Blog Honig

Dienstag, 29. Juli 2014

auf dem narrenschiff #16: krieg spielen

[ caveat: ich weiss nicht, wie rivva auf die idee kommt, hierher zu verlinken. weitergehen! hier gibt's keine erleuchtenden dinge für den schnellen snack zwischendurch, nur jemand, der laut darüber nachdenkt, warum ihn zwei posts von lübberding irritieren. das musst du dir nicht antun ... ]

[ caveat die zweite: wobei, wozu noch viel zeit mit grübeln verbringen, kümmer' dich lieber um deine todo liste ...]

ja, tut mir ja leid, aber wir sind immer noch an bord und ich hoffe mal, du arbeitest fleissig an deiner todo-liste. ich habe gestern jedenfalls noch mal den katalog von steve miller abgearbeitet, mit besonderer betonung auf das erste drittel, also das vor "fly like an eagle". ab da kann ich es eh herunterbeten ...


wo wollte ich hin?

falls ich überhaupt irgendwo hin will und mir eigentlich lieber über etwas klar werden möchte, was mich umtreibt und wie üblich dazu tendiere, rosinante die zügel schiessen lassen, damit sie einen weg aus dem dickicht heraus findet. aber rosinante behauptet, in ihrer familie sei gerade fastenbrechen angesagt und sie hätte keine zeit für kinkerlitzchen wie diese blöden honks im osten der ukraine.

ist das jetzt schon "kriegstreiberei"? oder "propaganda"?

"richtig" oder "falsch"? "wahr" oder "gelogen"?

ist es verdammt noch mal "beweisbar"?

im grunde interessiert das ja eigentlich kein schwein mehr, oder?

na gut, die anal fixierten hunnen in foren wie dem von telepolis, die stehen auf so was, also beweise, die beweisen, daß sie recht haben. alle anderen beweise sind keine, die sind gefälscht. herr im himmel, alles, was beweisen könnte, daß ich mich ggfl. ein bißchen verrannt habe, kann nur gefälscht sein, oder?

"beweise" interessieren mich also mittlerweile einen feuchten kehricht.

mich interessiert, was bloß mit den leuten los ist.

die helden von telepolis haben ja zur genüge ihr fett und gestern eine satte portion hohn, spott, arroganter überheblichkeit und größenwahn, zu dem ich fähig bin, abbekommen, was mit denen los ist, will ich im grunde so wenig wissen, wie was was beweist oder widerlegt. das gros der dort sich balgenden spätpubertierenden pseudolinken ist dumm wie bohnenstroh und offensichtlich tatsächlich nicht zu eigenen gedanken fähig.

wenn ein gedanke mal "eigen" ist, ist das meistens die geburtsstunde einer neuen verschwörungstheorie, die beweisen soll (gähn), daß der gute onkel putin (gähn) ganz ganz lieb ist (schnarch) ...

es ist so öde. na gut, ein bißchen fun ist es schon, auf die geistig eher minderbemittelten einzudreschen. jedenfalls leichter, als etwa das kommentariat bei lübberding aufzumischen. das würde ich ja nie tun und deshalb bunkere ich mich mal hier bei mir ein und denke ein bißchen über den lübberding nach.

also, gradeheraus, ich mag den lübberding.

naja, ich mag auch den klaus. und ich mag andere, die mir auch das leben leichter machen, weil sie sich die arbeit machen, im mist herumzustöbern - während ich bruder leichtfuß mir steve miller platten reinziehe. aber jemand wie lübberding zb. hilft mir auch dabei, meine eigenen gedanken sozusagen in einem eigenen licht zu betrachten. deshalb die frage nach dem "ist das schon propaganda?"

ich probier's mal durch den seiteneingang:

das nachdenken über so etwas wie die krise in der ukraine findet ja auf mehreren ebenen statt. den bodensatz, den versuch so zu tun, als denke man, kann man im telepolisforum so gut wie in jedem anderen der leidmedien begutachten: das austauschen von propaganda, tit for tat, strichlistenfetischisten spielen schiffeversenken.

auf einem anderen level versuchen dann die leidmedien zu unserem unglück ihr glück. da hat lübberding schon recht, im grunde glauben die sich wirklich nur dadurch retten zu können, daß sie eine stimmung anheizen, in der sich ihre produkte besser verkaufen. SPON & co sind sozusagen die ersten kriegsgewinnler. nach den erfahrungen in sachen wulff und wahl 2013 kann einem da schon schlecht werden, es lebe die kampagne und eine solche wird - unbestritten - gerade gefahren.

