Blog Honig

Dienstag, 31. Dezember 2013

neujahresansprache

die jahresendrally ist gelaufen, alles soweit abgearbeitet, was so auf der liste stand. zeit also das kleine resumee für 2013 zu ziehen. nicht unbedingt "das beste jahr der deutschen geschichte", eher eines, das einen doch stark am verstand seiner mitmenschen und der grundsätzlichen verfasstheit des planeten zweifeln lassen muss. man ahnte ja nicht, wie schlimm es um beides steht, aber okay, wie konnte man nur denken, es könnte anders sein?

ernüchternd.

wer sich vielleicht noch bis zur wahl der illusion hingab, es gäbe so etwas wie eine bloggosphäre, sie habe etwas beizutragen oder gar mitzutun, konnte nur feststellen, daß dem nicht so ist. wer hört schon auf einen kindergarten, in dem die frage geklärt werden muss, wem nun das schäufelchen gehört?

den piraten dabei zuzugucken, wie sie sich zerlegen, war absehbar, weil sich von anfang an die frage stellte, ob man einer elfjährigen die schlüssel der familienkarre mit dem satz "dann bring uns mal nach hause" aushändigen sollte. lieber nicht.

den job sollen jetzt die hacker machen, aber die wissen auch nicht so recht, wie sie das machen sollen. was die beim CCC so treiben, interessiert mittlerweile keinen "netzpolitischen" sprecher der parteien oder die neue datenbeauftragte.

wie gesagt:ernüchternd.

wenn man es vielleicht bis 2013 nicht für möglich gehalten hätte, daß die komplette "qualitäts"-presse in eine gleichgeschaltete kampagnenmaschine verwandeln ließe: weit gefehlt - ich kann mich jedenfalls an keinen wahlkampf erinnern, der von anfang an so auf "ist doch alles schon gelaufen, kannst ruhig zuhause bleiben. gibt eh nichts zu sehen hier" gestrickt war und den nichts ertschüttern konnte.

nicht mal ein abgehörtes handy der kanzlerin. egal. augen zu und durch.

falls die message nicht so ganz angekommen ist:

wenn sich bis zur wahl die "netzgemeinde" mit ihrem gezwitschere und ihren f#ckbookshitstorms noch für das ganz große dicke ding hielt, und jeder, der ein smartphone halbwegs bedienen und ein paar likes zur debatte beizutragen hatte, schon für einen internetexperten oder angehörigen dieser "gemeinde" halten konnte, der jetzt die welt in den händen hat und mit ein paar tweets verändern könnte ... ist nach dem verteilen des bärenfells in politik und medien klar

"ihr könnt uns mal, ihr hanswürste"

"leb' damit, "netzgemeinde", "bloggosphäre" oder wie immer ihr euch oder wir euch nennen, ihr seid luschen."

der witz an der sache: das ist ja vor aller augen passiert, zunächst als fingerübung in sachen "der böse wulf", von anfang an klar erkennbar als hinterhältiges intrigenspiel, für das sich der spiegel und die versammelte "papiergemeinde" nur allzugerne von springer instrumentalisieren liessen, die wiederum die unschuld vom lande geben konnte.

jeder volltrottel hat sich in diese nummer wie ein pawloscher köter hineinziehen lassen, sofort bereit jedes noch so hämische und dummdreiste vorurteil über DIE GIER DER politiker beizutragen .... und damit nur den unbezahlten unterbau einer kampagne zu liefern.

ernüchternd. der mitbürger als lemming.

