Blog Honig

Dienstag, 16. Oktober 2012

warum ich schuld bin

an der bombardierung serbiens und wie ich mich auf carta dafür rechtfertige.

jetzt ist es raus: ich war mal ein kriegstreiber ...



[..] Und da Sie, hardy, es nun offen zugegeben haben …
ich möchte jetzt nicht die diskussion führen, die ich “damals” geführt habe in einem umfeld, das definitiv “links” war aber eben noch in der lage, zuzuhören, das eigene am anderen zu messen und ggfl. zur eigenen überraschung und freude etwas dazuzulernen.

ich müsste eigentlich auch noch auf den ersten irakkrieg zurückgehen, den moment, in dem ich in südfrankreich in der libé las, was gerade passiert war – und die aufmarschpläne, die von der libé (blatt der alt 68er) eindeutig _gutgehiessen_ wurden, während zuause der pazifismus sich mit “kein blut für öl” verlustierte. 
man kann und darf also durchaus eine eigenständige sicht auf die dinge haben – und meine hatte eher probleme mit dem “kein blut für öl”. damit, daß in frankreich die kommunisten und lePen _zusammen_ gegen maastricht agitierten.

oder mit dem, wie sich die deutsche friedensbewegung, als deren anhänger ich mich doch mal verstanden hatte, in sachen ex-jugoslawien verhielt. für deren feigheit hatte ich nur verachtung. für die ist nur krieg, wenn die amerikaner etwas böses tun. und der milosevic war ja kommunist, sprich links, so einer darf schon mal verbrechen begehen. ist ja einer “von uns”. ach? für mich war und ist der ein verbrecher und völkermörder. 
als ich damals im forum für den einsatz der bundeswehr in serbien argumentierte, war DCB gerade so weit und joschka fischer noch relativ weit weg von dieser position, es gab einen rheinländischen jungen cduler, der mit kohl über kreuz lag, der das so sah. der postminister war noch nicht ganz so weit. es waren nicht gerade viele, die das so sahen. eher eine klitzekleine minderheit mit so etwas wie einem gewissen … 
ich würde übrigens heute genau so argumentieren. 
das lag wahrscheinlich einen gutteil daran, daß ich da in rupert neudecks berichte im dlf, in das wortradio ganz allgemein, einfach mehr vertrauen setzte als in das, was der mainstream so tat, um den deckel drauf zu halten, was gerade vor unserer haustür und in unserem verantwortungsbereich passierte. 
ich erinnere mich, damals in meinem pazifismus mehr george orwell und seinem einsatz im spanischen bürgerkrieg zugeneigt zu haben, als dem, was mir hier als “pazifismus” verkauft werden soll und doch nur eine peinliche selbstrechtfertigungsstrategie ist, sich der welt nicht auszusetzen. 
damals habe ich gelernt, militär als “polizei” zu verstehen. 
dann kam george bush … 
danach war es mir unmöglich, das auch in punkto libyen etwa so zu sehen. heute werden kriege unter dem mäntelchen des pazifismus oder der menschenrechte geführt – das hat nichts mit dem zu tun, was ich in sachen ex-jugoslawien dachte und immer noch denke, auch wenn man _im nachhinein_ ja immer alles besser weiss und dinge differenzierter betrachten, vielleicht sogar punkte berken kann, wo man am ende doch der propaganda aufgesessen ist. komplexe sache das … 
standpunkt geklärt? 
ich bin immer noch pazifist …

  • kleines ps: die lage war damals, sprich als der bürgerkrieg in ex-jugoslawien ausbrach, übrigens äußerst komplex und offenbarte, daß sich europäische mächte in vollkommen unzeitgemäße WKII-attitüden eingerichtet hatten: franzosen und engländer waren von genschers hopplahopp anerkennung krotatiens ziemlich irritiert, was hier zunächst weder bemerkt noch groß thematisiert wurde.

    diese konfusion und widersprüchlichen signale haben natürlich eine menge gedanklicher nischen eröffnet, in dem man am warmen herd zuhause pazifismus mimen konnte und die argumente dafür frei haus zugeliefert bekam. franzosen und engländer haben damals mit ihrer klandestinen unterstützung der serben die ganze chose zu allem überfluss in die länge gezogen wie heute rußland und china die situation in syrien.

    in dieser situation habe ich meine erste email verfasst. diese ganzen europäischen kindergartenzänkereien konnten nur von aussen aufgelöst werden. interessante erfahrung: ich war regelrecht froh, als die amerikaner eingriffen.

    “wahrlich finstere zeiten, in denen ein mann gezwungen ist, dinge zu denken, die zueinander in widerspruch stehen”, um mal einen klugen mönch zu bemühen ;-)

    sehr schwer in einer zeit, in der manche schon schwierigkeiten mit einem haben und finstere verschwörungen bemühen müssen, um sich die welt zu erklären.

    war mal einfacher.

  • Keine Kommentare:

    Kommentar veröffentlichen