ich mag den kerl.
der kann gar nicht so viel scheisse anrichten, daß das seinen verdienst, mir den bildblog beschert zu haben, aufwiegen könnte. aber manchmal nervt er halt und wenn er zudem auf meinem ureigensten terrain, dem wortradio, nervt, dann werde ich halt pampig und versuche ihm ins gewissen zu reden.
[oki, ich bin an dieser stelle so nett und lasse dir die freie wahl. du kannst jetzt den text lesen, das gewohnte selbstgespräch des blogautoren oder ... du kannst dir eines, im besten falle diese beiden podcasts anhören; einerseits eine besprechung des neuen buchs von robert menasse "heimat ist die schönste utopie" und oder andererseits das schöne feature von martina groß 'Wir sind wie Götter und wir können genauso gut werden'. beide haben einen, wie ich finde, hohen "nutzwert", das feature erzählt dir wie und warum die hippies das internet erfunden haben und menasse, der vom europaskeptiker zum glühenden freund der eu und ihrer institutionen wurde, warum man europa als idee einfach lieben muss, selbst wenn die praxis noch verbessert werden sollte.
du kannst natürlich auch den folgenden langen & melancholischen text lesen. das musst du selbst wissen ;-)]mache ich im moment scheinbar gerne, dieses "ins gewissen reden" ding, obwohl ich doch weiss, daß es nichts nutzt, leute verstehen nur, was sie eben verstehen wollen oder können. man kann auch keinen dazu bringen, etwas zu ändern, wenn er es nicht schon selbst so will. wenn jemand lieber all das herauspickt, was irgendwie "nicht okay" bis hin zu einem "skandal" ist, um dann herumzutröten, daß da was nicht okay oder ein skandal ist, dann macht er das eben so.
ich hab' halt mehr spaß dran, die dinge aus dem radio aufzulisten, die ich toll finde. ich reg' mich höchstens mal auf, wenn der dlf zb. _meinen_ soundcheck abschaltet oder zwei pubertierende bei deutschlandradio wissen in geblödel baden müssen. dann, ja dann, rege ich mich auch schon mal auf und schreie herum ... weil ich weiss, daß dieser empöreriamob keinen blassen schimmer hat, wovon ich da überhaupt rede und wen - ausser eben für mich - das jetzt bitteschön ein aufreger sein soll.
na gut, der stefan hat natürlich mehr klicks als ich. und wahrscheinlich mehr posts als die mickrigen 500, die ich gestern abgefeiert habe (mit einem tollen radiofeature, was denn sonst?). ich hab' ja nicht mal ahnung, ob überhaupt irgendjemand und wenn ja wieviele leute meine playlist nutzen, die ich täglich bei tv3 hochlade und will's auch nicht wissen. sonst habe ich am ende noch ein publikum an der backe, das "bedient" werden muss - here we are now entertain us ... und wir wissen, wo das endet.
nein, dann schon lieber die klappe halten, die 500. post moondog und der kunst des zuhörens widmen und die nachdenklichen anmerkungen zu diesem blog auf die unspektakuläre 501 vertragen.
unlängst hat ein naseweis im adrenalingeschwängerten ton, der bei telepolis herrscht, dort bemerkt, daß mein blog ja "K. Ain Schwain" interessieren würde und ich war ausgesprochen glücklich darüber, daß das tatsächlich so ist. so muss ich auch maximal nur für die gedanken, die sich k. ain schwain macht, wenn er etwas von mir liest, die verantwortung übernehmen.
ich werde mich also nie fragen lassen müssen, was ich bloß mit kreischenden überschriften, hochgekochten emotionen und stimmungsmache angerichtet habe. ob ich ein in die tausende gehendes publikum in seiner unnützen unterhaltungs- und vergnügungssucht mit immer neuen skandalen und solchen, die es beinahe sein könnten aber den stoff für eine reisserische und bei rivva gelisteten post hergeben, gefüttert habe.
muss ich noch mal an das vorwort montaigne's zu seinen essaies erinnern? "hau ab, hier gibt's nichts zu sehen!" das ist, finde ich, wenn man einen blog betreibt und das nur zu seinem eigenen vergnügen tut, eine halbwegs brauchbare ausgangsposition. sie hat es mir jedenfalls erlaubt, genau das und genau so, wie ich es wollte, diese ganzen posts zu schreiben. die ich übrigens, wenn ich sie noch mal lese, immer noch mag, die eine weniger, die andere mehr - und die mir in der regel im nachhinein nicht "peinlich" sind.
es ist ja so eine sache, wenn man etwas schreibt und befürchten muss, daß das dann auch von einem anderen gelesen wird. ich lese jetzt seit 20 jahren das, was die leute so posten und kenne ja meine eigenen gedanken, wenn ich es lese ... da ist es doch logisch, daß ich, wenn ich dann selbst schreibe, immer im hinterkopf habe, daß der leser genau so scharf mit mir umgeht. mich von diesem gedanken nicht in panikstarre verfallen erlebt zu haben und immer noch haargenau so, wie ich es tue, weiter zu schreiben, gehört für mich zu den erfreulichsten dingen an diesem blog.
