warum dieses internet menschen dazu verleitet, in die kiste der ganz großen worte und der ganz großen gefühle zu greifen und sie wie bonbons auf einem karnevalsumzug breitflächig zu verteilen.
okay, ich verstehe, warum debile grottenolme - plötzlich an's tageslicht eines breiten publikums gezerrt - sich prompt erleichtern und dann ganz stolz ihre eigenen exkremente feiern als seien sie heldentaten. die seite "Perlen aus Freital" setzt dem ja ein denkmal, stapelt das erbrochene tiefgefroren aufeinander, läßt einen teilnehmen an der abgrundtiefen erbärmlichkeit des mitbürgers, der einen eben noch im ortsladen so nett grüßte ... und sich nun im zwielicht eines monitors in einen mr hyde verwandelt.
sich einfach mal traut, alles rauszulassen. wird man ja wohl noch mal sagen dürfen, oder?
man ist ja anonym und genug andere, die offensichtlich gerade die selbe mutation durchlaufen, haben sich hinzu gesellt, so daß man sich vor ihnen aufspielen und noch "einen drauf setzen" muss, will man nicht untergehen im anschwellenden bocksgesang. die sprache ist dabei die derer, die in der schule immer so ihre schwierigkeiten hatten und sich nun die worte entlang der im privatfernsehen herausgehörten buchstabenfolge zurecht buchstabieren müssen.
herr im himmel, wenn da steht "brügeln", dann ist das eben kein witziges kleines hipster-wortspiel mit einer flämischen malersippe in all ihren varianten, mit dem das gewitzte kleine kerlchen aus der vorigen post bloß die synapsen seiner leser zum tanzen bringen wollte.
leider hat der junge mann es in der schule nicht mehr bis zum "P" im alphabet geschafft und ist wahrscheinlich nach dem "I" ausgestiegen, geistig, hat sich in der folge dem spiel auf seiner kleinen daddelmaschine hingegeben. in der ersten klasse und hat dann nie wieder aufgeholt, bevor man ihn am ende der hauptschule unbelehrt aber mit der fähigkeit gesegnet, knöpfe auf seiner daddelmaschine zu drücken, auf die menschheit losgelassen hat. "here he is now, ready to entertain us" wie leicht variiert mal einer meinte, der auch einen kopfschuss hatte.
manche menschen sind halt so, ach was, wahrscheinlich eine ganze menge und siehe da: sie lernen jetzt schreiben, seit sie entdeckt haben, daß die neuen kleinen daddelmaschinen nicht nur zum telefonieren da sind oder zum lesen abenteuerlicher verschwörungsgeschichten in dieser fremden welt namens "internet". sondern auch um ihrer meinung mal freien lauf zu lassen.
okay, es ist nicht schön, sich darüber lustig zu machen, verstehe, dazu ist die sache zu ernst, schon klar, aber mal im ernst, je ernster eine sache ist, um so ernster sollte, ja muss man sich geradezu über sie lustig machen, oder?
ich kannte da mal eine deutschlehrerin. nein, nicht meine, die war jung und süß, nein eine, die ihr gewerbe schon unter (du weisst schon wem), den österreichischen schnauzer gelernt hatte und damals - so hat sie mir mal erzählt, als ich sie so mit dem taxi durch die gegend fuhr - konnte man als frau nur lehrerin werden, wenn man "ungeöffnet" war. also unverheiratet und vor allem eben unberührt. die war nett. okay, alt. aber nett. ein bißchen seltsam, okay. die hat mir immer krimis geschenkt, die sie gelesen hatte ... und sie las eine menge krimis - die hätte nie "brügeln" geschrieben, vielleicht "bügeln" und dann gekichert.
wie auch immer, wenn ich diese jungs (und es sind ja meistens jungs, nicht daß nicht auch mädchen primitive vulgäre archlöcher sein könnten, aber naja, die da sind in der mehrzahl jungs), also wenn ich diese jungs so lese, muss ich immer an diese alte lehrerin denken. die hatte nämlich eine seltsame angewohnheit. die korrigierte die krimis, unterstrich fehler rot, schrieb lustige anmerkungen an den rand der seite und gab jedem buch am ende eine note oder pinnte einen kommentar auf seite 2: "zu viel sex. zu viel gewalt!" hilfreich so was, kann ich da nur sagen. vor allem, wenn man als junger lesender mensch genau auf diese art pulp stand.
wenn ich also diese naturburschen in ihrer ganzen abgrundtiefen dummheit so lese, überkommt mich ab und an die lust, die auch zu korrigieren, dinge an den rand zu schreiben, sie zu benoten, ihnen die versetzung zu verweigern und noch mal für ein jahr eine ehrenrunde machen zu lassen.
