Mittwoch, 13. Mai 2015

wer bin ich eigentlich und wenn ja wieviele?

texte können unfassbar komisch sein. na gut, die meisten sind "nicht so gemeint", weil sie eigentlich "todernst" gedacht sind ... aber dummerweise werden texte ja nicht nur geschrieben, sie werden auch gelesen und dann kann es schon mal vorkommen, daß einer, der es "ernst" meint, am ende als "horst" da steht.

mein lieblingstext der woche ist diese wunderbare kleine selbstdarstellung

Wir seid Ihr, Ihr seid wir!
Wir studieren mit Euch. Wir sind Unbekannte und möchten das bleiben, denn unsere Identität ist irrelevant und jede Meinung nur ein Fraktal. Wir möchten Euch keinen Stempel aufdrücken. Wir möchten den Raum zu einem Prozess eröffnen, dessen Ziel absolut offen ist. Wir stehen zusammen mit Euch allen am untersten Ende der akademischen Hierarchie. Von hier möchten wir alle einen Abschluss, einen Job und uns den Zugang zu Einkommen wahren. Wir möchten eine Zukunft mit unseren Kindern und Wohnraum und so weiter, um das hier entworfene Gedankenkonstrukt zu reproduzieren, damit unsere Nachkommen dies weiter kultivieren können. Ihr kennt das ja…
Datenschutz gelebt
Leider zeigen jüngste Entwicklungen im online- und offline-Datenschutz, dass das nicht mehr so einfach sein wird. Potentielle Arbeitgeber_innen würden unsere Namen recherchieren können und dabei feststellen, dass wir in unserer Studienzeit kritische Diskurse organisiert haben – Heutzutage ist das Verteten einer Meinung leider nicht sehr karrierefördernd. Deshalb müssen wir vorsichtig sein, wenn wir unser kleines bequemes bürgerliches Glück nicht mit postadoleszenter Revoluzzerei verspielen wollen.

klar, kenne ich das. in jenen tagen in der GAZ (der "guten alten zeit", als wir noch einen richtigen kanzler hatten und nicht diesen fettfleck aus der pfalz, mit dem wir dann 16 jahre leben mussten) gab es diesen typus "revoluzzer" auch: der saß in der runde und war immer der, der die drastischsten forderungen stellte, jeden abschuss der raf wahrscheinlich in seinem kleinen "roten kalender" notierte und unbedingt das "schweinesystem" abschaffen wollte. oder, naja, daß andere es für ihn abschaffen sollten.

Roter Kalender aus dem rotbuchverlag 1984

er wurde dann chef eines modehauses, vom papa geerbt. sein "zugang zu einkommen", sein "wohnraum" waren sicher ganz passabel, ich weiss aber nicht, ob es da auch kinder gibt. ab einem gewissen punkt verliert man ja einfach das interesse an dem realen, gibt sich der schönen erinnerung hin und wird milde.

das paradies

ist manchmal nur ein platz, an dem man mit einem menschen zusammensitzen, tee trinken und die dinge besprechen kann, die einen wirklich bewegen. das ist unser platz

reblogged from "teemenschen"

das tee-schiff, teile des tee-service und vor allem der leckere longjing (dragon well, "drachenbrunnen") tee, der so unendlich köstlich schmeckt - ich nenne ihn den "babytee", weil er nur aus jeweils zwei winzigen kleinen blättern und einem trieb besteht.

ein deliziöser grüner tee, mit dem wir gestern den (späteren) abend eröffneten und dann zu einem nicht minder köstlichen "roten" (hier sagt man "schwarzen", der schwarze ist der pue'rh) übergingen.

die eigentliche zeremonie begann allerdings mit meiner ersten begegnung mit einem "weissen" tee. das ist das paradies ... wenn diesmal jemand vertrieben wird, dann die schlange ;-)

[ps] ein ARD-radio tatort mit tee-einschlag: "tee ist kein getränk sondern etwas gesellschaftliches": Die Toten ruhen
Kriminalhauptkommissarin Claudia Evernich hat lange überlegt, ob sie einen 20 Jahre zurückliegenden Fall wieder angehen soll. Doch der Mord an der jungen Mitarbeiterin eines angesehenen Bremer Handelskontors lässt ihr keine Ruhe.

Samstag, 9. Mai 2015

happy birthday, moebius

heute (äh, gestern, 8. mai) wäre jean giraud aka moebius 77 jahre alt geworden - und während andere auf paradierende truppen und panzer starren, gucke ich lieber auf die wunderbaren bilder, die er uns geschenkt hat.

deshalb heute und morgen: moebius am samstag und am sonntag

bilder von dieser seite

Mittwoch, 6. Mai 2015

auf dem narrenschiff #25: männer vom fach

die müssen das ja wissen, wie man das große spiel spielt.

okay, das ursache-wirkungs-dingens ist ja irgendwie umstritten und eine frage, für welche art von wahrheit oder erklärung man sich halt entscheiden will. wirklichkeit kann heute ja etwas sehr verwirrendes sein, immer in bewegung, immer einen kleinen tick vor dem ausrasten und nur noch stoisch zu ertragen.

[ps] man weiss ja auch gar nicht, was die nordischen und baltischen bloß haben, und warum der liebe vladi ländern auf die pelle rückt, die nicht mal zur ach so pösen nato gehören, der kriegsteiberischen, elenden, verdammenswerten. der will doch bloß spielen, der beisst nicht ... der macht nur scherze und wir haben bloß keinen humor

die können so witzig sein, die russen: "heute die krim, morgen rom"
aber wahrscheinlich meinen sie eh nur rome in wisconsin ...
also - nutz' halt die zeit für deine todo-liste und hör noch ein bißchen gute musik

david sylvian jedenfalls habe ich schon immer gemocht, seit meine kleine schwester in einem plattenladen mit dem finger auf eine scheibe zeigte und meinte "kauf die, die sieht lustig aus" und mir so 1978 die erste begegnung mit ihm als sänger einer band namens japan bescherte. die da aber noch eine musik machte, die sich doch reichlich von dem unterschied, was japan dann ein paar jahre später,


geschweige denn, was sylvian dann noch ein paar jahre später werden sollte.

nicht nur ein wunderbarer sänger sondern auch einer der spannendsten musiker der letzten 4 jahrzehnte, der mit holger czukay, robert fripp, ryuichi sakamoto und vielen der anderen musikern, für die man sich ernsthaft und mit gewinn interessieren kann, kollaborierte. meine persönliche lieblingsplatte ist und bleibt aber immer die "gone to earth" auf der es stücke gibt, die so ruhig sind, daß man auf eine fallende stecknadel erschreckt reagieren würde - oder eben jeden töten möchte, der es wagt, zu sprechen, während sie laufen ;-)




das jedenfalls wäre ein legitimer grund für einen krieg ... aber die krim? ich bitte dich!

Dienstag, 5. Mai 2015

ein bißchen geschichtsschreibung

für das ohr.

klaus walter erzählt - interessanterweise genau so, wie ich das verstehe, wenn ich das wort "emanzipation" verwende, als befreiung von den das individuum einschränkenden mächten staat, religion und ideologie - in Pop Stories: Befreiung und Freiheit in der Musik seit 1945 genau diese geschichte und erwähnt im grunde all die namen, die ich von einem klugen beitrag zu diesem thema erwarten würde, also auch und vor allem den von nina simone.

ein - wie immer, wenn klaus walter als autor fungiert - absolut hörenswerter beitrag, den ich dir dringendst ans ohr legen möchte, wenn du dich für diese art themen interessierst, und lege noch ein paar meiner vielen lieblingsstücke von der wunderbaren nina simone oben drauf, "see-line woman" darf nicht fehlen, schon gar nicht "baltimore", das sie von randy newman übernommen hat und ein kleiner clip mit "revolution", "strange fruit" und einer selbstdefinition als künstlerin, die ihre zeit reflektiert. ein wunderbar kantiger charakter und zeitlos in ihrer arbeit.


 


Sonntag, 3. Mai 2015