zu sagen, daß es mir egal wäre, ob und von wem oder gar von wievielen es gelesen wird, wäre natürlich die reine koketterie, aber darf ich trotzdem sagen, daß es mir "so ziemlich" egal ist? unlängst habe ich bei rivva einen artikel gesehen und zt. gelesen, in dem 35 blogger genannt werden, die man unbedingt kennen und von denen man sich eine scheibe abschneiden könnte. das war eine ziemlich deprimierende liste, weil das im grunde alles leute waren, die irgendwas verkaufen wollten.
okay, meine liste hätte anders ausgesehen und ... hihi ... niggemeier wäre sicher darin aufgetaucht, schon alleine, um wenigstens einen dabei zu haben. der etwas verkaufen will (sich?), aber in der regel wären es leute gewesen, denen es verdammtnochmal scheissegal ist, ob ihnen jemand etwas abkauft, sie einen mainstream - wie immer der auch aussehen mag - bedienen und sich in der bewunderung von followern und fans suhlen können. die haben einfach nix zu verkaufen, keine großen patentlösungen oder erklärungen für alle probleme der welt und machen es einfach, weil ihnen danach ist. punkt.
die werden nie auf so einer liste auftauchen. die werden auch nie von der drw webschau oder vom dlf interviewt und wenn denn eine anfrage käme, würden sie wahrscheinlich sagen, daß sie nichts zu sagen hätten, was sie nicht schon geschrieben haben. immer und immer wieder. jahrelang.
und daß das, was sie so schreiben, eben k. ain schwain interessiert. maximal.
daher rührt wahrscheinlich meine ungeduld und dieses schnell pampig werden und den leuten ins gewissen reden müssen, als ob's was nützen würde. alles schon eintausend mal gesagt - und trotzdem machen wir, mache ich weiter.
weil ich es für mich mache und nicht für dich, lieber leser, ganz einfache sache.
okay, ich weiss, weil mir das zb. meine kiddies sagen, daß die veranstaltung hier reichlich kryptisch sei. zu viele verweise. zu viel vorausgesetztes wissen, zu viele anspielungen, die wahrscheinlich niemand versteht. zu viele buchstaben. herrimhimmel, wir leben in einer zeit, in der man bitteschön - zeit ist geld - seine dinge einerseits wohlgeordnet und andererseits möglichst kompakt "an den mann bringen" sollte.
die aufmerksamkeitsspanne des lesers nicht überreizen.
als ob er die noch hätte. "der leser" liebt eine eindeutige überschrift, einen klar strukturierten und möglichst komprimierten text, der ihm sagt, was er zu denken hat ... nächster text.
das sieht nach viel beschäftigung aus, das alles abzuarbeiten oder zu erstellen und dafür, sorry, ist dieser blog nicht da. "der leser" sollte sich also gefälligst ein paar türen weiter bedienen lassen - hier wird abgeschweift und ausgebreitet. wer und was er damit anfangen kann, ob es ihm was nutzt, ob es ihn zu etwas bringt, ob er es versteht oder nicht ... das sind keine gedanken, die ich hege, wenn ich hier poste.
natürlich gibt es ein paar immer wieder kehrende grundmotive und themen, die einigermaßen orientierung gestatten, was ich will oder worauf ich abziele, die kritik an dem, was das internet mit seinen konsumenten macht, wo es ihn ggfl. hinführt und warum das so ist, sollte schon in der ersten post erkennbar sein und dieses thema ist bis heute der rote faden geblieben. nach ein paar jahren festzustellen, daß das eine oder andere auch andern aufgefallen ist, ist natürlich erfreulich, aber ... weder snowden noch jaron lanier noch frank schirrmacher noch irgendwer, der die (fehl)-entwicklungen beschreibt, hat auch nur ansatzweise den effekt auf den öffentlichen diskurs, den er verdient hätte.
alles geht seinen geordneten gang, der kuchen öffentlicher aufmerksamkeit und die rollen im spiel sind verteilt. die "netzgemeinde" (keine ahnung, wer das bitteschön noch sein soll, man könnte auch "alle" sagen) tut immer noch so, als lebe sie irgendwo im jahr 2005 und müsse "ihr" netz gegen die zu verachtenden "emailausdrucker" verteidigen und führen ein öffentliches schauspiel auf, das 0 (in worten zero, nada, null!) einfluss auf die gesellschaft als solche hat. erscheinungen wie die piratenpartei sind nur popcorn, das gefuttert wird, während man die show betrachtet.
in anderen "echokammern gleichgesinnter" heizen sich die leute auf. die genderfreaks, die islamophoben, die aluhütler, die pseudokritischen mit ihrer verachtung für alles und jeden ... alle längst abgedriftet in geschlossene räume, in der es nur noch ihresgleichen gibt und alle anderen schlicht _weg_ müssen.
