Freitag, 29. Juli 2011

hilfe, ich werde getwittert!

nicht, daß ich groß ahnung hätte von solchen sachen wie twitter, facebook, youDupe, myspace und all diesen wunderbaren zeitvernichtern. ich bin ja schon bei handies ausgestiegen und die anzahl der sms, die ich alles in allem verschickt habe, läßt sich mit einer hand signalisieren und es wären immer noch zwei finger frei.

ich hab', offen gestanden, besseres zu tun mit meiner zeit. überhaupt ist mir die vorstellung, mich auf einen ast zu setzen und zu zwitschern irgendwie fremd. gezwitschert wird hier nur auf den bäumen vor meinem fenster und das reichlich.

jetzt bin ich plötzlich damit konfrontiert, daß ich "gezwitschert" werde. von twittytwister.

weil das jetzt der erste tweet war, der sich dazu herabläßt, meine existenz in der garage zur kenntnis zu nehmen, und ich ja grundsätzlich alles geradezu zwanghaft aufheben muss, zitiere ich ihn mal gerade:

" Derartige Phänomene mit Dummheit zu beschreiben,
ist grob fahrlässig und dumm
"



das komma habe ich den satz reingeschummelt, weil ich mal denke, daß man bei einhundert-was-weiss-ich-wieviel zeichen, mit jedem einzelnen sorgfältig umgehen muss, auch so einer der gründe, warum ich twitter doof finde.

verdammt. ich bin dumm. egal, das wusste ich ja schon vorher, ich lebe mit dem bewusstsein, dumm zu sein und tot umzufallen, bevor ich alle bücher und comix gelesen, alle platten gehört, alle bilder gesehen, alle hörspiele gehört und alle filme und dokus gesehen habe, die mich interessieren könnten.

das ist elend, wenn man montaigne gelesen und verstanden hat, daß das leben ja sozusagen nur eine vorbereitung auf den tod ist, man die 50 überschritten hat und anfängt, sich zu fragen, ob man jetzt seine zeit an das eine oder andere verschwenden soll.

und versteht, daß man gerade etwas verpasst haben könnte. damn.

na gut, damit kann ich leben. ein bißchen schwer tue ich mir mit der vorstellung, etwas "brandgefährliches" zu tun, wenn ich dafür plädiere geistig unterbelichtete vollidioten mit der selben höflichkeit zu behandeln, mit der ich menschen behandele, die verdienen, daß man höflich mit ihnen umgeht.

ja, schon okay, ich bin ein arrogantes arschloch, aber, ich sagte das schon, ich hab' einfach nicht die zeit, mich vorsichtig anzuschleimen und nehme es als voraussetzung, daß man mich versteht, wenn man will. dazu muss man mich nicht mögen. programmierer neigen da grundsätzlich zu einer gewissen abstraktion zwischenmenschlicher beziehungen, sie sehen ein problem und wollen eine lösung. gemocht zu werden ist kein teil der lösung, also was soll's.

"brandgefährlich", hmmmm. bis eben dachte ich noch, daß solche kreaturen wie sarrazyn oder henryk m broder die brandstifter sind, aber nun gut, wenn man mir schon die gelegenheit gibt, mich drei sekunden so richtig "brandgefährlich" fühlen zu dürfen - klar, diesen bedeutungsgewinn nehme ich nur zu gerne mit. mein ego soll ja auch nicht leben wie ein hund, wird ja sonst kaum gefüttert. weil seth sagt, das ego sei "ein schöner lügner".

nachdem ich mich also drei sekunden an der vorstellung, "heissss" zu sein berauscht habe, merke ich: es geht ja gar nicht um mich, es geht darum, daß es "
grob fahrlässig und dumm" ist, "derartige Phänomene usw usf.". verdammt, liebe(r) twittytwister, weisst du eigentlich, was du meinem ego antust?? rauf und runter, ts ts ts.

ich hatte mich doch tatsächlich in der vorstellung gesuhlt, du hättest meinen - zugegeben wie immer wortreichen und sicher irgendwo auch verwirrenden - text gelesen und verstanden, worauf ich hinaus will. nur um zu merken, daß du (nur) eine meinung dazu hast.

ich versuche einfach, nochmal auf den punkt zu kommen:

es hat einfach keinen sinn, mit leuten themen zu diskutieren, die nicht einmal in der lage sind, zu verstehen, wovon überhaupt die rede ist. das ist nicht nur deprimierend, es ist vor allem die reine zeitverschwendung und schlimmer noch, es ist genau die art von bedeutungsgewinn, den diese halbaffen sich so sehr von uns ersehnen.

alleine die freundlichkeit, die wir über die jahre hinweg diesem pack dadurch haben zukommen lassen, daß wir ihre texte lasen, ihnen darauf antworteten und uns ins zeugs gelegt haben, um sie zu einem komplexeren verständnis der dinge zu bewegen, alleine dieser ganze aufwand ist es doch, wonach sich der unterbelichtete knilch so sehr sehnt.

wir geben ihm genau das, was er im grunde sucht: anerkennung.

und während wir uns noch in unserem bild von uns selbst als gutem menschen suhlen, der nun wirklich alles getan hat, die welt oder doch wenigstens diese eine seele gerettet zu haben, hat dieser drecksack auf der anderen seite des bildschirms uns die zeit geklaut. er hat sich wie ein vampir unsere energie abgesaugt und was macht er damit? in seinem neuen bedeutungsgewinn kann er doppelt so sicher auftreten.

hätten wir ihm gleich gesagt: du bist ein debiler grottenolm und dann unsere zeit mit einem menschen verbracht, der unserer zuneigung wert ist, hätten wir wenigstens einem etwas zukommen lassen, was er oder sie verdient.

ich habe zb. ende letzten jahres ziemlich viel zeit im leserbriefbereich der "FAZ" verbracht. nicht nur, weil ich es schon immer vor ne gute idee gehalten habe, gerade "auf der anderen seite" zu operieren und gemeinsamkeiten statt differenzen zu befördern. vor allem, weil ich die berichte und die eindeutige haltung gegenüber guttenberg mochte, aber auch wegen ein paar fundierten artikeln während der mißbrauchsskandale in der katholischen kirche.

da fiel mir schon recht bald auf, daß sich dort eine spezies tummelt, die ich mal die "skeptiker" nennen möchte, halt gestörte, die sich von irgendeiner bösen verschwörung bedroht fühlen und einer großen lüge, klima, europa, islam, ausgesetzt fühlen und nun plärren, als seien sie im besitz nicht nur der "wahrheit" sondern vor allem die MEHRHEIT! (anm.: die links beziehen sich auf interessante interviews, die in den letzten zwei tagen im dlf liefen)

ehrlich, sich auf so etwas - und sei es nur ein begrenzter zeitraum - einzulassen, kann einen ganz schön deprimieren: da häuft man einen berg von argumenten an und steht doch vor einer mauer, die aus einem einzigen "gedanken" gebildet wird und durch die nichts dringt.

du beleuchtest einen aspekt aus drei perspektiven und bist am ende doch damit konfrontiert, daß dein gegenüber nicht einmal einen einzigen als solchen erkannt, geschweige denn verstanden hat und dich statt dessen geradezu manisch zu indoktrinieren versucht mit sachen, bei denen dir die galle hochkommt.

jetzt mal ehrlich? muss man sich das antun? wie wirkt sich so was aus, wenn man sich ständig unter nur menschenartigen kreaturen bewegt, die nicht nur dumm sind, sondern auch ansteckend. an einem gewissen punkt habe ich zb. mir ernsthaft sorgen um die EU gemacht. dabei war das alles nur die typisch deutsche kleinkarierte neidhammeligkeit, sponsored by springer. "mein, mein, mein, davon geb' ich nix ab und überhaupt, die anderen sind doch alles fremde, die sollen schnell mal wieder abhauen." analfixierte degenerierte, eben, die sich schon mal für einen zukünftigen job als lagerleiter bewerben, so sieht's aus.

ich habe also an einem gewissen punkt, als mir das alles zu bunt wurde, naiv wie ich bin, der redaktion der FAZ eine email geschickt und sie darauf aufmerksam gemacht, daß sie sich im grunde mitschuldig macht, wenn sie hier nicht langsam mal farbe bekennt und "gesicht zeigt". herr im himmel,wie blöd kann man sein, wenn man in einer kneipe aufräumen will, die einem nicht mal gehört und für deren ordnungsgemäßen betrieb andere zuständig sind. eine quichotterie und idiotie sondergleichen. daher der name dieses blogs.