okay, wenn du dich von dieser aus- und abschweifenden kleinen ouvertüre nicht hast abschrecken lassen, noch mitliest und vielleicht ein klitzekleines bißchen spaß hattest an der vorstellung des blogautoren als alter jungfer mit manischem korrekturtick, dann würde ich jetzt, wenn du keine bessere idee hast, gerne zum eigentlichen teil dieser post kommen, dem, was ich immer noch nicht so ganz verstehe in sachen große worte, große gefühle und all so was im internet.
das wäre dann der teil, in dem ich mich vielleicht ein klitzekleines bißchen lustig mache über eine ebenso ernste sache, nämlich meinem unverständnis für die plötzliche sehnsucht meiner mit intelligenz geschlagenen mitblogger, sich für ganz große ideen und gefühle zu begeistern, als sei eine art frühling ausgebrochen.
frisch verliebt in die revolution ...
schon okay, heute ist es ganz einfach, ein revoluzzer zu sein. keine obrigkeit kommt mehr angedackelt, tritt dir die tür ein, weil du in irgendeinem käseblatt, das du (sagen wir mal) "blues" nennst und darin ein bißchen zu viel sympathie für die RAF bekundet hast.
die zeiten sind ja vorbei und heute wird die revolution als solche gerne schon mal von (hüstel) "deutschen" (hüstel) "nachrichten"-portalen ausgerufen, in denen jeden tag das ende der welt, des euro, der nato oder der knäckebrotherstellung beschworen wird in diesem dramatischen sound gut finanzierter blödianmelkereien. wo eine nachfrage ist, gibt's halt auch ein angebot und heute gehört so eine gepflegte "revolution" ja schon zum immer wieder gerne gebuchten betriebsinventar "großer" worte und ganz ganz "großer" gefühle. das geht soooo deep. in echt! revolution hier komme ich.
okay, nicht nur beim intellektuellen proletariat, das sich dort verausgabt, das ende vonwasweissichauchimmer rituell zu beschwören ("du musst nur fest dran glauben, dann kommt es schon!") erfreut sich - naturbedingt - die revolution auch und immer noch bei dem, was man wohl früher, als man noch wusste, was das war, gerne die "linke" zu nennen pflegte, einer nicht vergehen wollenden beliebtheit. ebenso fleissig wie auf besagten (hüstel) "nachrichten"-seiten wird auch in den fachblättern für die einzige art, "richtig" links zu sein, also beim gefecht vor spiegel und den ganz ganz ganz nachdenklichen seiten ("DENK!MAL!NACH!") im kommentariat die revolution beschworen, tagein tagaus und auch dort steht sie ganz unmittelbar bevor. morgen, maximal übermorgen ... na gut, die elende troika, der IWF und die bundesregierung versuchen mit händen und füssen sie zu hinterteiben ...
einigen wir uns auf samstag? also in einer woche. in einem jahr. und vor allem: auf einem anderen planeten ... bis dahin ist ja noch ein bißchen zeit, drüber zu reden, oder? kann ja nicht schaden, ausführlich drüber geredet zu haben. wenn sie dann kommt, ist jeder teilnehmer eines solchen kommentariats bestens vorbereitet.
aber, daß sie kommt, das ist ja wohl klar. oder?
[okay, an der stelle, an der ich mich jetzt gerne über aktuelle hashtags à la "#thisisacoup", "#notmyeurope" oder am besten "#boycotgermany" lustig gemacht hätte, habe ich einfach mal aufgehört durch die worte zu taumeln und überlasse dich meinen kommentaren bei klaus oder claudia oder wolfgang, weil ich gerade diesen pod gehört habe, und mich frage, wo eigentlich bei uns die alten, ruhigen, nachdenklichen geblieben sind, die den jungen die dinge ruhig und geduldig so erklären, daß es so etwas wie eine größere ruhe geben könnte. ich sehe im moment leider nur in meinem umfeld menschen, die mit großen worten öl ins feuer giessen, um im strom der masse scnittig mitschwimmen zu können. und darüber muss ich ein bißchen etwas tun, was nicht mehr so en vogue zu sein scheint: nachdenken ...]
[ps: also eigentlich ... hätte ich diesen post entweder irgendwann verschwinden lassen, oder als unfinished bizniz auf die "restrampe" geworfen, aber, da ich mich gestern in einer reihe neben RTDeutsch, sputnik et al entdecken durfte, wo expliziert vor meiner schwafelsucht gewarnt wurde, dachte ich: "graaadselätz". menschen, die nur GROSSBUCHSTABEN lesen können, die sie aus einem gossenblatt anspringen samt der dämlichen versuche zu denken dahinter, die dann nur hassen und kotzen können, müssen damit leben lernen, daß es menschen gibt, die all die kommata genüsslich einsetzen, die in der vorvorpost fehlen ;-)]
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen