Donnerstag, 1. September 2016

deutschland nervt ...

war der titel meines ersten blogs zu einer zeit, als man seine meinung noch nicht im sekundentakt ins internet ballern konnte und sich genau das wünschte. wie das so ist mit wünschen: wenn sie sich erfüllen, verflucht man sich oft dafür, sie je gehegt zu haben. oder die kleine raupe nimmersatt hat den ganzen tag zu tun, schlaraffenland ahoi, vielleicht befördert es ja die transformation in einen schönen schmetterling.

im moment beobachte ich da, also bei twitter, nur den (imho vergeblichen) versuch, sich durch besagtes schlaraffenland zu arbeiten.  drei minuten auf twitter, fast nur umgeben von menschen, die ich so zu schätzen gelernt habe in den letzten jahren, lösen allerdings bei mir nur einen fluchtinstinkt aus: das hamsterrad, der nie endende kampf zwischen gut und böse. wenn ich ehrlich bin: eine folge von - sagen wir mal - preacher (gut & böse & so ...) scheint mir dann verlockender. also verzichte ich mal auf eine meinung und gucke eben etwas in der art "preacher" oder "hercule poirot".

oder höre radio und denke: "ah, deutschland nervt!".

wann haben wir uns eigentlich in ein land verwandelt, in dem nur noch nervensägende jammerer und hysterische verschwörungsheinis zu existieren scheinen und gefühlt alle drei sekunden die welt untergeht?


seit wann ist es eigentlich so, daß wenn etwas geschieht, sagen wir mal eine eu-richtlinie zur netzneutralität publik wird, die, wie ich so lese, die durchaus einiges an zustimmung findet, sich sofort jemand, der jammert und warnt - witzig: die spd hat eine netzpolitische sprecherin.


habe ich schon gesagt, daß die SPD nervt?

mich hat auch boris palmer mit seiner nölerei und seinem alarmismus genervt vor einem jahr - und jetzt? irgendwie klingt er jetzt kleinlaut.

seit einem jahr wird über einen satz gejammert, der untergang des abendlands an die wand gemalt, rechte arschlöcher kotzen in jedes hingehaltene mikrofon ... wegen "wir schaffen das"????

deutschland geht mir so was von auf die nerven mit seiner bereitschaft, jeden vollidioten mit einem sack voller gejammer ernster zu nehmen als eine schlichte aufforderung, jetzt mal anzupacken, zuzuhören.

was dabei herauskommt, können wir ja wahrscheinlich am sonntag in einem von diesen zugezogen neubundesländer, dessen name mich heute so wenig interessiert wie damals, als man diese ecke noch "drüben!" nannte, gewählt wird.

"blühende landschaften". den scheiss haben die damals tatsächlich geglaubt. naja, klang wahrscheinlich nach "wir schicken euch ein paar gärtner und einen haufen geld, das wird schon" und weniger nach "krieg mal deinen arsch hoch und demonstriere, was ein deutscher mit anstand ist!". witzig, daß es dieses faule pack heute wagt, den begriff "deutsch" zu okkupieren.

im grunde ist es wohl genau das: die ganzen jammerer wollen weiter faul auf der couch rumliegen und an allem rumnölen, an dem andere (die man dann der "witzigkeit" halber höhnisch "bahnhofsklatscher" tituliert) arbeiten.

das nervt.

daß die wenigsten ihre zeit damit verbringen, etwas konkretes zu tun, damit die welt oder - na gut, von mir aus - erst mal das land besser wird. menschen, die fremde in not mit offenen armen empfangen und ihnen - bei allen schwierigkeiten - beim start helfen, sind da, finde ich jedenfalls, ein guter anfang.

naja, es scheint gerade zwei deutschlands zu geben.

das, in dem selbstgefällige hysteriker alle drei minuten vor einem nervenzusammenbruch stehen - also das, auf das wegen des größeren unterhaltungswerts wegen des appeals an die niederen instinkte die kameras und mikrofone gerichtet sind - das der faulen säcke, die immer noch auf den gärtner warten.

dieses deutschland nervt. aber so was von.

das andere, das all der guten menschen, die an dieser vorstellung einer besseren welt, eines besseren landes, arbeiten statt zu jammern, läßt hoffen, daß die letzten 70 jahre vielleicht nicht vergeudet waren und wir irgendwann mal dieses zugewanderte völkchen jenseits der mauer doch integriert bekommen.

aber, damit müssen wir in zeiten beschleunigter wahrnehmung wohl leben: wir lesen immer nur die namen von irgendwelchen arschlöchern, die andere leute umbringen.

wir lesen viel zu selten die namen von den leuten, die umgebracht worden sind - und wir erklären viel zu selten, was wir an was "gut" finden, oder wie wir uns eine gute zukunft vorstellen. weil es ggfl. einfacher ist, auf dem schulhof das arschloch raushängen zu lassen, wenn man sich von pubertierenden vollidioten umzingelt fühlt und mitspielen will.

wo das endet, das sollte "der deutsche" nur zu genau wissen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen