Sonntag, 19. August 2012

gib' zu, du hast mich vermisst ...

oder etwa nicht?

auch egal, ich mach das hier ja nicht für dich sondern weil mir ab und an danach ist, fragen zu beantworten, die mir einfach keiner stellt.

andere fragen, die ich mir selbst stelle, bedürfen in der regel keiner antwort, weil sich vieles doch von selbst erledigt, wenn man nur lange genug am fluss sitzt und wartet, bis die eine oder andere leiche an einem vorübertreibt.

Freitag, 15. Juni 2012

Demnächst ...


Comic-Festival in Contern 2012


(fast) wie immer, wenn ich mal gerade nicht zuhause bin, veranstaltet ein kleines luxembourger dorf ein gemütliches kleines comic-festival, dessen besuch sich aber für alle daheimgebliebenen lohnen sollte, denen was an comics liegt ...

Dienstag, 12. Juni 2012

überhaupt: wolfgang neuss

manchmal sitzt man ja da und eine der autoritäten der republik sondert etwas ab, bei dem man sich unwillkürlich fragt: "was hätte wolfgang neuss wohl dazu gesagt?" und diesen säulenheiligen noch mehr vermisst, als man das eh auch nach 23 jahren (du hast die fnords gesehen, werter leser?) immer noch täglich tut.

heute zb. der mann im radio erzählt, daß unser vielgeliebter bundespräsident etwas gesagt hat, bei dem dem braven bürger vor schreck der milchschaum gerinnt:

“Und dass es wieder deutsche Gefallene gibt, 
ist für unsere glücksüchtige Gesellschaft schwer zu ertragen.”

so ein satz ist natürlich tatsächlich "schwer zu ertragen" und bei einem ersten blick über die blog-einträge, merkt man, wie schwer sich die "glückssüchtige" gesellschaft damit tut, in den spiegel zu gucken und sich einzugestehen, daß der gauck zwar nervt mit seinem "alter mann mit pfeife und oder zigarren"-getue, das ein komplexes verständnis des satzes voraussetzt, aber auf eine gesellschaft prallt, in der sätze möglichst in 148 zeichen gegossen werden sollten, daß er aber jenseits des vorher zu erwartenden "shitstorms" wahrscheinlich recht hat.

was? der gauck hat recht?

yep. hat er. 

der heilige bob marley & seine jünger

das vorangegangene mag sich für den jetztmenschen als ein bizarres potpurri verwirrender abschweifungen darstellen. einem, der der republik bei ihren häutungen seit den 60ern irritiert zuguckt, verwirrt wahrscheinlich  eher ein satz wie der, den ich gerade einer programmbeschreibung zu "Reload - Spieler vs. Spieleindustrie" vorgestern in Eins-Plus entnehme:

"Im Zuge des Erfolges der Piratenpartei wird derzeit viel über den Wert von digitaler Kultur diskutiert."

das liest sich so leicht, aber genau betrachtet, offenbart sich der ganze wahnsinn in so einem leicht dahin formulierten satz. naja, wenn man ihn nicht ganz so einfach oder selbstverständlich hin nimmt, wie er so da steht in seiner ganzen unschuld.

bei "wert von digitaler kultur" weiss ich persönlich nämlich nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll. oder beides. ich stelle mir nämlich einerseits vor, wie die alten männer, die grüblerisch an ihren pfeifen oder zigarren nuckeln und schwere gedanken wälzen, wohl darauf reagieren würden, wenn ihnen jemand anhand eines computerspiels zb. erklären würde, daß man das jetzt unter "kultur" verstünde.

am besten schiebt man dann staffel 1 und 2 der sehenswerten serie "the walking dead" nach und beginnt eine kleine diskussion darüber, wie in dieser serie der begriff der "humaniät" virtuos diskutiert wird und sie sich so eigentlich für den schulunterricht hervorragend eignen würde. sie käme bei den kids wahrscheinlich besser an als "die pest" von albert camus, die für ihre zeit just genau die funktion wie "the walking dead" hat.

statt "die leiden des jungen werther" böte sich so zb "buffy the vampire slayer" an, junge menschen sind ja unterdessen nicht mehr ausschließlich junge männer und als "coming of age" drama bietet "buffy" jedenfalls mit sarah michelle gellar eine optisch ansprechendere alternative zum grüblerischen werther.

