Dienstag, 24. Dezember 2019

gremliza ist tot ...



Der Herausgeber des Monatsmagazins „Konkret“, Hermann L. Gremliza, ist tot. Wie heute bekannt wurde, starb er am 20. Dezember im Alter von 79 Jahren. Gremliza begann seine journalistische Laufbahn beim Magazin „Der Spiegel“. Anfang der 1970-er Jahre wechselte er zu „Konkret“, dessen Herausgeber er 1974 wurde. Gremlizas politische Leitartikel und sprachkritische Kolumnen prägten das Blatt, das sich als „einzige linke Publikumszeitschrift Deutschlands“ sieht, über Jahrzehnte.
es gibt so leute, mit denen du jahre verbracht hast, zu ihren füssen sitzend und ernsthaft bedenkend. von denen du denkst, sie seien schon seit jahren tot.

nun denn. zu blöd, wenn du dann hinterher merkst, daß sein blatt zum teil von der stasi mitfinanziert wurde. oder, daß er sehr wohl noch lebte. bloss halt jenseits der eigenen bubble.

jetzt ist er tatsächlich tot und willy winkler (ja, der lebt auch noch ...) zollt mal kurz (und zurecht) respekt.

Freitag, 6. Dezember 2019

fare thee well, klaus


danke für einen ort, an dem ich mich zuhause fühlen durfte. danke für den nerv, dich mit den idioten zu prügeln.

und danke für einen USB-stick mit "music of qualiy & distinction".




Montag, 25. November 2019

Nach 1968 kamen die Vollidioten

 
Von Helmut Böttiger

Die 1968er haben die Welt nur verändern wollen, es kommt aber auch darauf an, sie zu verlachen! Die Neue Frankfurter Schule und die Elche von früher.
Die ‘68er-Bewegung bestand nicht nur aus Straßendemonstrationen, Molotow-Cocktails und radikalen Politparolen. Gesellschaftliche Lockerungsübungen, amerikanische Pop-Kultur und neue Möglichkeiten des Lachens sind von ihr nicht zu trennen. In Frankfurt entstand mit der Satirezeitschrift ‚pardon‘ eine Zentraleinrichtung dieser Kulturrevolte: Hier wurde, parallel zu dem Aufstand an den Universitäten, eine bestimmte Form von Hochkomik erfunden. Es überrascht, wer in dieser Redaktion nebeneinander saß: Eckhard Henscheid, der 1973 mit seinem satirisch-verschnörkelten, barocken Kneipenroman ‚Die Vollidioten‘ den Nerv der Zeit traf, und Wilhelm Genazino, der virtuos zwischen Humor und Melancholie balancierte und zu einem der herausragendsten Gegenwartsschriftsteller heranwuchs. Was sie einte, war nicht so ganz klar. Für eine Ausstellung der Karikaturisten Robert Gernhardt, Hans Traxler und F.K. Waechter fand man aber 1981 die schlagkräftige Formel von der ‚Neuen Frankfurter Schule‘: Die alte Frankfurter Schule um Theodor W. Adorno wurde in andere Analyseformen überführt, jetzt wurde kräftig gelacht. Robert Gernhardt kreierte eine Form von komischer Lyrik, die es binnen kurzem auf die höchste Stufe des literarischen Olymps schaffte, F.W. Bernstein brachte seine Kritik an einstigen Apo-Revolutionären mit dem Slogan „Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche“ auf den Punkt, und Wilhelm Genazino gelang mit seiner Romantrilogie um eine Hauptfigur namens ‚Abschaffel‘ ein zeitloses Abbild der Epoche.