vor in etwa einem jahr habe ich versprochen, daß ich hier die kleine grüne kladde von meinem großvater sylvester, seiner "geschichten aus dem köllertal" (er nennt sie "Geschichte des Köllertals"), so veröffentliche, wie er sie auf diese din a 5 blätter getippt hat, die ich in den späten 80ern in den ersten computer hackte, der über ein betriebssystem verfügte, dessen daten auch ein pc lesen konnte, einen spectravideo sx, um genau zu sein. da es keinen grund mehr gibt, die sachen nicht zu veröffentlichen, fange ich heute damit an.
Geschichtliches über das Köllertal
über die Bedeutung des Wortes "Köllertal", sowie auch des Wortes "Kölln", dem Mittelpunkt der Gemeinde Köllerbach gehen die Ansichten auseinander. Einerseits leitet man das Wort vom lateinischen "colonia" ab, dem Begriff für eine Besiedelung zur Römerzeit. Eine andere Version geht dahin, dass das Köllertal schon zur Zeit der Kelten bewohnt gewesen sein müsste und sich das Wort Köllertal von Colredal herleite und keltischen Ursprungs sei.
Nach der Meinung des Heimatforschers Dr. Vox bedeute "col" im Keltisch gross, "re" bedeute Wasser, und man geht bei (so Dr. Vox) dieser Auslegung auf das griechische "reomai" zurück. Diese Auffassung wird auch von den Heimatforschern des Köllertales, dem Magister und Lehrer Josef Gillet und dem jetzt im Ruhestand lebenden evangelischen Pfarrers Karl Rug vertreten. (Anm.: 1969)
Beide sind der Meinung, dass Funde, die nachweisbar auf die Steinzeit zurückweisen wie die Steinbeilfunde auf dem Sellerbacher Feld, bestätigen, dass sich in den Jahren 5000 - 3000 vor Christus schon Steinzeitmenschen hier im Köllertal aufgehalten haben müssen. Allerdings kann nur auf Höhlenbewohner geschlossen werden, die sich von der Jagd ernährten und die Wildfährten verfolgten. Von einer festen Ansiedlung kann wohl nicht die Rede sein.Die Hügelgräber
Im Walde zwischen Sprengen, Rittenhofen, Schwarzenholz, Herchenbach und Niedersalbach befinden sich mehr als 15 vorgeschichtliche Hügelgräber, die aus der Eisenzeit stammen und auf 500 bis 100 vor Christi datiert werden. Vor der letzten Jahrhundertwende, also zwischen 1890 und 1900, fand man bei der öffnung solcher Hügelgräber Finger- und Armringe aus Bronze mit Ornamenten verziert, sowie Brandasche und Kohlereste. Diese Grabbeigaben beweisen die Anlage der Gräber in der Hallst attzeit (800 - 500 vor Christi Geburt).
In der Hügelgräberzeit drangen die Kelten von Osten her in unsere Heimat und liessen sich hier nieder. Sie standen auf einer höheren Kulturstufe als die Steinzeitmenschen. Grosse Teile des Westens von Europa bis hin nach Griechenland und Kleinasien wurden damals von den Kelten in Besitz genommen. Sie lernten von den Römern und Griechen die Weberei und die Metallverarbeitung. Schöne Gefässe, Waffen und Schmuckstücke aus der keltischen Zeit verraten die hohe Entwicklungsstufe dieses Volkes, das zu unseren Vorfahren zählt. Die Priester der Kelten, die Druiden, hatten sogar ihre eigenen Schriftzeichen entwickelt.
Die Kelten betrieben in der Hauptsache die Viehzucht, und so muss ihnen das Köllertal der damaligen Zeit mit seinen saftigen Wiesen und Weideflächen als der richtige Siedlungsplatz erschienen sein. Die Männer gingen in den grossen wildreichen Wäldern auf die Jagd, brauten ihren Honigwein, den sogenannten Met, der aus wildwachsenden Birnen, Holunderbeeren und Schleen gewonnen wurde.Ihre Toten bestatteten die Kelten unter halkugeligen, gewölbten Hügeln auf den Höhen. Die grossen, flachen Gräber wurden mit Steinpackungen innen ausgelegt und oft bestattete man 20 bis 30 Tote in einem Grab, einen Toten dicht neben dem anderen. Den Männern legte man ihre Waffen mit ins Grab, dazu Schwert, Pfeil, Bogen, Schild und Axt, dazu Krüge mit Lebensmitteln. Die Frauen wurden mit ihrem Bronzeschmuck und ebenfalls Lebensmittelbeigaben bestattet.