Donnerstag, 7. Juni 2012

na, wo laufen sie denn ...

bevor ich mich aber in meinem üblichen rant darüber verzettele, wie schön die "guten alten zeiten" waren und wie schlecht die gegenwart ist: die gegenwart ist ja nicht so "schlecht" und die vergangenheit nicht so "schön".

früher war das einfacher 

weil die "heutigen" waren ja beim "damals" nicht dabei und unter dieser prämisse konnte man jede mücke problemlos zu einem dreizentnerschweren elefanten aufblasen. heute geht das ja nicht mehr. man erzählt was über die nebelschwaden der revolution und das kid neben dir streichelt kurz über sein neuestes gadget, hat's auf wikipedia nachgeschlagen, korrigiert die eben leicht variierten namen der teilnehmer und weiss "bescheid".

weil heute die jugen eben schlauer sind. sie haben ja das internet. 

dagegen ist man auch dann machtlos, wenn man mit so einem unhandlichen modem, das über den telefonhörer gestülpt, pfeifgeräusche von sich gab, eine verbindung zu einer mailbox herstellen musste, damit man dort texte zum lesen herunterladen konnte oder texte hochladen, damit andere sie lesen konnten.

Dienstag, 5. Juni 2012

kleines zwischenspiel

nicht dem spannungsbogen, eher den nebenhöhlen geschuldet

Rennes le Chateau, noch 4 wochen ...

Donnerstag, 31. Mai 2012

was ist eigentlich aus den piraten geworden?

als ich vor über einem halben jahr hier auszog, um etwas verstehen zu lernen, was mir nicht so ganz verständlich war - konkret dieses ganze "euro/staatsschulden/vertrauens-krisen-ding" (ich werde später darüber berichten) - da waren "piraten" ja noch so etwas wie ein "nischenphänomen", interessant vielleicht für die digitale boheme, die aktiven netzrechtler, den nerd, der sich nicht mehr ganz so alleine fühlen wollte und neben der LAN-party eine zweite "kontaktbörse" IRL als spielwiese für sich entdeckte. einen ort, an dem er sich unter seinesgleichen weniger isoliert fühlt und vielleicht sogar plötzlich in der menge baden konnte.

ältere kennen das - früher nannte man das "festival".

am besten "umsonst & draussen", in seiner schönsten ausprägung etwa im hinterwald oder hunsrück, explizit im krahloch: man ahnt, man ist nicht allein in einer unverständigen umwelt und sucht die nähe zur peer-group. man kann das natürlich auch als bad in der menge, oder sollte ich besser sagen, "masse" betreiben und sich all die bands antun, die menschen mit geschmack so sehr meiden wie das damit verbundene getümmel.

was ist dazu geeigneter als ein dreitägiges gemeinsames bad im matsch?

oder, wenn sich die dinge gut entwickeln, einem abend am lagerfeuer mit gerade neu entdeckten artverwandten, die bongo oder gitarre spielen können, wissen wie man einen joint dreht oder fantastische geschichten über frühe indien-expeditionen ausbreiten können, während man selbst auf dem rücken liegend, breit wie ein plattgefahrenes opossum den sternenhimmel betrachtet und davon träumt, daß die welt ein wunderbarer ort sein könnte.

heute heisst der matsch ja "internet".

joints lassen sich virtuell nur schlecht gemeinsam rauchen, der sternenhimmel ist dem bildschirmschoner gewichen und statt der erzählungen von indien-expedition stehen nun diskussionen über den datenschutz an, aber das, was den einzelnen da treibt und was er sucht, scheint mir im grunde die selbe sache zu sein: die vorstellung, die "welt" oder doch zumindest doch das netz könnte, ja müsste sich doch in einen besseren ort verwandeln lassen.

war das "früher" eigentlich "romantischer"?

nun, man wurde jedenfalls realiter "stoned" und konnte sich so tatsächlich dem gedanken ergeben, daß die welt ein angenehmerer ort sein könnte, wenn man nur "mit" und "bei"-einander war, so "neben sich" oder "entrückt" man auch ggfl. war.

für drei tage jedenfalls. danach konnte/musste die "kutte" im extremsten fall dem anzug weichen und während man so am schreibtisch saß, steuerunterlagen sichtete oder an der maschine stand und löcher in stahlbleche bohrte, konnte man zumindest der vorstellung nachträumen, man sei ja, beinahe, in einen dieser bauwägen eingestiegen und in ein wildes & freies leben.

wie die "zigeuner".

die nannte man damals (also in den frühen 80ern) noch so - in aller unschuld und ohne heute sofort unterstelltes ressentiment -  weil man im deutschunterricht vielleicht eine geschichte gelesen hatte, in der ein igel seine letzte ruhe in einem lehmklumpen und dieser im lagerfeuer fand. heute würde das ja eine anhaltende diskussion auslösen, angestoßen von kleinkarierten nannies, die unter dem deckmantel "politischer korrektheit" ihren drang, andere zu kujonieren, austoben und so schon einmal worte, die durchaus einen "romantischen" klang besitzen können, durch einen "neutralen" fachbegriff ersetzen. man muss da vielleicht nachsichtig sein, weil "früher" das ja einfacher war, wie einer das so meinte, wenn er "zigeuner" sagte, eben "so oder so", "entweder oder". heute sieht (liest?) man das den leuten ja nicht mehr so direkt an und wenn - naja, die, die damit herumhantieren, die sollten es wohl besser nicht verwenden.

aber heute ist man ja nicht mehr, "korrekt", 

man ist, man darf zynisch und primitiv sein, ist so frei, das mal sagen zu dürfen, und kann sich im schlamm suhlen. festivals eben. auch wenn sich das manchmal liest, als habe man eine horde paviane zusammengetrieben und jeder protzt mit seinem gesäß - und was so dabei herauskommt.naja, das muss später noch geklärt werden.

ja, es war das "romantischer". oder man selbst eben "unschuldiger", auch so ein wort, das heute im sprachgebrauch ganz schnell dem "naiver" weichen würde. wie kann man nur, auf dem rücken liegend, die sterne betrachtend, von etwas träumen, was irgendwie "besser" sein könnte, einer welt, einem ort, einer idee.

ja, es war wohl all das: romantisch, unschuldig, naiv.

aber: es hatte folgen. wie die bergpredigt, wo alle ein paar halbtrockene brote teilten, während von oben herab verkündet wurde, daß den "armen im geiste" das "himmelreich" gehöre. den älteren unter uns reichte der herumgereichte joint und als ersatz für jesus spielte eben roman bunka seine bewußtseinserweiternden soli, während embryo um ihn herum den wieselnden jazz-klangteppich ausbreiteten auf dem man weit fliegen konnte.

in der folge, also den mittleren 80ern, sollte sich diese erfahrung, nicht alleine zu sein, noch "auszahlen". waren die grünen bis dahin in der wahrnehmung der öffentlichkeit noch ein nischenphänomen, etwas für  ungewaschene langhaarige berufsdemonstranten, sah diese sich plötzlich mit menschenketten und massenzusammenrottungen konfrontiert, die irgendwie keinen sinn darin erkennen mochten, sich löcher in den hunsrück bohren zu lassen, in die "mittelstrecken"-raketen für einen einsatz gestopft wurden, der allen den letzten spaß an einer besseren welt austreiben würde.

es hatte sich die schiere existentielle angst ausgebreitet und wer weiss schon, wie die sache ausgegangen wäre, hätte sich in russland nicht ein "bruder im geiste" gefunden, der diesem ganzen spuk ein ebenso schnelles wie überraschendes ende setzte.

leider nicht nur diesem spuk.

wahrscheinlich auch dem romantischen, dem unschuldigen, dem naiven traum davon, daß es besser zugehen könnte auf der welt. wozu auch? "wir" (wer immer das sein mag) hatten ja "gewonnen". die angst, innerhalb von 7 minuten vom planeten gefegt zu werden - perdu. die trennung von den "brüdern und schwestern in der zone" - obsolet, nachdem die hippies im anderen teil des landes ihren teil dazu beigetragen hatten und ihre "umsonst & draussen festival" montags unter der observanz der sich dazu beauftragt wähnenden "schildern & schwertern" veranstalteten, die schließlich auf der mauer endeten und sie so - "halleluja der turm stürzt ein" - zu fall brachten.

was folgte, war denn ja auch weniger "romantisch". dem traum folgte die er-nüchterung, dem - "was ist sie uns wert, die welt?" folgte das "was kostet die welt?". hatten "geier sturzflug"  noch 1982 im krahloch ihr ironisch gemeintes "jetzt wieder in die hände gespuckt, wir steigern das bruttosozialprodukt" direkt nach "marihuana" und "reggae im ruhgebiet" intoniert, wurde in den 90ern aus Ska Schlager und viel gespuckt, nicht nur in die hände sondern auf viel mehr.

auf die bis dato noch "gehegten" träume, zb.

wir waren zu beschäftigt. unsere kinder machten ihr bäuerchen und spukten die milchreste über unsere schulter, wurden groß und landeten in einer welt, in der sie sich über markenprodukte ihres sozialen status versichern sollten. der batik-t shirt mit der aufgedruckten sonne wich dem lacoste shirt, die ausgetretenen latschen der kindheit den sneekers ..

und, was so ziemlich das schlimmste an der sache war - in der sprache der rockmusik, die vorher noch die "lingua franca" der jugend der welt war mit ihrem "all you need is love", die stille revolution des planeten einleitete und den wandel orchestrierte, zog ein tonfall ein, in dem mord und todschlag, gewalt, diebstahl, das klingeln mit feisten goldkettchen zum allgemein akzeptierten gebahren wurden und unseren sprößlingen einen teppich ausbreiteten, auf dem man alles konnte, durfte, sollte ...

nur eines nicht: fliegen.

ich weiß, das war eine lange vorrede und der ggfl. hier vorbeitrudelnde leser fragt sich entnervt: "wo zum teufel bleiben denn nu die piraten?" und grummelt "hör mit diesen geschichten vom krieg auf, opi. schon okay, verdun war wahrscheinlich eine sause wert, du warst dabei, aber hast du nichts zur gegenwart beizutragen?"

wie das so ist, mit der gegenwart - man sollte, man muss die vergangenheit kennen, wenn man in der gegenwart nicht orientierungslos untergehen will.

es ist ja putzig, jedenfalls für den "oldi", den sprichwörtlichen "fifty years old hippie", wenn er plötzlich zeuge eines kleinen aufzugs wird, auf dem transparente "Mehr! Transparenz!" einfordern. eine ganz neue sache, dieses "transparenz"-dingens.

oder: hoppla, forderten die "grünen" nicht in den 80ern genau dies: "transparenz"? und - schockschwerenot - spielten sie damals nicht all diese kindereien wie die "rotation", die unverträglichkeit von amt und mandat  mit der größten liebe zur selbstzerfleischung durch?  immer unter dem höhnischen chor der kommentare der ewigen ober-schlauen, die besser wissen, wie die welt funktioniert - weil sie schon immer so war und es immer bleiben wird und nichts, aber auch gar nichts sich daran ändern wird.

und, macht nicht GELD die welt "rund"?

"haste was, biste was". man fühlte sich in die 50er zurückversetzt, dabei waren es die 90er. ein verlorenes jahrzehnt, musikalisch & menschlich. "Greed is good", wir erinnern uns, winston smith hatte viel zu tun in jenen jahren .

um den spannungsbogen zu halten, gebe ich mich jetzt mal den alltäglichen dingen hin und überlasse es der phantasie des geneigten lesers, sich den schrecken auszumalen, der ihn in meiner nächsten post ereilen könnte, wenn ich mir die "piraten vorknöpfe".

aber, wir kennen das ja aus den erzählungen eines "anhalters": bei dem bevorstehenden zusammenprall wird sich ein blumentopf in einen wal verwandeln, bevor er auf dem planeten aufklatscht und es wird nur zu einer leichten prellung an bord kommen.

ich darf aber nicht verraten, wer ge- oder verprellt wird ;-)

PS: und, nicht dass jetzt einer den tierschutzbund benachrichtigt - hier werden natürlich keine wale irgendwo aufklatschen. iwoh, es ging natürlich ausschliesslich um den spannungsbogen als solchen.