die foren und kommentarspalten, einst orte, an denen menschen meinungen ausgetauscht haben und von einander lernte (auch ein immer wieder gerne auftauchender grundtopos vieler "quixiot"-posts), sind zu orten öffentlicher kriegsführung geworden, in denen fremde mächte ihre werkzeuge austesten und eine zunehmend verblödeter wirkende gemeinde von lemmingen rast in die gewünschte richtung.
ich weiss, das will keiner wissen, das ist spiel- & spaßverderberei. who cares?
naja, mich eben und deshalb gibt es ja diesen blog. geh zu post #1, lies, es hat sich nichts geändert, das thema mäandert durch die 500 folgenden, in denen es versuche gibt, die frage zu klären, woher das rührt ("die gedankenautobahn"??), aber keine antwort darauf, was man ändern könnte.
weil, seien wir ehrlich, es nichts zu ändern gibt.
die dinge sind so, wie sie sind, wir müssen halt lernen, mit ihnen umzugehen.
klinge ich dir zu melancholisch und resignativ?
ehrlich, man kann doch nur melancholisch, resignativ oder ... zurück zum anfang ... eben pampig und ungeduldig werden, wenn man sieht, wie im grunde intelligente menschen wie stefan niggemeier ihr talent und ihre zeit daran verschwenden, in den mülleimern zu stochern, um dem hamsterrad mehr schwung zu verleihen.
in diesem sinne, auf die nächsten 500 posts ;-)
[ps] es gibt ja auch kluge anmerkungen bei niggemeier:
"der hörer hat ja selbst ein gehirn" findet zb. hedgehoque. das ist eine überraschen präzise bemerkung im im grunde peinlichen chor derer, die offensichtlich keines mehr haben und das denken, das vorkauen und halbe verdauen lieber outsourcen und sich den meinungs-"führern" anvertrauen - "denk du mal für mich mit".
das was hedgehoque da anmerkt - vielleicht ohne daß ihm wirklich bewusst ist, wie präzise er das problem im kern trifft - ist genau der punkt: wenn ich radio höre, höre ich oft leuten zu, die dinge sagen, die mir überhaupt nicht passen, die mir komplett quer gehen, wo ich schreien könnte vor wut, daß schon wieder so ein idiot ... halt das, was das gehirn (sollte ich sagen "das ego" und einen link auf "gespräche mit seth" setzen, der ja meint, das ego sei "ein schöner lügner"?) so mit uns macht, wenn wir nur glauben zu hören.
man hört ja nicht wirklich.
zuhören können ist eine kunst für sich, man muss es lernen, den inneren drang alles immer und sofort im geiste zu kommentieren ... sonst hört man nicht, was gesagt wird sondern nur die eigene stimme im kopf und dann dreht man sich eben weiter im kreis.
wenn man zuhört, den anderen mal gewähren läßt, dann zwei drei andere meinungen zu rate zieht und sich aus drei, möglichst sich widersprechenden meinungen am ende seine eigene bildet, stellt man schnell fest, was das ego da mit einem veranstaltet hat: es hält einen in einer blase und eigentlich könnte man sich in der zeit, in der man angeblich zugehört hat auch einen schubbern oder eine pizza in den backofen schieben, weil es zeitverschwendung ist, sich eine bestätigung der eigenen meinung - und sei es auch nur durch sein ego - abzuholen.
hedgehoque hat das schön verstanden und deshalb habe ich da oben auf seinen klugen kommentar verlinkt. wenigstens einer, der seinen verstand noch nicht an der kasse abgegeben hat ;-)
aber, wir haben ein gehirn, mit dem wir selbst denken können ...
nur leider scheint uns langsam die fähigkeit abzugehen, aushalten zu können, daß andere anders denken und reden als wir ...
[pps] mittlerweile habe ich es geschafft, dem stefan so auf den wecker zu gehen, daß er mich gesperrt hat - yiha! meine naziassoziation in bezug auf die "netzies" ist ja auch wirklich schwer zu schlucken.
zu blöd, daß ich die tatsächlich für protonazis halte. egal, ob sie das hören wollen oder nicht.
meine letzte (nicht veröffentlichte antwort) muss ich also hier posten
@gebimmel
warum sollte ich?
das ist sooo deutsch, dieses sich in bescheidenheit üben. ich setze das immer gleich mit „mach dich mal lieber klein, damit die großen mehr platz haben“. die anpasserei an den chor der längst geistig gleichgeschalteten ist halt nicht so mein ding und ich neige eher zu „pain in the ass“ und ich bin einfach zu alt für liebedienerische anpassung.
aber schön, wenn du das für „weisheit“ hälst, bei mir ist es aber in dieser sache hier eher die schiere verzweiflung angesichts einer zunehmend verblödenten masse von hysterisch kreischenden mitläufern. was, solltest du dch mal auf meinen blog verirrt haben, sein grundmotiv ist
schade, daß du nicht auf deinen verlinken kannst ;-)
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