Die Gräber wurden mit grossen Schottersteinen überwölbt und mit in Vierecken gestochenen Rasenstücken zugedeckt. Die Hügelgräber hatten einen Durchmesser von zwanzig bis dreissig Meter und waren etwa zwei bis drei Meter hoch.
Die Kelten (lat. "celtae") waren der westlichste Stamm der Indogermanen. Sie bewohnten im Altertum ganz West- und Mitteleuropa. Zu ihnen rechnet man auch die Gallier, die Belgier, sowie die Inselkelten im heutigen England und die Galater in Kleinasien. Heute leben noch etwa 3 Millionen mit eigener Sprache und Kultur in der Bretagne, in Schottland, in Irland und der Insel Man.
Den Kelten folgten in der Besiedlung unserer Heimat die Mediomatriker, die eigentlich ein Stamm der Kelten waren. Ihre Hauptstadt war Mediomatrikum (das heutige Metz). Von dort aus vollzog sich langsam aber unaufhaltsam die eigentliche Besiedlung des Köllertaler Raumes und Sesshaftmachung der Siedler durch den allmähligen übergang von der Jagd- und Waldwirtschaft in die landwirtschaftliche Nutzung des fruchtbaren Bodens aus Lehm, Kalk und Sandschichtengemisch.Die Römer im Köllertal
Die Römer waren in unserer Heimat von 58 v. Chr. bis etwa 400 n. Chr. Sie waren eigentlich von den Kelten ins Land gerufen worden zur Abwehr der von Osten her stark vordrängenden Germanen. Einmal im Lande, unterwarfen sie die Kelten und machten sie zu ihren Sklaven.
Die keltischen Männer mussten den Römern beim Bebauen der Felder, der Rodung der Wälder, beim Häuserbau, beim Schmelzen der Eisenund Kupfererze und beim Anlegen der Römerstrassen helfen.
Diese Strassen wurden meistens auf der Höhe angelegt. Die wichtigste römische Heerstrasse führte von Metz über Saarbrücken, Kaiserslautern nach Mainz. Eine andere Strasse führte von Metz, überquerte bei Pachten die Saar und ging über Tholey durchs Nahetal über den Rhein. Eine weitere Strasse nahm von Trier aus den Weg über Losheim über Saarbrücken nach Strassburg. Zwischen diesen Hauptverkehrsadern bauten die Römer ein dichtes Verbindungsnetz
So führte eine Strasse von der Saar bei Luisental über Püttlingen, Köllertal auf der Höhe westlich des Köllerbaches nach Salbach und von da weiter über die Höhe westlich von Heusweiler nach Lebach.
Ein weiterer Weg führte von der Saar bei Luisental über die "Ritterstrasse", daher auch der so entstandene Ortsteilname, weiter über Riegelsberg, Holz, Walschied, Illingen nach Lebach und schliesslich über Nunkirchen nach Trier oder über Tholey, St. Wendel an den Rhein. über all diese, in harter Fronarbeit von den unterjochten Kelten durch die römische Soldateska und ihrem Heer von römischen Zivilbeamten erbauten Strassen, die noch heute den Namen "Römerstrasse" gehen, obwohl sie längst mit Gras, Hecken und Sträuchern überwuchert sind, wanderten auch später die Kreuzritter, beziehungsweise ritten dieselben unter Führung des deutschen Hohenstaufenkaisers Friedrich Barbarossa, Rotbart genannt, weil er einen feuerroten Bart trug, zum heiligen Land zur Vertreibung der Türken, die sich dort festgesetzt hatten.
Noch heute denke ich dabei an ein Gedicht, das wir früher in der Schule lernten:Als Kaiser Rotbart lebesamzum heiligen Land gezogen kamda musst er mit dem frommen Heerdurch ein Gebirge, wüst und leerdasselbst erhub sich grosse Notviel Steine gabs und wenig Brotund manch wackerer Reitersmannhat dort den Trunk sich abgetan.Den Pferden war so schwach im Magenfast musste der Reiter die Mähre tragenusw.In Rom war im Jahre 44 vor Christi Geburt der grösste römische Feldherr, Gajus Julius Caesar, an den Iden des März unter den Dolchstössen republikanischer Verschwörer verblutet, die von M. Brutus und C. Cassius geführt wurden. Die Römer verliessen das Land, nachdem sie im Teutoburger Wald von den Germanen unter Hermann dem Cherusker vernichtend geschlagen worden waren, der sie in eine Falle gelockt hatte. In einer waldigen Gebirgsschlucht musste sich ihr Feldheer unter der Führung des Quintilius Varus im Jahre 9 nach Christi Geburt ergeben.
