Montag, 6. Mai 2013

na danke!

immer, wenn etwas "reformiert" wird, kannst du mal davon ausgehen , daß hinterher etwas kaputt ist, woran dir vorher was gelegen war, und am ende etwas, das du vielleicht gar geliebt hast, ein für alle mal ruiniert wurde.

ich hasse reformen ...

gerade hat der deutschlandfunk sein nachtprogramm "reformiert" und dabei etwas zerstört - oder doch so ruiniert, daß es nicht mehr als das "brauchbar" ist, was es einmal war - woran mir jedenfalls wirklich etwas lag.

der "DLF Soundcheck" wurde von zwei stunden auf eine stunde verkürzt und nach der sendung eben muss ich eine fast 20jährige freundschaft wohl mit einem traurigen "sag beim abschied leise servus" und einem trotzigen abhören der ersten sendung, die hier noch auf einem videoband aufzutreiben war, beenden.

"ach", sagst du, "der soundcheck im dlf ist also eine stunde kürzer und bei dir bricht eine welt zusammen und du jammerst hier herum? komm mal auf den teppich ..." und das sagst du nur so leicht dahin, weil du im grunde keinen blassen schimmer hast, was das mal war, der soundcheck ...



so ist es ja immer: jemand, der keine ahnung hat - das sind die besten für so was - und die dinge aus einer möglichst rein auf's bürokratische reduzierten sicht betrachten können, bekommen dann einen auftrag,

ob es sich dabei dann um fahrpläne der eisenbahn oder eben um ein programmschema handelt, ein deutscher bürokrat bekommt das hin. egal, was am ende vernichtet worden ist.

zu hoch gegriffen?

ach was. auch wenn hier nur eine der wenigen programmflächen, in denen jemand kohärent ein thema oder eine band abhandeln konnte, offensichtlich ein für alle mal futsch ist.

unlängst (ein schönes wort) lief im deutschland radio kultur in der reihe "aus den archiven" die wiederholung einer sendereihe von barry graves zu den beatles (1) (2) (3) (4), die noch mal demonstrierte, was mal möglich war. hat wahrscheinlich geld gekostet und jemand kam auf die glänzende idee, das programm zu "reformieren" und ... naja, die archive.

du hast es verpasst? tja. dumm gelaufen.du hast es zwar bezahlt, aber, leider, leider, leider kommen darin töne und klänge vor, die sind so was von wertvoll, weil irgendwann in den 60ern und 70ern eine band namens "beatles" stücke aufnahm, die du in und auswendig kennst (naja, kennen solltest, aber das ist ein anderes thema) und wahrscheinlich bei zuruf stante pede singen könntest ...

aber 50 jahre später will immer noch eine firma geld damit machen. worüber man streiten könnte, ob zb. der anspruch der überlebenden bandmitglieder und deren nachkommen und verwerter nach 50 jahren das zu so einer teuren angelegenheit macht, daß es sich der DLF nicht leisten könnte, ein paar pennies für die verwendeten titel zu zahlen, oder - auch ein gedanke, der im radio in einem feature gespielte titel nicht vielleicht als werbung zu betrachten ist, für die eigentlich die plattenfirmen zahlen müssten ...

ein komplexes thema.

naja, du hast es jedenfalls verpasst.

und jetzt bist du halt damit konfrontiert, daß dir jemand erzählt, das seien vier tolle stunden gewesen und dich damit nervt, daß du sie verpasst hast. und fragst dich: na und?

wenn das so ist, stöber' lieber weiter im youtube katalog herum.

hier geht es um kulturgüter, die vernichtet werden, ohne daß das jemand interessiert.

ausser vielleicht mich.

beim herumgoogeln bin ich auf ein radioforum gestoßen, in dem jemand flappsig meinte, daß das schade sei, das mit dem "soundcheck", weil der manchmal einen schlechten "mitternachtskrimi" wieder ausgleichen konnte.

ach, ich dachte immer, der "mitternachtskrimi" sei nur das appetitthäppchen ...

andere leute gehen sonntags in die kirche.

ich habe in den letzten 22 jahren in der nacht von freitag auf samstag zuerst den mitternachtskrimi und dann den soundcheck gehört. für mich jedenfalls war das äquivalent. ein ritual. ein ort, an dem ich mich "zuhause" gefühlt habe.

ja, ich bin der, liebe leute vom soundcheck, von dem ihr euch immer gefragt habt "wer ist der kerl, der uns zuhört?"

huhu, hier sitzt er. 

von anfang an. also von dem moment an, als peter strotmann die arbeit von dave stewart als musiker und produzent über zwei stunden lang ausbreitete und bemerkte, an die frühe stunde als arbeitszeit müsse er sich wohl gewöhnen. das war 1991 ... schreck, ich bin 22 jahre einer radiosendung treu geblieben ...

das weiss ich deshalb so genau, weil ich die sendung gerade noch mal von einem videoband "gerippt" & gehört habe, auf das ich es wohl irgendwann in den 90ern von einer kassette überspielt oder ... ich habe den "cut" nicht gefunden, der nach 45 minuten halt entsteht, wenn man auf kassette aufnimmt ... es vielleicht sogar direkt von einem analogen radio mit dem videorecorder aufgezeichnet habe.

