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Sonntag, 20. Juni 2021
Donnerstag, 17. Juni 2021
die "systemische herausforderung"
Die Nato sieht im Vorgehen Chinas in politischen, wirtschaftlichen und militärischen Fragen für sich “systemische Herausforderungen”.
Diese Formulierung findet sich im jüngsten Entwurf für die Erklärung des Gipfels der Allianz am Montag. Reuters konnte den Entwurf einsehen. Die Erklärung wollen die Staats- und Regierungschefs der 30 Mitgliedstaaten zum Abschluss des Gipfels verabschieden.
“Chinas erklärte Ambitionen und selbstbewusstes Verhalten stellen systemische Herausforderungen für die regelbasierte internationale Ordnung und relevante Bereiche der Sicherheit der Allianz dar”, heißt es in dem Entwurf. Zudem wird darin kritisiert, dass China sein nukleares Waffenarsenal schnell erweitere, seine Truppen auf undurchsichtige Weise modernisiere und mit Russland militärisch zusammenarbeite. (artikel bei reuters)
ich bin hier in der garage die tage - was nicht unbedingt "normal" ist - während eines gesprächs über china laut geworden - vor allem aber wegen der wohl von der kanzlerin durchgesetzte formulierung der "systemischen herausforderung", die mein gesprächspartner mit einer (imho vollkommen hysterischen) chamberlain-analogie bedachte.
das ist mir unfassbar auf den wecker gegangen, weil ich darin nicht nur die hysterische art, wie dinge gelabelt werden und ein vollkommen überhitztes klima geschaffen wird, erkannte, sondern weil ich diese art, das, was am montag(dienstag passiert ist, komplett falsch zu interpretieren, ziemlich gefährlich finde.
imho ist sie teil eines propagandistischen versuches, die welt in einen neuen kalten krieg zu treiben. und an der stelle habe ich, was montag, die kanzlerin und das was da pasiserte meine eigene sicht, dieich so seltsamerweise nicht lese oder zu hören bekomme.
ich fang' mal vorne an: witzigerweise springt mir, wenn ich den auftritt von biden betrachte, dieses blld durch den kopf
genau: (dwsw) rempelt sich durch ne gruppe von staatsmännern nach vorne: "hoppla hier komme ich!" und - irrerweise-verstehe ich bidens "the US is back" (und wir sind natürlich die chefs hier) als eine vielleicht charmantere, aber nicht minder endeutige attitüde eines machtanspruchs. inclusive des versuches eine neue "coalition of the willing" zu schmieden, die jetzt halt statt in den irak in einen feldzug gegen die beiden bösen im spiel - china und russland - zu führen.
so weit so gut und so auch in etwa medial kommuniziert.
die reaktion auf dieses "hoppla-hopp hier komme ich"-manöver wiederum müsste eigentlich jeden, der bei so was hinguckt, ziemlich überraschen. statt einfach onkel joe hinterherzudackeln, froh, daß der boss of the US nicht mehr (dwsw) heisst sondern der liebe uncle joe ist, geben ihm die anderen freundlich aber bestimmt zu verstehen, daß sie schon mal auf diese nummer hereingefallen sind und wissen wie sie endet. und daß man ja mittlerweile auch in sachen libyen nicht unbedingt den volltrotteln blair und sarkozy gefolgt ist oder dem druck aus den USA.
imho verbietet sich die analogie mit chamberlain. ich biete statt dessen die wunderbare szene, in der joschka fischer auf der münchner sicherheitskonzept, rumsfeld sein "I'm not convinced" geradezu ins gesicht spuckt ...
... und in diesem moment deutschland international vom großen bruder emanzipiert.
für genau das halte ich auch den moment am montag: als einen, in dem sich die EU und die NATO vom großen bruder emanzipieren. ihm freundlich aber bestimmt signalisieren "schön, daß du wieder da bist, aber denk bloß nicht, daß wir dir hier den platz freigehalten haben, damit du uns schon wieder in irgendeine scheisse reinziehst. die dinge haben sich geändert. wir spielen jetzt 21. jahrhundert und nicht mehr letztes jahrtausend - das spiel ist nicht mehr "the great game", es heisst jetzt kooperation. deal with it!"
im grunde, seien wir doch ehrlich, gibt es zukunftsmodelle, in denen "g*d's own country" nur noch ne heruntergewirtschaftete, gesellschaftlich von politischen idiotenkämpfen zerrissene klitsche ist, in dem - warum nicht? - ein putsch stattfinden könnte und am ende haben dort leute den finger am knopf, die - warum nicht? - den rest der welt, vor allem uns mit ihrem arsenal an atomaren penissen dazu zwingen, nach ihren regeln zu spielen.
ich setze jedenfalls nicht viel auf die rückkehr der USA zu business as usual. und mich erinnert der auftritt von biden eher an den (dwsw)-wegrempler. dem, wie die NATO und die EU das nun tun, formulierungen entgegenzusetzen, die nicht nur china auf augenhöhe respektiert sondern vor allem in das neue spiel der weltweiten kooperation einzubinden versucht, kann ich ne menge abgewnnen.
auch der ziemlich klaren unterscheidung zwischen einem seit einem jahrzehnt aggreisven "gegner" russland und eben dem "systemische herausforderung" findet meinen respekt. hier sind leute am werk, die sich der typisch amerikanischen haudrauf-"logik" wiedersetzen.
na gut, lassen wir noch den küppersbusch spotten, ist ja nur meine persönliche meinung und ich wollte sie nur mal so posten ;)