Die Cherusker gingen im 4. Jahrhundert in den Sachsenstämmen des Nordens auf. Ihnen folgten die Germanen, deren Urheimat Norddeutschland, Südschweden und Jütland war. Jetzt Gesamtbenennung aller eine gemeinsame germanische Sprache sprechenden Nationen als Deutsche, Niederländer, Skandinavier und Engländer. Von Norddeutschland aus begann ihre Ausbreitung in alle Richtungen. Seit dem 8. Jahrhundert vor Christus kann von germanischen Völkern gesprochen werde, die eine bäuerliche Kultur entwickelt hatten. Zu den germanischen Völkern gehörten z.B. auch die Franken und die Nomannen. Diese Völkerscharen bemächtigten sich der linken Rheinseite bis über die Grenzen Frankreichs, der Niederlande und Belgien und drangen bis nach England vor.
Die Franken besetzten 468 Gallien und gründeten das fränkische Reich, aus dem später Deutschland und Frankreich hervorgingen. Bekanntlich liess sich Chlodwig der Frankenkönig nach seinem Sieg über die Allemannen im Jahre 496 taufen und leitete damit den übertritt seines gesamten Volkes zum Christentum ein. Er besiegte dann 500 den Burgunderkönig Gundebad, 507 den Westgotenkönig Alarich und verlegte seinen Regierungssitz nach Paris.
Seinen Söhnen hinterliess er das grösste germanische Reich des damaligen Abendlandes.
Das Reich zerfiel jedoch in den Machtkämpfen seiner Nachkommen, und es bildeten sich drei Reichsteile: Neustrien, Austrien und Burgund. Der letzte Merowinger wurde 752 von seinem Majordomus, dem aus dem Geschlecht der Karolinger stammenden Pipin, dem Kleinen, gestürzt. Majordomus nannte sich damals der oberste Hausmeyer am Hofe der Merowinger.
Aus dem Herrscherhaus der Karolinger ragte am meisten Karl der V., Karl der Grosse genannt heraus. Er regierte von 768 bis 814 und dehnte sein Reich von Polen bis Spanien aus. Er empfing im Kaisersaal zu Aachen aus der Hand des Papstes die Kaiserkrone und starb, nachdem er das Reich zwischen seinem Sohn Philipp II. und dessen Bruder Ferdinand aufgeteilt hatte im Jahr 814 als armer Mönch im Kloster von St. Just.
Die Grafschaft Nassau-Saarbrücken
Von dieser erfahren wir erstmalig um die Jahrtausenwende. So berichtet die Chronik, dass Kaiser Otto I. die Burg Saarbrücken dem Bischof Adalbero von Metz im Jahre 851 schenkte.
Mithin mussten ab diesem Zeitpunkt die Gaugrafen von Saarbrücken ihre Lehensansprüche mit dem Bischof von Metz aushandeln. Dies stiess jedoch auf keine allzugrossen Schwierigkeiten, da die Grafen einem alten Ardennengeschlecht entstammten und infolgedessen von Hause aus Nachbarn waren. Allerdings währte das friedliche Nebeneinander nicht allzu lange.
In dem ständigen Auseinandersetzungen zwischen dem deutschen Kaiser und seinen Landesfürsten, zwischen Reich und Kirche mischten die Saarbrücker Grafen kräftig mit, jedoch immer darauf bedacht, dass sie auch auf der Seite des Siegers waren, denn nur so wurde ihre Waffenbrüderschaft auch durch Erweiterung des Landesbesitzes, Zinsrechts und Rentanteile grosszügig entgolten.
Hatten die Saarbrücker Grafen einmal kein Glück und fanden sich an der Seite der Verlierer, hatten sie Pech und mussten ihren Zorn schlucken. So liess z. B. der erzürnte Kaiser Friedrich Barbarossa im Jahre 1168 die Saarbrücker Burg nebst drei weiteren Schlössern, die zum Besitz der hiesigen Gaugrafen gehörte, schleifen und entzog dem widerspenstigen Grafen auch ausserdem die Schirmherrschaft über die sehr ertragreiche Schlossvogtei Worms.
Nach dem Tode Simons des III. 1234 hinterliess dieser nur noch vier Töchter, der Sohn und Erbe war schon 1227 gestorben. Nun musste die bisher bestehende männliche Erbfolge geändert und die Erbfähigkeit der Töchter erstritten werden. Mit diplomatischer Schläue gelang es ihm, den Bischof von Metz für seinen Plan zu gewinnen. Er vermählte seine älteste Tochter Laurette mit dem Sohn des Grafen Dagobert von Aprement, welcher ein Schwager des Metzer Bischofs war. Aberdie Ehe zwischen Laurette und Geoffrey, dem Schwiegersohn des Grafen Simon III. von Saarbrücken blieb kinderlos, so dass nach dem Tod derselben ihr Neffe, der Sohn ihrer Schwester Mathilde, die auf Schloss Bucherbach im Köllertal residierte, die Herrschaft über die Grafschaft Saarbrücken übertragen wurde.