über die wahl will mal gar nicht jammern oder lang und breit verschwörungstheorien ausbeiten von medien, die sich erst lang und breit über das themensetting unterhalten müssten - das ist schon so eingespielt und alleine deshalb absehbar, weil alle beteiligten in eine fiktive "mitte" streben, die einerseits nicht wirklich existiert aber durch die ständige beschwörung sich dann doch als das große klavier entpuppt, auf dem sich hervorragend spielen läßt, wenn man erst mal die melodie hat.

und diese melodie, die hat nicht die "netzgemeinde"

sie pfeift sie nur nach.

die ist längst "engepreist", auch nur ein handhabbares instrument, der shitstorm längst ein marketinggimmick unter anderem, der wöchentlich hashtag, was einen so aufschreien lassen sollte, nur noch ein ritual, die einführung einer wöchentlichen top ten der größten aufreger steht sicher unmittelbar bevor.

protest ist nur noch eine variante der wöchentlichen pferderennergebnisse und so verläßlich wie die wettervorsage oder der börsenbericht. kurz: interessiert kein schwein, das sich nicht eh für so was interessiert. wie für die wöchentlichen fussballergebnisse oder die top ten der best verkauften platten der woche.

wenn sich alle um ein von der "papiergemeinde" vorgebenes thema rangeln, es mit tweets und likes und posts dick und fett machen, kann am ende nur das thema herauskommen, das vorher schon gesetzt war. alle affirmieren sich: so ist das. schön, daß wir mal drüber geredet haben.

danke für die unbezahlte mitarbeit, ihr trottel.

es ist ernüchternd, dabei zu zugucken, wie alle ein hamsterrad betreiben und nicht bemerken, daß sie nicht etwa an einer großen sause auf einem riesenrad teilnehmen sondern schlicht _arbeiten_. unbezahlt. sozusagen für den "feind", der eben noch besiegt geglaubt sich als hartnäckiger und vor allem erfolgreicher entpuppt hat - und nun mitleidig auf den eben noch angeblich so mächtigen gegner herabblickt.

ach was. den kindergarten verfrühstücken die doch schon, bevor sie das erste bein aus dem bett gesetzt haben - und daß sie jetzt dem kindergarten demonstrieren, daß er einer ist, indem sie sich - im gegensatz zu früher - - vom kongress des chaos computer clubs fernhalten, demonstriert nur in aller deutlichkeit, was wirklich 2013 gelaufen ist: das tüpfelchen auf dem i setzte dann ein artikel in der zeit, in dem das snobbistische "papiergemeinde"-duo dem pack da draussen klar machte, daß man sich als journalist doch bitte nicht mit dem mob gemein machen solle und der das "der freiheitskämpfer" nicht mal mehr in anführungszeichen setzen musste, um die ganze verachtung auszudrücken und sich in einen satz hineinsteigerte, dem nichts mehr hinzuzufügen ist
Aber Greenwald hat in seiner Rede eine Grenze überschritten,als er "wir" sagte statt "ihr". Er hat sich mit den anwesenden Hackern gemein gemacht, mit den Aktivisten und Bürgerrechtlern. Er sieht sich als einer von ihnen.
aber eben keiner mehr "von uns", also ein loser. gewonnen haben wir, die papiergemeinde ...

kurz: das netz ist in der belanglosigkeit angekommen.

womit ich meinen rant beende, nichts wirklich neues gesagt habe und mir nur bleibt, die guten dinge des jahres nach mal zu resümieren.

das große hinterwaldfestival

in der zwischenzeit habe ich mich endlich dazu durchgerungen, dem hinterwald wenigstens virtuell einen ort zu verschaffen, es gibt diese beiden tumblr.blogs (hinterwaldarchive und snoidstudios), hier wurden viele der bilder von "eh garkääna" gepostet, das material, (die musik, die bilder und poster) ist nach 30 jahren endlich der allgemeinheit zugänglich und es ist ein fundament gelegt für etwas, was noch kommen muss, vielleicht schaffe ich es ja 2014 endlich etwas zu basteln, was meinen eigenen ansprüchen genügen würde.

auch schön: nach jahren der abstinenz was konkrete personen im netz betrifft, die ich mir zu mögen erlaube, gab es dieses jahr eine erfreuliche anzahl von personen, denen ich mal meinen dank dafür ausspreche, daß es sie gibt und sie die freundlichkeit besitzen, die eine oder andere suada von mir zu ertragen.