häh? videorecorder????

yep. einfache sache: man muss ja nicht unbeding filme oder serien auf eine videokassette aufnehmen, man kann auch auf ein vier stunden VHS-tape 8 stunden reinen ton in guter qualität aufzeichnen. das war äußerst praktisch, wenn man hörspiele, features oder eben den "soundcheck" aufnehmen wollte, weil ... naja, ein tape hat normalerweise 90 minuten - und wenn so ein hörspiel 55 minuten hat, ist man halt aufgeschmissen.

videobänder waren also (an jenem punkt in zeit & raum) eine praktische sache.

klangen auch wirklich klasse und waren, wenn man den ton von einem analogen sat-receiver als unterspur der jeweiligen sender aufzeichnete, den tapes definitiv in jeder hinsicht überlegen.

in einer hinsicht schlechter als ein normales tape: das konnte man zur not mit einem bleistift, einem scharfen messer und dem klebestreifen an der drum-packung wieder auf vordermann bringen, videobänder waren da weniger zugänglich.

und leider auch nicht so haltbar

ein bißchen wie CD und DVD: kassetten halten sich auch nach jahrzehnten besser als videobänder. und so klingt auch der erste soundcheck: bis der tonkopf sich eingemessen hat und wirklich halbwegs knisterfreien stereoton liefert, ist's ein bißchen hin ... die ansage von peter ist mit ein bißchen normalisieren auf einen akzeptablen sound hinzutrimmen, aber "jack talking" von den spiritual cowboys ein gejaule und geknister, das nicht hinzukriegen ist.

aber am ende?

ein 8 stunden videoband mit den ersten 4 soundchecks fließen über den "audio recorder" auf die festplatte des miniMac und wird am ende auf dem PC mit einer steinberg waveLab version von anno dazumals in kleine feine häppchen geschnitten in einen odner auf einer USB festplatte, auf der sich die soundchecks der jüngeren jahre wohl sortiert befinden, kopiert.

neben den vier folgen von barry graves. natürlich.

okay, heute sind videobänder eine obskurität, soundcheck folgen aus jenen tagen sowieso, aber ... ahem, lieber deutschlandfunk: nett, daß du kleine häppchen deines programmes als podcasts anbietest - ich liebe deinen service - aber, mein archiv ist auch nicht von pappe und wenn du mir meine lieblingssendung kaputt trampelst mit deiner verdammten reform:

FICK DICH!

und diesen herzlosen bürokratenarsch, der meine absolute lieblingssendung ruiniert hat, den soll der teufel holen und ganz ganz ganz langsam an einem durch seinen after geführten und aus dem mund wieder an das tageslicht kommenden stock drei ewigkeiten rösten!

dumm bloß: ich hab' mir für die schlechten zeiten, von denen ich ja wusste, daß sie irgendwann mal kommen (habe ich es nicht schon immer gesagt!), einen kleinen vorrat angelegt ...

es gibt halt bloß keinen nachschub mehr.

das ist ärgerlich, aber auf der anderen seite gewinne ich jetzt natürlich zwei stunden zeit, in der ich nicht mehr den abenteuern von michael frank, günther janssen,  thomas elbern, knut benzner oder ... mein absoluter held, keine frage ... karl lippegaus folgen kann. udo vieth kann ich verschmerzen, aber lippegaus?

na gut, ich habe seine alten sendungen, die schon früh auf CDs landeten, als man noch CDs brannte, um seine freunde damit zu beglücken. sicher ist sicher.

man weiss ja nie, ob so ein videoband für alle zeiten hält.

[zwei wochen später]

ja, ich bin eine faule sau und hatte gerade besseres zu tun, kann aber berichten, daß videotapes durchaus haltbar sind, und ich mich jetzt langsam von hinten (VIDMUSIC 75 * 8 stunden =  600 stunden = 25 tage) peu a peu nach vorne durcharbeite und der soundcheck auf meiner features USB mittlerweile ca 100gb belegt.

war sowie so mal zeit, daß die videobänder aus dem haus kommen.

wenn ich durch bin, veröffentliche ich eine kleine (kicher) liste des archivs, falls es da draussen noch einen (...) menschen gibt, den so etwas interessiert ;-)

[ach ja]

ich lese, die eurokrise ist beendet und frankreich bekommt jetzt geld dafür, daß es sich geld leiht.

na so was aber auch, liebe euroneurotischen freunde, das tut weh, wa?

2 Kommentare:

  1. Recht hat er, aber es ist nunmal nicht zu ändern. Die Zeit geht weiter, Radiosender/Sendungen werden eingestellt, umgestellt und neu Aufgesetzt. Alles ist in Bewegung und liebgewordenes fällt weg, dafür findet sich wieder Neues. Das Radio hat schon längst nicht mehr die Bedeutung von vor 30 Jahren, ganz genau wie die Videokassette und die Audiokassette nicht mehr bedeutsam sind. Ach ja, die DCC hat es erst gar nicht geschafft! Also nicht ärgern, wenn du gern in der Vergangenheit lebst, greife auf dein Archiv zurück. Wenn nicht finde Neues.

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  2. ich habe dir ein ausuferndes posting gewidmet ...

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