Die dritte der drei Schwestern, Gräfin Elisabeth, wurde mit dem Grafen Hugo von Lützelstein bei Zabern (franz. Saverne) hart an der elsässischen Grenze am Rhein-Marne-Kanal gelegen, verheiratet. Ihm unterstand unter anderem auch die Herrschaft über Luneville, das nicht weit entfernt lag.
Elisabeth führte eine sehr glückliche Ehe und schenkte ihrem Mann sieben Kinder. Elisabeth, die sich vielfach Gräfin von Lothringen nannte, hielt sich sehr oft im Köllertal auf Schloss Bucherbach auf. Sie war eine der ersten deutschen Schriftstellerinnen und ihre Romane und Erzählungen waren in französischer Sprache abgefasst und wurden von ihr selbst ins Deutsche übertragen. Sie war in weiten deutschen Landen als hervorragende Autorin bekannt und wurde verehrt.Die Türkenschatzungen
Im Jahre 1542 wurde von Kaiser Karl V. in seiner Bedrängnis, in die er durch den wiederholten Einfall der Türken in sein Reich geraten war, ein Gesetz erlassen, das jedem Bürger der Grafschaft Saarbrücken, denn diese gehörte ja auch zum Hoheitsbereich des heiligen römischen Reiches deutscher Nation, verpflichtete, eine Steuer zu entrichten, die die Abwehr der türkischen Landsknechte finanzieren sollte. Zur Zahlung dieser Steuer wurde jeder Staatsbürger je nach seinem Vermögen oder seinem Arbeitsentgeld herangezogen. Vom Kapitalwert mussten 0.5 % entrichtet werden, bei einem Vermögen unter 100 Gulden betrug die Steuer 5 Kreuzer. Verfügte der Veranlagte über weniger als 20 Gulden Besitz, so betrug die Steuer 4 Kreuzer. Der Wert des Gulden betrug 15 Batzen, ein Batzen wiederum entsprach 4 Kreuzern. Wer kein Vermögen besass, musste trotzdem Steuern bezahlen.
Selbst der Knecht oder die Magd am fürstlichen Hofe mussten von ihrem Lohn Steuern bezahlen.
Nach dem Grafen Johann Ludwig, der um 1542, der Zeit der Steuererhebung, in Saarbrücken regierte, folgte dessen Sohn Ludwig. Dieser liess das Saarbrücker Schloss im Jahr 1602 völlig neu umgestalten. Dieser Umbau schien ihm nötig, da er neben seinem Hofgesinde auch noch eine Familie mit 14 Kindern zu ernähren und unterzubrigen hatte. Leider verflog dieser fürstliche Aufwand wie Spreu im Wind, als die Kriegsgreuel über das Land an der Saar hinwegfegten. Später musste er mit seiner Familie noch vor der Pest flüchten und suchte Schutz im Neunkircher Schloss, so dass in Saarbrücken wieder alles verwahrloste.
Immerhin konnte er noch in seinem Lande bleiben, während sein Sohn und Nachfolger, der Graf Wilhelm Ludwig von Saarbrücken mit seiner Familie nach Metz fliehen musste, um so den Gewaltmassnahmen der streitenden Grossmächte zu entgehen, wo er auch am 22.08.1640 verstarb.
Auch dem Grafen Gustav Adolf, dem Sohn und Nachfolger als Schlossherr in Saarbrücken war kein dauernder Aufenthalt im Erbschloss seiner Väter beschieden. Ungefähr 25 Jahre nach Beendigung des Dreissigjährigen Krieges bliesen die Türken erneut zum Angriff und die deutschen Fürsten, unter ihnen auch Graf Gustav-Adolf und sein Bruder Walrad von Usingen mussten dem deutschen Kaiser zu Hilfe eilen. Gustav-Adolf fiel bei dieser kriegerischen Auseinandersetzung auf dem Schlachfeld am Kocherberg bei Strassburg 1677 und hinterliess eine Witwe mit drei unversorgten Kindern.
