauen der menschen in einander geht gerade verloren, jeder kann das, was er liest, nicht mehr per se glauben. aber genau darauf sollte doch alles basieren.
und bitte denk folgendes mit: ich brauche es dir nicht zu erklären und du nicht mir, wir kennen solche sachen seit fast 2 jahrzehnten. aber die, die da draussen mit ihren “glücksmaschinchen” unterwegs sind, die wissen es eben nicht.
ich rede hier nicht über die “wissenden” – na gut, ich schütte hohn und spott aus über die, die es besser wissen könnten, aber statt dessen rituellen reflexen folgen, in denen sie die internetversteher und die anderen eben blöde sind – sondern über jeden, der im netz “orientierung” sucht.
dem müssen wir leider sagen: “hammer nicht, kommt auch nicht mehr rein”.
und das, claudia, ist mein punkt: wir machen uns was vor, wenn wir hoffen, es käme je wieder rein, wenn wir nur fest genug daran festhalten, wie schön mal alles war.
ganz lange, in einem rutsch heruntergeschriebene predigt, ich korrigiers nicht lange und breit, hoffe ich war nicht zu direkt in der beschreibung menschlicher schwächen bei der kommunikation, da bin ganz der sherlocksche soziopath, unempfindlich wie “bones” und auf einem anderen planeten wie “gil” bei csi.
ich sag’s halt immer so, wie ich es sehe.
ich will kein “du hast ja so recht, hardy.” mir würde ein “ich glaube, es ist jetzt bei mir angekommen” reichen ;-)
so, back zu rosenberg …

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