auf dem narrenschiff #10: "eigentlich"

"eigentlich" ...

naja, "eigentlich" wollte ich heute erklären, warum ich in meiner letzten post etwas getan habe, was ich "eigentlich" sonst scheue: etwas, was andere geschrieben haben, kommentieren. das ist nämlich im grunde so was von öde und "eigentlich" auch zeitverschwendung.

jedenfalls nicht so spaßig, wie sich selbst was ausdenken.

auch nur der halbe spaß: kommentare schreiben.

das kann einen die zeit kosten, in der man "eigentlich" ...

zb. über den einsatz von einem altkanzler für die aktuelle meditieren wollte. wie sich so das bild, das man "eigentlich" damals von ihm hatte (stichwort: charaktermaske), wie es sich über den lauf der zeit so verändert hat, wann man zum ersten mal das gefühl bekam, er sei "ja auch nur ein mensch" (bei mir konkret an der stelle in breloers terroristen-dokufiktion, in der ich für einen moment den eindruck hatte, seine stimme bricht und er sei kurz davor zu ... oh! schreck! ... weinen????), wie man sich an ihn gewöhnt, man "vertraut" wird mit ihm und seiner frau, seine flupperei an öffentlichen orten zu schätzen lernt ... und wie er zunehmend in die rolle desjenigen hineinrutscht, der sozusagen stellvertretend den platz einnimmt, den man für "jene tage" bereit hält.

also die "charaktermaske" von damals als platzhalter für die eigene rebellion in den 70ern? ein schockierender gedanke. gruselig. bin ich wirklich schon so alt, daß ich jetzt den helmut brauche, um mich zu erinnern?

aber nein. er ist bloß sozusagen das "bindemittel", das meine erinnerung an jene zeit und die erinnerungen anderer verknüft, die in den 70ern noch jeden, der so aussah wie ich, am liebsten in stammheim aufbewahrt und "derschiessen sollte man die alle!" entsorgt hätte.

ja ja, der helmut ,,,

"eigentlich" konnte ich den früher nie leiden. und heute scheint er einer der wenigen zu sein, der seinen verstand noch bei sich hat.

auch wenn er gerade die kanzlerinnendarstellerin lobt. findet, daß man putin eigentlich verstehen müsste. daß man bitte nicht so blöde sein möge, im krokodil durch weitere rempeleien weitere begehrlichkeiten zu wecken .

weia. "meine rede"

ja, ja, "eigentlich". eigentlich wollte ich heute so was wie eine hymne an die alten säcke schreiben. aber, "eigentlich" habe ich dann doch nur kommentare geschrieben, drüben bei claudia und alte anekdoten erzählt - drüben bei herrn karl ...

und eigentlich habe ich "arbeit wie sau".

so kommt der alte helmut drum herum, daß er sich von einem, der terrorismus damals "eigentlich" gar nicht mal soooo verkehrt fand, virtuell drücken lassen und als einer vereinnahmen lassen muss, der seinen verstand noch halbwegs beisammen hat.

während ich mich jetzt also in arbeit stürze, denke ich drüber nach, was "eigentlich" mit mir los ist: da habe ich plötzlich ein herz für die verteidigungsministerin (naja, "eigentlich" schon lange, aber auf mich hört ja keiner, alle faseln was von "zensursula" und bekommen nicht mit, daß sie "eigentlich" die einzige in der CDU "mit eiern in der hose" ist), und will mich argumentativ hinter helmut schmidt verstecken ..

werde ich alt?

bin ich alt geworden, ohne es zu merken?

oder kommt mir die welt um mich herum bloß zunehmend unreifer und kindischer vor. fragen über fragen.

ach ja: nach dem "clan der otori" bin ich jetzt auch mit "breaking news" von schätzing durch, dürfte das erste sein, das mich am ende _nicht_ enttäuscht hat, im gegenteil, habe wieder mit christopher clark's "schlagwandler" angefangen (es wird von mal zu mal besser!) und höre mich zeitgleich je nach laune durch das witzige "mirage" von matt ruff.

was macht deine "todo"-liste?

weil, naja, der kessel dampft und kocht "eigentlich" immer noch.

wie auch immer: die arbeit ruft.

[ps] und "eigentlich" sollten wir alle auswandern.

"alm-ödi" wir kommen!