Nun begann für die Gräfin Eleonore-Klara, um die es sich hier handelt, eine schwere Zeit. Im Schlosse von Saarbrücken, wo sich eigentlich der Regierungssitz befand, konnte sich die Gräfin nur selten aufhalten, denn dort hatte sich meistens fremdes Militär einquartiert und die Forderungen der Besatzungsruppen, die kein Ende zu nehmen schienen , wuchsen ihr langsam über den Kopf. So blieb ihr am Ende nichts anderes übrig, als ihren Wohnsitz nach Schloss Bucherbach im Kö llertal zu verlegen, von wo aus sie versuchte, ihre Schulden nach und nach abzutragen. Die Beamten ihrer Regierung blieben aber meistens in Saarbrücken, denn von dort aus mussten die Regierungsgeschäfte weiter abgewickelt werden. Nur die notwendigsten Mitarbeiter nahm sie mit und schränkte so ihren Hofstaat auf ein Minimum ein. Von diesem Zeitpunkt datieren auch die ersten Landverkäufe, die sie vorzunehmen sich gezwungen sah.
Als erste Landerwerber traten damals meine Ahnen, mein Urahn Sebastian Rupp und sein Schwiegervater Sebastian Türk, die beide in Rittenhofen ansässig waren, auf.
Sie erwarben gemeinschaftlich von der Gräfin den Bann Rittenhofen in einer Gesamtgrösse von 700 Morgen und zwar kaufte Sebastian Türk, oder Ritt von Rittenhofen, wie er auch genannt wurde, 2/3 der Grundstücke und Sebastian Rupp, mein erster bekannter Vorfahr und Schwiegersohn von Türk den Rest.
Gräfin Eleonore Klara starb im Jahre 1709. Ihre Initialen, sowie die ihres Gatten und ihrer beiden Söhne sind in der Schlosskirche in Saarbrücken auf einer Gedenktafel verewigt, obwohl keiner dieser Familie hier beerdigt wurde. Gustav Adolf gründete 1673 in Klarental eine Glashütte, die er nach dem Namen seiner Frau benannte, woher der Ort Klarental auch noch heute seinen Namen besitzt. 1689 richtete sie in Saarbrücken die erste Poststation ein. Diese internationale Postlinie verlief von Heidelberg über Saarbrücken und erreichte dort über Völklingen, Saarlouis, Tromborn, Etangs-de-Beulay den Anschluss nach Metz. Diese Linie hatte die Gräfin beim Intendant de Justice, Police et Finances der Saarprovinz mit Sitz in Homburg durchgesetzt. Die überlieferung berichtet, dass Gräfin Eleonore Klara trotz ihrer grossen persönlichen Sorgen segensreich für unsere Heimat wirkte.
Ihr Sohn Ludwig Craft, der 1709 nach ihr die Regierung der Grafschaft Nassau-Saarbrücken übernahm, folgte ihr schon vier Jahre später im Tode im Jahre 1713. Er war unverheiratet und so übernahm sein jüngerer Bruder Karl Ludwig die Regierung.
Im Jahre 1722 verstarb der Fürst Georg August von Nassau, wodurch die Herrschaften von Nassau und Idstein an Karl Ludwig und seinen Schwiegervater, der zugleich sein Onkel war, fielen. Seine Gemahlin, Christine von Ottweiler, verlor jedoch ihre Kinder vor dem Tode ihres Mannes 1723, und liegt auch nicht hier begraben, weil sie in zweiter Ehe den Landgrafen Friedrich Jakob von HessenHomburg heiratete. Ihr Vater, Graf Friedrich August von Ottweiler übernahm 1723 nach dem Tode Karl Ludwigs im Alter von 72 Jahren die Regierung in Saarbrücken, regierte jedoch weiterhin von Ottweiler aus die Saarbrücker Grafschaft und starb 1728.
Wilhelm Heinrich
Nach Friedrich August ging die Grafschaft Nassau-Saarbrücken in den Besitz des Fürsten Wilhelm Heinrich über, da der männliche Stamm der bisher regierenden Linie des Grafen Karl Ludwig ausgestorben war.
Der Grossvater Wilhelm Heinrichs, Graf Waldrad zu Nassau-Usingen, war der Bruder des Grafen Gustav Adolf, des Vaters von Karl Ludwig.
Fürst Wilhelm Heinrich war aber erst 10 Jahre alt, als Friedrich August starb. Infolgedessen regierte seine Mutter, da sein Vater, der ebenfalls Wilhelm Heinrich hiess, schon 1718 verstorben war, bis zu seiner Volljährigkeit für ihn in Saarbrücken.
Wilhelm Heinrich wurde am 06.03.1718 als Sohn des Fürsten Wilhelm Heinrich zu Nassau-Using und der Gräfin Charlotte Amalie von NassauDillenburg. Das geschichtliche Antlitz der Stadt Saarbrücken wurde von ihm und seinem weltberühmten Baumeister Hans Joachim von Stengel, sowie von einem tüchtigen Beamtenstab geprägt, die einen modernen Staat, d.h. den damaligen absolutistischen Verhältnissen entsprechenden Obrigkeitstaat schufen. Die Entwicklung vom Agrarstaat zu Beginn seiner Herrschaft hin zum modernen Industriestaat ist das Werk Wilhelm Heinrichs und seiner tüchtigen Mitarbeiter.