dazu muss ich nicht in diesen duktus der "MAINSTREAMMEDIEN!<kreisch>!" verfallen, die uns alle belügen und betrügen, diese selbst mainstream gewordene pose "gegen die da oben" ist so öde wie die endlosen debatten, die um diesen toppos gesponnen werden, in denen am ende nicht mehr zählt was stimmt, sondern was am besten wäre ... freund jeeves hilft das zb. beim besseren einordnen in die rubrik "steht hinter ..." 

herr im himmel, warum schreibt eigentlich keiner mehr "das zeigt nur all zu deutlich, wes geistes kind sie sind!"? statt dessen lungert nun eine generation von sprachdebilen falschparkerdenunzierern in den foren und notiert, wer hinter wem steckt oder mit wem unter einer decke ... die wunderbare welt des internet ...

aber ich will den lübberding nicht aus dem auge verlieren, wenn ich hier schon so durch die pampas taumele, weil er ja zurecht notiert - das ist sein verdammter job  - was für ein ungeist wabert, in dem das wort "feind" so easy in den sprachgebrauch rutscht, daß einem bange werden kann.

er macht sich auch zurecht gedanken darüber, wie wir verdammt noch mal von diesem schiff wieder herunterkommen. das ist, jedenfalls in meinem kleinen kosmos, sein job, das zu tun. so wie es auch sein job ist, die sache mal 100 jahre nach vorne zu denken und sich die ukraine in 100 jahren vorzustellen und zu abstrahieren.

abstrahieren ist okay, programmierer lieben abstraktionen.

auf dieser ebene des "über etwas nachdenkens" ist die historische perspektive und sei sie nach vorne projeziert, definitiv legitim und wie gesagt, das ist seine rolle in meinem kleinen überetwasnachdenk-universum.

aber aber aber ... immer diese "abers" ... ich bin auf der anderen seite mit so viel abstraktion und ausblenden nicht so ganz glücklich. nicht nur, weil sie das, was ja nun einmal geschehen ist und weiter geschieht zum teil einfach ausblendet.

bleistift hat da in der diskussion unterhalb der lübberdingschen post zum spiegel-titel von gestern ein paar dinge gesagt, denen ich nur vollständig zustimmen kann, auch wenn ich einen anderen zugang zu dem habe, was er beklagt.

ich frage mich, wer hat eigentlich diesen ganzen kriegs-sound in den chor der stimmen getragen? die mainstream-medien, die bösen? die nur darauf lungern, endlich wieder ihre alten kalter krieg kisten aufschnüren und die alten sprachmonster auf den feind, den im osten natürlich, anwenden zu dürfen???

okay, ich bin nicht wirklich ein connaisseur der leidmedien. mit denen verbindet mich eher gepflegte verachtung. wahrscheinlich eine gegenseitige. der spiegel hat zb. über ein halbes dutzend jahre jeden einzelnen meiner empörten emails ignoriert, in denen ich die zunehmende boulevardisierung beklagte bis hin zur bitte, doch endlich - der ehrlichkeit zu liebe - mit der BLÖD zu fusionieren.

na gut, jetzt haben sie diesen knilch von springer als einen ihrer häuptlinge, in sofern: vollzug. von der zeit halte ich auch nichts mehr, nicht nur wegen diesem joffe und seiner transatlantischen liebedienerei, aber ich will nicht jammern - ich hab's einfach aufgegeben, mir den mist weiter anzutun. ich habe ja das wortradio.

aber, selbst wenn ich nur bei newstral.com drüber blättere, mit was die mich heute mal wieder zusch####n wollen, weiss ich im grunde, daß sich die lektüre wahrscheinlich nicht lohnt und wenn ich die probe auf's exempel mache, und mir das jeweilige kommentariat zu gemüthe führe ohne dem artikel selbst große beachtung zu schenken, stimmt meine annahme wahrscheinlich.

lohnt sich nicht.

aber, was mir nicht aufgefallen ist, also nicht bis jetzt, das ist, daß von diesen jämmerlichen versagern so etwas wie "kriegshetze" ausging. na gut, wenn man leicht hysterisch in einem paranoiden weltbild gefangen ist, in der uns alle der euro in den ruin treiben wird und uns die eu versklaven will, dann ... ja dann könnte man natürlich ....

muss man aber nicht. ich empfand's bislang eher gepflegt gelangweilt.

