Blog Honig

Freitag, 24. Juli 2015

vier tage

bevor dieser blog seinen vierten geburtstag verkünden kann gibt es einen statistischen wert, der zumindest vermerkt werden sollte: 100.002 besucher.


das ist - natürlich - einerseits nur eine zahl und zu allem überfluss, eine die andere wie andré mit seiner arbeit spielend in ein paar monaten reissen. er kennt ja das geheimnis, wie man das macht: leg dich mit so vielen leuten wie möglich an, reize sie bis auf's blut und vor allem dazu, alle drei sekunden auf den refresh knopf zu drücken, um zu gucken, was der gehasste blogger schon wieder ... bei mir sind das in der regel kleine bis mittlere spitzen gegen fefe oder niggemeier, deren fangemeinde ja ausgeprägt ist.

auch stark relativierend: diese nervensägenden bots, die schon mal dafür sorgen, daß in kleinen spitzen plötzlich 700 besucher in ein paar sekunden angeblich diese seite angeklickt haben, sich aber bloß ein idiot der idee verschrieben hat , es wäre irgendwie sinnvoll, seine URL zu hinterlassen in der hoffnung, ich könnte draufklicken und dann eine beworbene sportkleidung kaufen. zu blöd: ich bin unsportlich as hell und ... warum sollte ich auf etwas klicken, was sich selbst "vampirestat" nennt? so was google ich maximal und setze es auf die blacklist in der robots.txt. bis zum nächsten idioten, der einen URL verkürzer nutzt. weia, ich klick doch nicht auf eine verkürzte URL, wer ist denn sooo dooof, so was zu machen?

ach, viele? na denn. ich nicht.

viele ist so etwas relatives. die vielen liegen nämlich meistens falsch. sie tun dinge, bei denen man eigentlich nur den kopf schütteln kann. legen sich ein smartphone zu. oder einen f#ckbook account.

machen doch alle? na denn. ich nicht.

deshalb ist so ein statistischer wert wie die 100.002 (ich liebe vor allem die 2 am ende, die macht die sache so "unrund") ja auch nur genau das: eine zahl. was fange ich an mit so einer zahl? sehe ich mich vor einer 100.000 köpfigen gemeinde, die an meinen lippen klebt und erleuchtung zieht aus meinen manchmal hilflosen versuchen, kleine kryptische wundertüten zu schnüren und es dem werten leser selbst zu überlassen, auf was er sich davon einläßt. oder eben nicht.

in diesem blog wird die frage nie gestellt, was du, lieber leser, denn bitteschön lesen möchtest. es interessiert mich, offen gestanden, kein bißchen, was jemand lesen möchte, denn dann wäre ich ja gezwungen, darüber nachzudenken, was von (wem überhaupt?) erwartet wird - statt darüber, welche frage ich mir gerade stelle und dann das denken über diese frage aufzuschreiben.

hier gilt die "blogverfassung", wie sie michel de montaigne seinen "essaies" vorangestellt hat: hau ab, hier gibt's nix für dich. nur für mich und die meinen.

hier gilt auch keine "wortverkehrsordnung", du lieber leser, betrittst eher einen dschungel mit sehr viel gestrüpp, der routenplaner funktioniert hier nicht, und falls du das verkünden leicht zu konsumierender eindeutiger wahrheiten und das fällen endgültiger urteile erwartest: ich glaube, da bist du hier nicht gut aufgehoben, geh da hin, wo die vielen sind, die sagen dir dann bescheid, was du zu denken hast, wenn du irgendwie "dazu gehören" willst, zu wem auch immer.

und deshalb finde ich so eine zahl wie die 100.002 angemessen (sagte ich schon, wie sehr ich die zwei am ende mag? ach ja? siehst du; wiederholungen, wiederholungen, wiederholungen. immer das selbe. musst du dir nicht antun ...). ich könnte irgendwie mit einer, die drei nullen mehr hätte, ja auch nicht wirklich umgehen, würde mich an's vorderdeck begeben und mein "ich bin der könig der welt!" hinausbrüllen ...

wir wissen, wie das endet: da ist ein eisberg im nebel.

so ein blog, jedenfalls wie ich das verstehe, ist eine spielwiese.


kein fenster, an das man sich stellt und in einer kleinen festerrede "verkündet", wie die welt oder irgendein spezialthema, auf das man sich kapriziert, funktioniert - oder auch einfach nur ein produkt bewirbt, oft die eigene person und ihre großartigkeit.