Glas- und Eisenhütten wurden gegründet, der Bergbau gefördert, ein modernes Handelszentrum geschaffen. Dies alles vollzog sich unter einem Herrscher, für den nur der "Herr-im-Hause"-Standpunkt galt und auch praktiziert wurde.
Die angeworbenen Arbeitskräfte aus dem Hunsrück, der Eifel, des benachbarten Lothringen und der Schweiz, sowie die einheimischen Landleute, die aus der Landwirtschaft in die Industrie abwanderten, sie alle mussten froh sein über den Arbeitsplatz in den Betrieben. Die Arbeitszeit war auf 12 Stunden festgesetzt, die gezahlten Löhne sind an heutigen Massstäben nicht zu messen. Soviel steht fest: Es wurden nur Hungerlöhne gezahlt, von Gewerkschaften oder Rechtsvereinen sprach noch niemand. Aber darüber soll an anderer Stelle die Rede sein.
Das Landvolk war noch miserabler dran. Ehemals hatte noch die Leibeigenschaft geherrscht, die allerdings von König Ludwig dem XIV. bei Gründung der Saarprovinz im Jahre 1680 abgeschafft wurde. Leider dauerte es jedoch noch einhundert Jahre, bis dies in das letzte Dorf durchgesickert war. Bis dahin entwickelte sich ein System von Freien und Schafftbauern. Freien waren dabei diejenigen Bauern, die zusammenhängende Güter von der Grafschaft erwarben, ihren Jahrespacht an den eigentlichen Grundherren, den Grafen entrichten mussten und im übringen freie Bauern waren.
Schafftbauern waren diejenigen, deren äcker und Wiesen, in einzelne Felder von verschiedener Grösse aufgeteilt, immer noch Eigentum des Grafen waren. Von den Schafftbauern musste dem Grundherren der Zehnte in Frucht, Vieh und Geld entrichtet werden, der in der Regel an "Martini" fällig wurde. Die Pächter solch kleinerer Felder konnten über Generationen auf diesem Land bleiben, was jedoch eher eine Art Vererbung im Knechtsein darstellte. Sie hatten gewisse Freiheiten in der Bewirtschtung der ihnen anvertrauten äcker und Wiesen.Die Verhältnisse im Köllertal
Ursprünglich hatte sich das Köllertal im Besitz der Grafen von Saarbrücken befunden. Im Jahre 1235 fand eine Teilung der Ländereien statt und die Gräfin Mathilde erhielt unter anderem dieses Fleckchen Erde. Sie nannte sich fortan "Domina vallis Coloniae", d.h. Herrin des Köllertals.
Dieses Köllertal bestand damals aus den Höfen Kölln und Heusweiler, Bucherbach, Sellerbach mit Strassen, die Köllner Mühle, Etzenhofen, Walpershofen, überhofen, Hilschbach, Güchenbach, Dilsburg, Huesweiler, Rittershof, Numborn, Kirchhof, Hirtel, Lebach, Niedersalbach, Herchenbach, Kurhof, Bietscheid, Sprengen und Elm, sowie das Jagdschloss Neuhaus im grossen Köllertaler Wald.
Nach den Aufzeichnungen des Herrn Pfarrer Rug bringt das Jahr 1542 eine erste vollständige Liste der Haushaltsvorstände. Damals wurde im gesamen Deutschen Reich (wie erwähnt zur Abwehr der Türkengefahr) eine Steuer erhoben. So wurden dann auch sämtliche Familien im Köllertal erfasst.
Nach dieser Liste musste jeder Einwohner entsprechend seines Einkomens Steuern zahlen.Etzenhofen 5 FamilienSellerbach 14 FamilienEngelfangen 6 FamilienKölln 5 FamilienRittenhofen 8 FamilienHerchenbach 4 FamilienHinzu kommen noch die Bewohner des Schlosses Bucherbach, der Pfarrer, vier Hirten, vier Schäfer, acht besteuerte Knechte und neun Mädge. Nach dieser Aufstellung wäre auf 42 Haushaltungen zu schliessen, die wahrscheinlich als Vollbauern zu betrachten sind.
Auf eine ganz ähnliche Zahl kommt Pfarrer Rug bei der Aufzählung der Vogteien, d.h. der leibeigenen Bauerngüter, die zwar erst für das Jahr 1684 bekannt ist, aber die Zustände vor dem 30-jährigen Krieg wiedergibt. Die Zahl der Vogteien in unseren sieben Dörfern wird mit 44 angegeben. Rechnet man die Frauen, die Alten, die Kinder und das Gesinde hinzu, kommt man auf eine ungefähre Einwohnerzahl von ca. 250 Seelen. Im Jahr 1948, nachdem Köllerbach eine amtsfreie Gemeinde wurde, betrug diese Zahl bereits 5.632 und heute (d.h. 1969) sind es schon über 8.000 Seelen, die ihre Heimat hier gefunden haben.
Das fruchtbare Köllertal bildete einen guten Anziehungspunkt für siedlungsfreudige Bauern und Handwerksleute, die von Dorf zu Dorf zogen und den Bauern in deren Häusern die notwendigen Instandsetzungsarbeiten und Neuanfertigungen vornahmen. Wer kennt heute noch die alten "Pfannengiesser", den Schuster, der in jedem Haus die notwenigen Arbeiten vornahm, die Näherin (oder "Nähtersch" wie sie damals genannt wurde), den Schmied, den Zimmermann, den Kürschner, den Weber, den Siebmacher oder wie die Handwerksleute alle hiessen, deren Berufe ausgestorben oder doch einem veränderten Berufsbild gewichen sind?
Sie alle gaben sich zur Winterszeit ein Stelldichein, wo sie bei Bedarf auch einmal zum "Getreidedrusch" auf der Tenne eingespannt wurden. Damals gab es keine Mähdrescher oder Dreschmaschinen und so konnte man in jedem Köllertaler Bauernhaus im Winter den Takt der Dreschflegel hören. Da waren die reisenden Handwerksleute eine willkommene Hilfe. Nach dem "Drusch" wurde das Stroh zu Garben gebündelt, das Getreide mit der Spreu durch die Windmühle gedreht und dort abgesondert. Die Frucht wurde dann in Wannen auf die Speicher gebracht, um später bei Bedarf zur Mühle gefahren zu werden.
Das war auch noch in meiner Kindheit ein Abenteuer für uns Jungen, wenn wir in Elm oder in der alten "Mayersch-Mühle" dem von Wasserkraft in Bewegung gehaltenen Mühlrad zusehen und wissbegierig dem Mahlstock unsere Aufmerksamkeit widmen konnten, wie er das Getreide zu Mehl quetschte und die Kleie vom Mehl trennte, nachdem es durch Siebe, die vom Mahlwerk gleichzeitig geschüttelt wurden, gesiebt und gereinigt wurden. Das Mehl und die Kleie wurden getrennt in Säcke gefüllt, der Mahllohn entrichtet und schon ging es wieder nach Hause, wo die Mutter mit dem Brotbacken beginnen konnte.
Als Treibmittel für den Teig wurde damals noch keine Hefe verwendet, sondern man bereitete die Teigmasse aus Roggenmehl und Wasser unter Beimengung von Sauerteig, den man sich vo einem Backtag zum anderen verwahrte. Die Masse wurde ca 24 Stunden lang ziehen gelassen, noch einmal durchgeknetet und dann wieder acht Stunden gären gelassen. Danach wurde der Teig erneut in sog. "Brotkurbeln", aus Rohr geflochtene Schalen, die etwa eine Menge von ungefähr 5 Kilo fassen konnten, geknetet und nocheinmal hinter den warmen Ofen zum Treiben gestellt. Erst dann wurde das Brot auf Blechen gestürzt und in den Hausofen geschoben.
Zwei Stunden später konnte dann das gebackene Brot aus dem Ofen gezogen werden. So wurden jedesmal 8 bis 12 Brote gebacken, bei einem durchschnittlichen Gewicht pro Laib von drei bis fünf Kilo. Der so gebackene Vorrat reichte uns für 14 Tage und dann war der nächste Backtag gekommen. Dieser Rhytmus wickelte sich das ganze Jahr ab.
Die erwähnte "Meyersch-Mühle", die sich in Püttlingen in der Nähe des Bahnhofes, von dem damals allerdings noch niemand wissen konnte, befand, ist heute nur noch in Ruinen zu sehen und ähnlich erging es auch der Köllner Mühle, wo neben dem Mahlen des Mehls auch öl aus Raps gepresst wurde, das als Speiseöl die Vorräte der Haushalte ergänzte.
Der "Mühlengraben", der in Walpershofen vom Bach abgetrennt worden war, setzte dort, wo sich heute das Bahnhofsgelände und die Kugellagerfabrik befinden, das grosse Mühlrad in Bewegung. Wahrhaft romantisch konnte man damals noch unsere Heimat, das traute Köllertal nennen. Nicht umsonst konnten sich meine Vorfahren nicht von ihrer Heimat trennen, die man neidvoll die "Kornkammer des Saarbrücker Grafenhauses" nannte. Nicht umsonst hielten sich in den Sommermonaten die Saarbrücker Gräfinnen so gerne hier im gottgesegneten Köllertal auf.
Wie glücklich wir waren, wenn wir mit unserem Vater zur Herbstzeit auf dem Bauernwagen mit dem zu verkaufenden Getreide zur Baumschen Mühle nach Saarbrücken fahren durften, oder den Kappes (lies: Weisskraut) und die Kartoffeln dorthin zum Markt brachten, die Pferde im Gasthof Riem an der Saarbrücke in den grossen Ställen abstellten, wo sie von den Pferdeknechten versorgt wurden, während Vater und Mutter ihre Einkäufe erledigten. Dieses Ereignis wiederholte sich, wenn wir einen Wurf Ferkel oder ab und zu ein fettes Schwein auf dem Saarbrücker Markt absetzen konnten.
Noch ein Wort zu den Saarbrücker Gräfinnen, die das Köllertal zu ihrem Lieblingsaufenthalt nutzten. Es waren dies die Gräfinnen Mathilde oder Mechthild, wie sie auch genannt wurde, deren Erbteil das Schloss Bucherbach hier war. Ihre Schwester Elisabeth, die mit einem Grafen von Lützelstein verheiratet war und auf der Lützelburg bei Pfalzburg in Lothringen unweit der elsässischen Stadt Saverne residierte. Elisabeth war denn auch die erste deutsche Frau, die hier schriftstellrisch tätig war,und deren Romane vom Französischen ins Deutsche übersetzt wurden. Man nannte sie auch die "Elisabeth von Lothringen".
Die beiden genannten waren Schwestern, lebten an der Wende vom 12. ins 13. Jahrhundert und waren Töchter des Grafen Simon von Saarbrücken. Die Dritte war die Gräfin Eleonore Klara, die leidgeprüfte Gattin des bei Strassburg im Jahre 1677 gefallenen Grafen Gustav Adolf. Sie war auch diejenige, die einen Teil ihrer Ländereien im Köllertal an meinen Urahn, den bereits erwähnten Sebastian Rupp und dessen Schwiegervater Sebastian Türk oder Turich, genannt Ritt von Rittenhof den veräusserte, um ihre Kriegsschulden an die hier lagernden fremden Truppen begleichen zu können.
Zurück zu Wilhelm Heinrich, den vorletzten Saarbrücker Fürsten. Wie bereits geschildert, war dieser ein gebildeteter, weit gereister Mann, der lange Jahre im Ausland gelebt hatte und an der Sorbonne in Paris, in Strassburg und in der Schweiz studierte. Er verstand es meisterhaft, einen verlotterten Bauernstaat in einen blühenden Industriestaat umzuwandeln.
In vielen Ländern Westeuropas hatte er Land und Leute kennengelernt und die Kenntnisse erworben, einen Staat nach eigenem Geschmack formen zu können. Er umgab sich mit einem fähigen Beamtenstand und beschäftigte eine grosse Anzahl französischer Fachleute, musste aber, wie viele vor oder nach ihm, auch seine "Suppe nur mit Wasser kochen".
Was lag also näher, als mit Krediten zu arbeiten, wenn das eigene Vermögen nicht reichte. Zuerst wurden die Bürger seinen Staates, die Bewohner der Grafschaft Saarbrücken zur Kasse gebeten. Man erfand hundert neue Steuerarten, als ob nicht schon in früheren Jahren vor der Regierung Wilhelm Heinrichs seine Vorfahren die Untertanen kräftig zur Ader gelassen hätten. Da waren nun der sog. "Zehnte", der vom erwirtschafteten Ertrag abgeführt werden musste, das "Frongeld", das Recht auf das "Besthaupt", das "Schafftgeld", die Getreideabgabe, Kapaunenabgabe, "Erkermastabgabe", also die Abgabe fetter Schweine, die auf der Buchecker- und Eichelweide gemästet wurden und und tausend andere Arten, aus dem Ertrag der Untertanen bei der Vieh- und Landwirtschaft zu profitieren.
Es wurde nichts ausgelassen, worin die Grafschaft nicht ihre Finger hätte stecken können. Wer sich von dieser Art Leibeigenschaft loskaufen wollte, musste zahlen, und wenn das Geld dazu fehlte, und es fehlte immer, musste er es durch jahrelange Knechtsarbeit abverdienen. Wenn ein Mädchen heiraten wollte, musste dazu die Grafschaft die Genehmigung erteilen, die nur dann erteilt wurde, wenn es ein Jahr lang in gräflichen Diensten gearbeitet hatte.
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