da ist vor allem der ben, klaus, der erblogger und die claudia, denen ich mich "verbunden" fühle, bei ben kam tatsächlich so etwas wie vertrautheit oder gar familiäres auf, was nach 10 jahren, in denen ich die gemeinde gemieden habe wie der teufel das weihwasser, schon bemerkenswert ist.

danke also dafür, daß es euch gibt und ihr orte geschaffen habt, an denen ich mich wohl fühle und leute treffe, die ich auch mögen kann. das ist, wen man das internet als einen raum erkennen musste, in dem jeder vollidiot seinen unterbelichteten scheiss absondert, mehr als erfreulich ...

ein riesendankeschön gilt aber vor allem menschen IRL, wie etwa mmaw, "eh garkääna", der die nettigkeit besaß, mir die dinge auszuhändigen, die ich hier poste, dem bernd w., daß er mir wunderbare aufnahmen und photos überlassen hat, dem christian k., weil er den einen oder anderen wirklich tröstlichen satz gesagt hat zu dingen, die lange an mir (offensichtlich grundlos) genagt haben.

das gesagt: einen guten rutsch und wollen wir mal hoffen, daß 2014 besser wird, als ich es manchmal befürchte.

3 Kommentare:

  1. He mein Lieber! Vielen Dank für die Blumen, die ich ohne zu zögern zurückreichen kann. Du hast mit Deinem Blog und Deinen Kommentaren bei mir im Blog das Jahr deutlich bereichter und warst in manchen Punkten eine große Hilfe. Ich bin sehr froh, dass wir zueinander gefunden haben und ich freue mich sehr auf 2014 mit Dir!

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  2. Danke, lieber Hardy - da werd ich ganz verlegen.. :-)

    Mir geht es mit der "Vertrautheit" ganz ebenso - trotz unseres sehr unterschiedlichen Stils in Sachen Bloggen! Ich wünsch dir alles Gute fürs neue Jahr!!!

    Hab' gerade meine "politische Agenda 2014" verbloggt - Abgesänge bringen m.E. nicht weiter, ich würde nicht alles so einfach in die Tonne treten, bloß weil sich mal ein Jahr lang nicht so dolle Erfolge und manche Rückschläge ereignet haben.

    Schließlich gibt es keine Alternative zu den real existierenden Menschen, offline wie online! Also bin ich eher für ERMUNTERUNGEN:

    http://www.claudia-klinger.de/digidiary/2014/01/01/alsdenn-2014-meine-politische-agenda-in-sieben-punkten/

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  3. @ben

    wie gesagt: irgendwie fühle ich mich bei dir "zuhause" und damit "wohl". du ziehst zudem die "richtigen" leute an, ich habe noch keinen zank oder gerangel bemerken können und das ist in einem mehr von sozial manchmal sehr gestörten leuten, die das internet sonst so bevölkern, eine oase.

    @claudia

    es ist ja der unterschied, das andere das uns bereichert, wenn man erst mal das vertraute bemerkt hat. das ging in unserem falle ja von dir aus und ich bin sehr froh damit, daß du zu mir und ich dann zu dir gefunden habe.

    deine agenda habe ich gelesen und ja schon mit ein paar eher düsteren anmerkungen garniert, aber - wie gesagt - ich hoffe, daß _du_ recht behälst und ich irre ;-)

    du hast natürlich recht in sachen "ermunterung". mein problem ist gerade ein bißchen, daß ich mich jetzt schon seit tagen über diesen zeitartikel ärgere, wie schon lange nicht mehr. eigentlich ärgere ich mich wahrcheinlich darüber, daß ich so blöd war, nicht zu bemerken, daß die sich mein vertrauen "erschlichen" haben und ich nun bemerke, daß sie es nicht verdienen ...

    liebste grüße euch beiden, ich freue mich auf ein gutes jahr mit euch.

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