eine spielwiese, die man nackt betreten sollte, als autor - wie von montaigne so gewünscht - aber auch als leser. ich weiss, das ist viel erwartet in einer zeit, die es nicht mehr erlaubt, seine zeit zu "verschwenden", weil die taktfrequenz, in der wir informationen aufnehmen, sie verarbeiten und dann wieder ... auszuscheiden? ... uns gezwungen sehen, hat sich ja sehr dynamisch potenziert. dies ist in einem maß passiert, daß es uns - in den prozess verstrickt und unfähig ihn im werden zu verstehen - nicht mehr erlaubt, die konsequenzen zu sehen, zu überdenken oder gar zu steuern.

wir sind im hamsterrad, wir drehen uns, es wird viel wind gemacht.

dieser blog ist eigentlich als ein eher windstiller angelegt, aber wie die dinge nun mal sind, alles ist im fluss, verändert sich, ist stimmungen und situationen unterworfen. auf der spielwiese kommt auch schon mal ein käfer unter die füsse, pflanzen verdorren oder werden von einem hasen (oder einem gaul namens rosinante) gefuttert.

und das ergebnis wieder ausgeschieden ;-)

wenn unter den 100.002 nur die zwei für einen moment zur ruhe gekommen sind, der lärm, den die auf der gedankenautobahn vorbeirauschenden mitreisenden im neuland so machen, verschwand und den vögeln zugehört, einen namen aufgeschnappt (es werden ja einige "gedropped" auf diesem blog), ein stück musik oder einem klugen beitrag im radio gelauscht haben ... yihaw ... schön dich für einen moment bereichert zu haben.

was bleibt? ah, ein stück musik, das die stimmung dieses blogs und seines autoren ganz gut beschreibt: kein platz unter den vielen und auch nicht (wirklich) den wunsch danach.


und, damit das hier doch noch einen "nutzwert" hat, ich hätte da noch (in diesem columbo style) eins, zwei podcasts. "das grüne gold. die wirtschaft entdeckt cannabis" und einen beitrag von reinhard baumgarten über "rose & nachtigal - sufis und derwische", dessen features ende der 80er über sufis und derwische im südwestfunk sicher einiges dazu beigetragen haben, das radiofeature als bereicherung lieben zu lernen.

einen dritten podcast hatte ich ja da oben schon in die wundertüte gesteckt, der ist eigentlich der spannendste des tages: die gehirne dreier affen wurden "vernetzt" und das läßt einen doch in eine interessante zukunft blicken, wenn die taktfrequenz, von der man heute schon mal denken könnte, wir seien kurz vorm geistigen "overload", weit über diesen punkt hinaus gegangen ist.

schöne neue welt. alles so schön bunt hier.

[ps] ah, artikel bei wired und winfuture

4 Kommentare:

  1. Woher weiß das eine Gehirn von den anderen beiden? Dazu gibts keine Antwort im Podcast, den es im übrigen auch als Textversion gibt:

    http://www.deutschlandradiokultur.de/wissenschaft-forscher-vernetzen-gehirne-von-affen.976.de.html?dram:article_id=326271

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    1. claudia,

      das scheint zu den vielen dingen zu gehören, die wir (noch) nicht verstehen und selbst wenn wir theoretische grundlagen haben, wie sagen wir mal die quantenmechanik und die vorstellung, daß wir das alles schon längst tun, weil teile von uns über den planeten verteilt sind, folgen wir ja immer noch einem sehr mechanistischen bild.

      die sache mit den affen muss man zu ende denken und stellt sich dann eben mal kurz vor, wie menschen so "zusammengeschaltet" werden und sozusagen einen "über"-menschen jenseits von nietzsche formen. macht mich offen gestanden nicht sonderlich froh, weil ... naja, wenn wir was gelernt haben in den letzten jahren, wir ja am ende immer sehen, wie dinge, die das potential zum "guten" haben, am ende als atombombe oder "perlen aus freital" materialisieren.

      wir übersehen in unseren diskussionen zu solchen themen immer die unkontrollierte dynamik, die den entwicklungen innewohnen - wenn wir vor jahren noch dachten, wir sind jetzt teil eines prozesses, der die menschen zueinander bringt, stehen wir heute vor dem scherbenhaufen unserer guten absichten.

      obwohl: "die geschichte der jugend", eine sehenswerte doku aus arte, hat mich ja gelehrt, daß wir bloß noch nicht wissen, wozu es gut ist, hinterher sind wir schlauer ... es besteht also noch hoffnung?

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    2. Also mich hat wirklich verwundert, dass diese FRAGE nicht mal thematisiert wurde, obwohl es doch wirklich etwas Grundstürzendes ist: Zu bemerken, dass unsere Gehirne (sicher nicht nur im Affenversuch) sich aufeinander einstimmen und irgendwie synchronisieren können. Spirituelle haben das schon immer behauptet: dass wir alle "eins sind" bzw. auf irgend eine Art miteinander verbunden.
      Das würde eine Menge Phänomene erklären! Von Telepathie bis zur Veränderung der eigenen Stimmung beim Eintauchen in eine "Masse Mensch" bzw. bis zu den "Stimmungen", die in Gruppen herrschen - und auch "Charisma" könnte so besser verstanden werden.
      Es läuft dann eben nicht so wie bisher gedacht: Dass wir lediglich SEHEN und (je individuell) das Gesehene DEUTEN (auch: projizieren), sondern es bestünde eine echte Verbindung, nachweisbare Beeinflussung...

      Sehr spannend! Was das experimentelle Zusammenschalten über einen Computer bei Menschen bringen könnte, kann ich mir noch nicht vorstellen, also auch noch nichts fürchten.

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    3. das ist soooo undeutsch, claudia, sich nicht sofort das schlimmste vorzustellen oder zu befürchten ;-)

      ich kann mir natürlich eine menge vorstellen und befürchte natürlich auch eine menge, wie sich das gehört, aber seit dieser arte doku bin ich ja im frieden mit sowas, wir wissen halt wirklich nicht, wofür es am ende dann doch noch "gut" sein könnte.

      und ja, genau darauf wollte ich hinaus - im moment ist die wissenschaft sozusagen damit beschäftigt, zu beweisen, daß wir mit unseren spinnerten spirituellen vorstellungen, die noch vor jahrzehnten belacht wurden, ziemlich richtig lagen.

      [..] thematisiert

      wenn du es googelst wie ich heute nacht, siehst du halt, daß nur ganz wenige (ich habe oben winfuture und wired verlinkt), das thema aufgegriffen haben, wir haben wichtigeres zu diskutieren, mal gucken, wer diese woche wen streichelt ;-)

      generell sind wir in vielem immer noch im mittelalter und denken nur, es wäre die zukunft. wir sind ein manipulierbarer haufen, dem mit stimmungen besser beizukommen ist, als mit vernunft. immer noch ziemlich "masse" mensch, deshalb ja auch mein loblied auf das anders sein, ob die anderen das nun toll finden oder nicht. eigentlich bin ich zu der post ja von einem post bei

      http://www.prinzessinnenreporter.de/wider-den-tldr-unfug

      und dort dem kommentar von baranek gekommen, der sich fragt, was der leser wohl wünsche, angeregt worden, meine 100.002 zu feiern und mich laut zu fragen, ob mich das generell interessiert oder eben nicht. mich interessieren halt eher abseitige dinge und manchmal erlebe ich dann, daß das abseitige plötzlich middle of the road wird.

      das mit den affen jedenfalls, das wird uns noch mal beschäftigen, wenn die streicheleien abgehakt worden sind, hihi.

      [..] das Gesehene DEUTEN (auch: projizieren)

      du weisst, wie das ist, wir verstehen nur, was wir zu verstehen lernen und das gehirn füllt dann je nach laune den rest dazu - und natürlich sind die gehirne oft gerade "falsch eingestimmt".

      meins ist eigentlich seit geraumer zeit auf weniger konfrontation und mehr akzeptanz des anderen eingestimmt, das mit dem recht haben ist mir ziemlich egal und ich will nicht immer nur das negative sehen, aber hey, bin ich der herr über mein gehirn oder du? eben, das ego macht ja dann doch aus dem bauch heraus, was es will ;-)

      liebe grüße aus der gerade, in der gerade die teevorräte bis zum pegel angefüllt wurden. diesen pu'erh im kilo pack ("ein tässchen ---") kann ich als "gebrauchstee" nur empfehlen, 26 euro das ist ein schnäppchenpreis, man kann ihn gut "waschen" (ersten aufguss weggiessen) und ich habe ihn bislang immer drei mal aufgiessen können, danach wird er fad, sprich er ist nicht soooo gut und die herrin der tee's hier im haus, rümpft 'türlich mit der nase, aber immerhin im keemun sind wir uns einig. 6 aufgüsse und alle lecker?

      so sollte tee sein!

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