zeitverschwendung. also habe ich mir lieber ein paar gute grateful dead konzerte angehört, um mich halbwegs zu "erden" und mich wieder auf das konzentriert, was _ich_ bin. nicht darauf, das kindermädchen für ein paar debile grottenolme zu spielen.

das ist mein punkt: es ist zeitverschwendung, sich mit leuten rumzuschlagen, die zu dumm sind, zu begreifen, wie komplex die dinge sind. nicht nur das - wir schaden uns selbst, weil wir uns zunehmend in _ihrer_ welt bewegen statt in unserer, weil es uns zunehmend schwer fällt, so etwas wie "liebe" oder einfach nur "empathie" im diskurs mit diesen neanderthalern, die immer nur ihren hass herausbrüllen, auf den tisch zu legen und zu sagen: "das ist mein weg. ich mag es, andere zu verstehen, selbst du bist mir nicht zu schade, obwohl du dich hier wie eine emotionale drecksau aufführst."

statt dessen verlieren wir etwas in uns selbst, lassen uns auf subtile art einreden, unser gegenüber sei wichtig und wertvoll genug, daß wir ihn an unserer "erleuchtung" teilhaben lassen, während gleichzeitig etwas in uns nagt, das uns fragt "machst du das nicht nur, weil du dich gut fühlen willst?" um festzustellen, daß wir uns im grunde ganz und gar nicht gut fühlen.

was wir in der sache zu sagen versuchen, geht in ihre kleinen gehirne nicht rein, so einfach ist das. emotionell können wir sie schon gar nicht erreichen, weil sie gerade in diesem bereich verkrüppelt sind. also, verdammt, was soll es dann überhaupt bringen???

dann kam oslo und vor allem broder im tagesspiegel. da hat es mir einfach gereicht. seitdem erkläre ich jedem debilen, dem ich - wie zb. im zdf-aspekte forum - begegne, daß er ein verdammter debiler ist und sein gewäsch die ursache für 90 tote. ich lasse mich nicht mehr lange darauf ein, irgendetwas auch nur zu kenntnis nehmen, was er als statistischen fetisch auf den tisch des hauses legt, um sich darauf einen runterzuholen - ich spucke ihm ins gesicht und frage ihn, ob bei ihm nach oslo immer noch nicht der groschen gefallen ist.

weil es jetzt einfach mal reicht.

maltes kleiner ausbruch hat mich deshalb auch direkt angesprochen und die reaktion der PC-brigade auf seinen rant hat mich dazu gebracht, zunächst dort selbst und dann hier meine eigenen gedanken zu formulieren.

es geht also, liebe(r) twittytwister nicht darum, daß ich "derartige phänomene" mit dummheit zu erklären versuche - ich persönlich sehe da eher eine seit den 90ern konsequent verfolgte strategie interessierter kreise - ich rede darüber, daß "wir" verdammt nochmal damit aufhören sollen, unsere zeit mit höflichkeiten und aufmerksamkeit an emotionell deformierte höhlenmenschen zu verschwenden. daß wir uns endlich so etwas wie verachtung gönnen sollten und sie endlich auch aussprechen.

solche kreaturen wie broder oder sarrazyn, die sind nicht dumm. das sind zwar intelligente, aber auf der skala menschlicher entwicklungsstufen doch eher in ihrer empathie behinderte wichtigtuer auf sehr niedrigem niveau, dem der instinkte, die nur deshalb wichtig sind, weil wir es zulassen, daß sie uns in tv-talkshows zusülzen, statt sie öffentlich zu teeren und zu federn.

wenn diese kreaturen noch mal im tv auftauchen, dann hätte ich gerne, daß man diese brunnenvergifter nur fragt, ob sie eigentlich morgens noch in den spiegel gucken können, ohne zu kotzen - und daß dann jemand teer und federn rausholt, wir kurz ihre zu kleinen schniedel zu sehen bekommen, bevor sie durch den hinterausgang gescheucht werden.

ich hoffe, mein punkt ist jetzt klar:

es kann kein gespräch mit tauben geben.

kümmert euch um euch, küsst eure frau, spielt mit euren kindern, aber hört endlich auf, eure zeit an diese neanderthaler zu verschwenden.

kleines ps.: ich sehe gerade in den kommentare zu alan posener's "anders breivik als theoretiker und propagandist der neuen rechten", daß die art von umgang mit dem rechten provopack, die ich mir vorstelle, durchaus schon praktiziert wird. auch sonst, ein lesenwerter artikel.

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