Die
Nato sieht im Vorgehen Chinas in politischen, wirtschaftlichen und
militärischen Fragen für sich “systemische Herausforderungen”.
Diese
Formulierung findet sich im jüngsten Entwurf für die Erklärung des
Gipfels der Allianz am Montag. Reuters konnte den Entwurf einsehen. Die
Erklärung wollen die Staats- und Regierungschefs der 30 Mitgliedstaaten
zum Abschluss des Gipfels verabschieden.
“Chinas
erklärte Ambitionen und selbstbewusstes Verhalten stellen systemische
Herausforderungen für die regelbasierte internationale Ordnung und
relevante Bereiche der Sicherheit der Allianz dar”, heißt es in dem
Entwurf. Zudem wird darin kritisiert, dass China sein nukleares
Waffenarsenal schnell erweitere, seine Truppen auf undurchsichtige Weise
modernisiere und mit Russland militärisch zusammenarbeite. (artikel bei reuters)
ich
bin hier in der garage die tage - was nicht unbedingt "normal" ist -
während eines gesprächs über china laut geworden - vor allem aber wegen
der wohl von der kanzlerin durchgesetzte formulierung der "systemischen
herausforderung", die mein gesprächspartner mit einer (imho vollkommen
hysterischen) chamberlain-analogie bedachte.
das
ist mir unfassbar auf den wecker gegangen, weil ich darin nicht nur die
hysterische art, wie dinge gelabelt werden und ein vollkommen
überhitztes klima geschaffen wird, erkannte, sondern weil ich diese art,
das, was am montag(dienstag passiert ist, komplett falsch zu
interpretieren, ziemlich gefährlich finde.
imho
ist sie teil eines propagandistischen versuches, die welt in einen
neuen kalten krieg zu treiben. und an der stelle habe ich, was montag,
die kanzlerin und das was da pasiserte meine eigene sicht, dieich so
seltsamerweise nicht lese oder zu hören bekomme.
ich fang' mal vorne an: witzigerweise springt mir, wenn ich den auftritt von biden betrachte, dieses blld durch den kopf
genau:
(dwsw) rempelt sich durch ne gruppe von staatsmännern nach vorne:
"hoppla hier komme ich!" und - irrerweise-verstehe ich bidens "the US is
back" (und wir sind natürlich die chefs hier) als eine vielleicht
charmantere, aber nicht minder endeutige attitüde eines machtanspruchs.
inclusive des versuches eine neue "coalition of the willing" zu
schmieden, die jetzt halt statt in den irak in einen feldzug gegen die
beiden bösen im spiel - china und russland - zu führen.
so weit so gut und so auch in etwa medial kommuniziert.
die
reaktion auf dieses "hoppla-hopp hier komme ich"-manöver wiederum
müsste eigentlich jeden, der bei so was hinguckt, ziemlich überraschen.
statt einfach onkel joe hinterherzudackeln, froh, daß der boss of the US
nicht mehr (dwsw) heisst sondern der liebe uncle joe ist, geben ihm die
anderen freundlich aber bestimmt zu verstehen, daß sie schon mal auf
diese nummer hereingefallen sind und wissen wie sie endet. und daß man
ja mittlerweile auch in sachen libyen nicht unbedingt den volltrotteln
blair und sarkozy gefolgt ist oder dem druck aus den USA.
imho
verbietet sich die analogie mit chamberlain. ich biete statt dessen die
wunderbare szene, in der joschka fischer auf der münchner
sicherheitskonzept, rumsfeld sein "I'm not convinced" geradezu ins gesicht spuckt ...
... und in diesem moment deutschland international vom großen bruder emanzipiert.
für
genau das halte ich auch den moment am montag: als einen, in dem sich
die EU und die NATO vom großen bruder emanzipieren. ihm freundlich aber
bestimmt signalisieren "schön,
daß du wieder da bist, aber denk bloß nicht, daß wir dir hier den platz
freigehalten haben, damit du uns schon wieder in irgendeine scheisse
reinziehst. die dinge haben sich geändert. wir spielen jetzt 21.
jahrhundert und nicht mehr letztes jahrtausend - das spiel ist nicht
mehr "the great game", es heisst jetzt kooperation. deal with it!"
im
grunde, seien wir doch ehrlich, gibt es zukunftsmodelle, in denen
"g*d's own country" nur noch ne heruntergewirtschaftete,
gesellschaftlich von politischen idiotenkämpfen zerrissene klitsche ist,
in dem - warum nicht? - ein putsch stattfinden könnte und am ende haben
dort leute den finger am knopf, die - warum nicht? - den rest der welt,
vor allem uns mit ihrem arsenal an atomaren penissen dazu zwingen, nach
ihren regeln zu spielen.
ich
setze jedenfalls nicht viel auf die rückkehr der USA zu business as
usual. und mich erinnert der auftritt von biden eher an den
(dwsw)-wegrempler. dem, wie die NATO und die EU das nun tun,
formulierungen entgegenzusetzen, die nicht nur china auf augenhöhe
respektiert sondern vor allem in das neue spiel der weltweiten
kooperation einzubinden versucht, kann ich ne menge abgewnnen.
auch
der ziemlich klaren unterscheidung zwischen einem seit einem jahrzehnt
aggreisven "gegner" russland und eben dem "systemische herausforderung"
findet meinen respekt. hier sind leute am werk, die sich der typisch
amerikanischen haudrauf-"logik" wiedersetzen.
na gut, lassen wir noch den küppersbusch spotten, ist ja nur meine persönliche meinung und ich wollte sie nur mal so posten ;)