ja ja, die da drüben in der ukraine, also diese russen, ganze oder halbe, spielen krieg, das kommentieren wir mal schön, mal gucken, wie sich das verkauft. zur not präsentieren wir busenblitzer, wenn's mal grade langweilig ist.

ich sag's mal ganz ehrlich: im grunde hätte mich diese ukraine geschichte auch eher weniger interessiert. herr im himmel, alles was jenseits meiner geliebten mauer passiert, hat mich noch nie interessiert. alles russen, die haben diese seltsam kehligen sprachen, birken, vodka ... langweilig. ich mag mehr diese lustigen mediterranen, paris interessiert mich halt einfach mehr als bukarest oder warschau. oder, herrimhimmelm kiew. wo liegt das überhaupt?

die haben alle so seltsam altertümlichen kategorieen. "bedrohung", "einflusssphären", "einkreisung", phhhhhhhh, je kälter es wird, um so depressiver und schwermütiger sind die leute halt offensichtlich und je näher die sache an sibirien heranrückt, um so paranoider wird's.

da wird man schnell mal zum feind, der einen einkreist.

ich denke, das mit dem "feind" kommt denn auch eher aus dem osten.

plötzlich soll ich, von lübberding ermuntert, mir gedanken darüber machen, warum sich russland "eingekreist" fühlt. na gut, wenn er jetzt nicht so freundlich ausgeblendet, abstrahiert hätte, daß in russland ein gepflegter hass, von minderwertigkeitskomplexen gefüttert, den westen verachtende, gegen ihn aufhetzende sound zuerst wohl von da in unsere richtung drang ... tja, dann würde ich wahrscheinlich mehr von seinen die dinge abstrahierenden gedanken problemlos kaufen.

aber, naja, ich tue mir halt schwer, zu übersehen, daß in den worten von putin und seiner medien der ton uns gegenüber lange schon verschärft wurde, bevor wir hier die gelegenheit hatten, unsere kalte-kriegs-kisten wieder aufzumachen.

da ist mir zu viel "haltet den dieb" im spiel, ein falscher ton "ihr seid doch schuld, daß wir ...", scheinheilig zumal, wenn ich mir das ergebnis angucke. zuviel vorauseilendes schuldgefühl. haben wir nicht mal die russen? und erst die juden??? deshalb kann der eine in der ostukraine ungestraft tun was er will und über die israelis will ich erst gar nicht lange jammern und weinen, das tun die in der uno schon zur genüge ...

also kaufe ich mal den lübberdingschen gedanken nicht, der eine weltsicht affirmiert, die spätes 19. oder frühes 20. jahrhundert ist und in dem ein sich bedroht fühlendes russland geopolitische "interessen" hat, die es zu wahren gilt.

ich würde ihn kaufen, wenn ich die mittel, die dazu eingesetzt werden, billigen würde. was ich nicht tue. die einzige partei im spiel, die militärische mittel einem anderen land gegenüber, offen oder verdeckt, eingesetzt hat bisher, waren eindeutig die russen. da beisst die maus nun mal keinen faden ab, die besetzung eines teiles eines fremden landes ist einfach jenseits von "common sense".

das ist krieg

hinterfotzig allemal, immer mit diesem scheelen blick auf den "feind", der es schon nicht wagen wird, sich einzumischen. für die krim sterben? ach was. der europäische hühnerhof, immer uneinig ... leichte beute.

leichte beute ist die EU ja offensichtlich schon seit einem jahrzehnt ... und diesen teil dessen, was geschehen ist, blendet lübberding natürlich auch der kohärenz und brillianz seiner abstrahierenden überblicke über die geostrategischen erwägungen auch dezent aus.

das dumme ist: ich kaufe das nicht, ich kann nicht ignorieren, daß "wir", der "freie westen" seit wahrscheinlich einem jahrzehnt angegriffen werden, daß absurditäten wie hysterische euroneurotiker, neovölkische honks, profaschisten wie orban verdeckt wahrscheinlich einen großteil ihrer kriegskassen in moskau gefüllt bekommen, daß eine horde unzivilisierter honks aus moskauer büros heraus einen kleinen cyberkrieg führen, die lübberding nonchalant mit "Es geht um den Einsatz sogenannter Putin-Trolle" unter den tisch kickt, als sei dieses problem so virtuell wie 300 vom himmel gefallene menschen, die am ende dieser ganzen kette steht, die von einer hysterischen sich als neovölkisches gebilde erfindende nation namens russland als vorgebliche maßnahme gegen "einkreisung" ausgeht.

an der stelle hat dann nämlich klaus recht: ein tick zuviel. seit MH17 ist diese elende posse hier angekommen und sie geht jetzt auch nicht mehr durch dezentes weggucken und herunterspielen weg.

so gesehen, tut mir leid, verdient putin - ohne daß ich hier groß die unsäglichkeiten der soldateska in der ostukraine auch nur andeute, die ja auch das ergebnis dieser paranoia sind - defintiv das, was gerade auf ihn zurollt.

an der stelle, nur damit dies hier nicht als ein "g*ttes größte fehler", "noch so ein paar von g*ttes größten fehlern" oder gar "wer ist denn dieser g*tt überhaupt?" hinausläuft, ist andererseits lübberdings wirklich bedenkenswerter beitrag zu meiner inneren diskussion die mahnung zur ruhe.

sie wäre halt glaubhafter, wenn er die "querfront", die "nashibots" und die rund um die uhr laufende hetze in den russischen meden nicht so charmant ausblenden würde.

bin ich mir klarer geworden über das, was mich beschäftigt?

ich weiss nicht recht.

ich befass mich also lieber mal mit meiner todo liste.

für heute noch ein paar videos von meinem lieblingsclown jango edwards


achtung: unbedingt taschentücher bereithalten, "harry christmas" ist (please! don't! laugh!!!" zum schreien komisch ...


und zu guter letzt die heimlich hymne dieses blogs, "springtime!"







4 Kommentare:

  1. "lokalausgaben der NATO-Pressestelle"

    ist wirklich eine charmante Formulierung.

    und bares fliesst nur ungehindert
    wenn kein wehr das wasser mindert
    das die mühlen dieser welt
    tag für tag am laufen hält.

    denken, nein, das brauch ich nicht
    weil ja edelfeder spricht,
    weil ja immer vorher schon
    festgemacht ist wie es frommt.

    im grunde ists ne jauchegrube
    angetan wie’n swimmingpool
    erinnert mich an Hollywoo d
    und dort den Abstand zum allerletzten Zeichen.

    ---------

    kommt ja wirklich selten vor, solche "betriebsunfälle" im kukkedibunti
    (einer der Gründe warum ich seit ca 10 Jahren kein TV dings mehr habe)
    aber immerhin. es gibt noch lichtblicke.

    still alive
    gruss ingo

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    1. ingo,

      ich liebe das fernsehen. man darf halt nur gucken, was man wirklich will und den rest einfach ignorieren. da ich für tv3.de alle vier wochen ein tv-programm mache, weiss ich immer schon lange vorher, was mich interessiert.

      aber noch mehr liebe ich das radio ;-)

      liebe grüße und ja, noch sind wir alle still alive. wenn die idioten so weiter machen, könnte sich das aber bald ändern ...

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  2. Hi Hardy,

    ja wir haben wohl eine Leidenschaft gemeinsam:
    Radio (speziell DLR + DLF)
    den kommenden Untergang dieser Welt der zewibeiner (selbstbeweglich)
    kann ich noch nicht so recht glauben, möglich ist ja alles, aber sooo dämlich
    können DIE einfach nicht sein.
    mir wärs lieb, die ganzen Narrenschiffskapitäne in ein Stadion zu sperren,
    jeder nen Knüppel aus massiver Esche und was zum schreiben.
    Liveübertragung natürlich 24/7 übers netz.

    stadion wird erst wieder aufgemacht wenn endgültig geklärt ist,
    was sache ist.
    wär billiger , schneller, effektiver. einfacher.
    (und Bedingung ist selbstverständlich, dass die jeweiligen Völker
    nicht einen Tropfen Blutzoll zahlen.

    gruss ingo

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  3. ingo,

    du übersiehst leider ein ganz wesentliches element: die wurden ja gewählt ...

    natürlich würde es mir auch mehr spaß machen, barrack und vladi gut eingeölt im catch-ring zu sehen, aber leider ist die sache ja nicht so einfach. bei aller (rest-)sympathie für "unseren verbrecher", der in russland noch schlimmere verbrecher von der macht und damit den atomraketen fernhält: putin hat ziemliche scheisse gebaut und ich wüsste nicht, wie "der westen" (wir ...) das beenden könnten ausser eben den maßnahmen, die gerade getroffen werden.

    niemand hier im westen will mit waffen herumfuchteln. dummerweise halt vladi aber genau damit angefangen.

    mein lösungsansatz: putin nach den haag ...

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