Blog Honig

Sonntag, 26. Mai 2013

wo ist der aufreger?

ich versteh' gar nicht was alle haben.

überall springt mir dieses bild  entgegen und ich weiss nicht, wo da der aufreger sein soll.


klar, chefredakteur vom gossenblatt huggt öffentlich den chef der mittlerweile nur noch drittunbeliebtesten partei, die ja noch vor gefühlten jahrhunderten - als es nicht richtung wahl hin ging, also vor 2 monaten - so sehr an die wand geklatscht war, daß man auf höhnische kommentare schon aus einem gefühl von pietät heraus verzichtete.

schon fast tot halt.



keine ahnung, wie das gossenblatt es angeblich schaffte, den - warum auch immer - wiedergewählten chef dieser früher mal als partei empfundenen ruine, zum "mr cool" hochzujazzen und ob hier nicht ein bizarres mißverhältnis zwischen wahrnehmung innerhalb der redaktion und konsumentenzielgruppe existiert, die schon längst richtung AfD robbt..

vom gossenlatt selbst dahin getrieben ...

oder - naja, die in der redaktion sind tatsächlich so zynisch und halten die leute für so doof, allem hinterher zu hecheln, was man so als parole des tages ausgegeben hat. das ist, gefühlt, ein bißchen schwierig, weil es ja mittlerweile ein paar trilliarden tagesparolen gibt ...

hey, guck mal, da ist ein katzenfilm auf youtube

ist ja nicht mehr so, als ob die nation morgens noch strammsteht vor den großen buchstaben. naja, die journaille, die den mist liest und wie das kaninchen auf die schlage "leitmedium" starrt, sich fressen läßt und als ergebnis eines langen verdauungsprozesses, den sie mit denken nur verwechselt, den mist dann multipliziert.

die trilliarden fliegen sorgen schon für die verbreitung der krankheitserreger.

das gossenblatt ist ja nur deshalb ernst zu nehmen, weil es noch ernst genommen wird ... von den falschen leuten, nämlich von den "kollegen".

die regen sich ja auch am heftigsten auf, die himmelreich diesmal "ziemlich zeitnah", die zeit wie immer in dem ton, in dem seit gefühlten jahrtausenden der untergang des abendlandes an die wand gemalt wird.

habe ich beim spiegel was verpasst? ich guck zu selten, aber da ich seit jahren davon überzeugt bin, daß die demnächst eh fusionieren sollten, denke ich mal, daß da sich die krähen keine splitter aus dem auge kratzen.

zu sehr mit den eigenen balken beschäftigt.

zugegeben, ich habe lustige kommentare, schräge bilder und ein paar witzige dinge gelesen, viel gelacht, an interessanten spekulationen teilhaben dürfen, wie der von einem firmeninternen machtkampf, die diekmann von seiner eigenen truppe oder den platzhaltern gemobbt sieht, um seine rückkehr aus dem "sabbatical" zu torpediern.

naja, grausame welt das, eine heiße küche, das, da gibt es keinen raum für "huggen". wo kommen wir denn da hin, schallt es unisono aus der herzlosen - wie üblich neidhammelig eingestellten - deutschen medienwelt, was sich dann in wilden sätzen wie diesen niederschlägt.
Das sind eigentlich zwei Positionen, die innige Umarmungen zumindest in der Öffentlichkeit ausschließen sollten, wenn beide nicht irgendwann einmal zusammen in irgendeinem Krieg gekämpft und sich gegenseitig mehrfach das Leben gerettet haben. 
dabei wird gerne übersehen, daß das natürlich irgendwie den kreis der "berechtigten" auf  ... über den daumen gepeilt ... 80-90jährige einengt. immerhin dürfen dann franzosen, polen, russen und engländer am programm teilnehmen, aber unter 70? now way.

ich verstehe ja die aufregung

das wäre ja "früher" in der GAZ noch ein echter aufreger gewesen gewesen: "das sieht man's wieder! die journaille kungelt mit der FDP! habe ich es nicht schon immer gesagt!".

klar doch. immer wieder. so lange bis jeder es wusste. und jetzt weiss es jeder.

where's the beef?

mittlerweile weiss doch jeder, wie dumm und hundsgemein die deutsche mainstreampresse ist, daß sie auf mama planlos' schoß hockt und honig saugt aus ihren ... nein, das wollen wir uns nicht vorstellen, wir müssen ja schon damit leben, daß sie gerade auf großer knippstour ist und man permanent über lustige photos von ihr in trauter runde mit irgendwem stolpert, wo man sie nun wirklich nicht vermutet hätte.

also so etwas wie frauen oder game-app-entwicklern

so macht man das heute. und so macht das auch der diekmann.

tu irgendwas und rede darüber!

und lass dich dabei fotografieren!

reden brauchst du nicht, das macht der shitstorm schon von ganz alleine. je wilder desto besser. war die logik gestern noch "oh gott oh gott: ein shitstorm!" versteht doch heute jeder, wie der hase läuft: daß zuerst ein skandalisierender artikel in der "qualitätspresse" stehen muss, damit man irgendeinen scheiss auf rtl guckt.

hinterher berichtet die qualitätspresse dann taglang über diese sendung, liveticker.

guckt ja jetzt jeder.

und so kann man halt sein hobby (rtl gucken) zum beruf machen und liveberichte über den eigenen bauchnabel senden. der rest steht im gossenblatt. easy living.

so ist das. wir wissen das. uns drüber aufzuregen, uns daran aufzugeilen, ist heuchelei ...

und diese heuchelei ist so was von "old school",

das "gestern" hätte schon das "heute" sein können, wenn wir uns nicht so schön darin eingerichtet hätten

und das "heute" ist schon die bisher verpasste zukunft, stupid!

bevor man die allerdings versteht, sollte man die vergangenheit kennen.

zum beispiel kann man sich am samstag morgen um 2:25 bei arte "die wilden wurzeln des world wide web" angucken, um sich über die vergangenheit ein bißchen sachkundig zu machen und eine halbwegs brauchbare perspektive zu bekommen, wozu das mal gut war, dieses web.

auch ganz nett und nicht zu verachten "die geschichte der jugend". nett deshalb, weil es ja hilft, zu verstehen, daß jedes schimpfen unnütz wäre und man lieber ein klitzekleines bißchen vertrauen in das setzen sollte, was gerade passiert.

und es mal mit etwas optimismus zu probieren ...

etwas erfreuliches darin zu sehen, daß kai diekmann den rösler "huggt".

wie es so ist, mit dingen, die jemand sagt und man sagt sofort "ah, verstehe!" ...

und versteht doch nur, was man eben zu jenem zeitpunkt so versteht.

ich verstehe einfach mal, ein paar monate später, was carmen epp vor ein paar monaten foderte, als sie den konflikt fetisch der medien beklagte, so, daß man sich ja auch freuen kann, daß der kai und der philip sich jetzt so öffentlich liebhaben,

in der GAZ war es noch so, daß, wenn man das öffentlich tat, dann irgend ein alter angerast kam und das liebespärchen von der parkbank vertrieb. diese typ blockwart.

irgendwie gibt's gerade - heute nicht mehr kriegsversehrter - aber doch arg zynischer blockwarte.

klar, alle haben jetzt recht, die alles nur erdenklich fiese, verschwörerische und zynische in dieses photo hineindeuteln und aus ihren herzen keine mördergrube machen. klar doch.

aber: warum fragt sich eigentlich niemand, was kai diekmann da eingenommen hat im silicon valley, vielleicht hatte er ja was, was ihn ein bißchen lockerer gemacht hat und einen deutschen wirtschaftsminister auf offener bühne zu umarmen einfach irgendwie aus ihm rausmusste.

ein bißchen wie in "männer die auf ziegen starren".

nein, nicht so sehr das mißglückte ende - wer macht denn sowas!? - nein, eher in richtung anfang: die bösen bemerken, daß man es auch mit ghandi probieren kann und daß das funktioniert.

daß alles deuteln, hineinlesen, spekulieren schlicht an dem vorbeigeht, was da passiert: die zukunft zieht ein. naja, die ist ja eigentlich keine zukunft, sie ist vergangenheit, es gibt diese zukunft ja schon seit mehr 50 jahren, sie nannte sich mal "hippies".

man huggte bäume. und jetzt halt stocksteife minister.

ich bin da irgendwie gerade jenseits aller zynischen betrachtungen, die um mich herumfluten und wo jeder schon weiss, was er davon zu halten hat, bevor so was passiert und hinterher nur aufschreiben muss, was er vorher schon wusste, ein klitzekleines bißchen unsicher.

vor allem aber: ich gucke in eine andere richtung. on the bright side of the road.

wenn mehr leute auf das neue, die zukunft, die helle seite der straße gucken würden, dann würden weniger permanent auf das alte starren und damit sätzen wie den von thorsten denkler weniger "bedeutung" oder "aufmerksamkeit" und damit lebenszeit geben.

wie auch immer diese geschichte um kai und phillip enden wird, ob sie nun heiraten, einfach nur sex im fahrstuhl auf dem weg nach oben haben, bevor phillip wieder abwärts unter die 4% fährt, weil die böse strategie der wahlspindoktoren doch nicht aufgeht:

die welt hat sich mal wieder ein bißchen mehr in richtung hippies verändert.

okay, 40 jahre zu spät aber was soll's.

ich weiss, der kai kommt zurück und deutschland wird ihm dieses photo weiter hämisch unter die nase halten. wir sind halt emotionell und vor allem im vrständnis der welt um uns herum ein bißchen vorbelastet und gucken lieber in den rückwärtsspiegel statt - wie es sinnvoll wäre - nach vorne.

kann man nix dran machen.

ist halt so.

lauter miesepeter, die das beste verpassen.

[ps]

liebe grüße an den erblogger, der mich auf "die wilden wurzeln des world wide web" hinwies und sich wunderte, daß ich manchmal ähnliche dinge erzähle.

sorry, aber so war das in der GAZ als die tauschbörsen noch mit kassetten funktionierten und die ersten deadheads das wort "the well" raunten. als noch was passieren konnte, ohne daß sich sofort trilliarden fliegen auf alles stürzen mussten und etwas als "honig saugen" mißverstanden, was doch nur die verbreitung von keimen befördert.

irgendwann denkt ja jeder,  marc zuckerberg habe es eingeführt und kai diekmann sei sein prophet.

[pps]

falls dir diese sache mit den keimen suspekt erscheint, sorry, aber ich habe dieses spannende feature über indien "zu viele tempel zu wenig toiletten" gehört und denke, bei uns ist es umgekehrt ;-)

bei uns gibt's zu viele scheißhäuser.

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