Mittwoch, 13. Mai 2015

wer bin ich eigentlich und wenn ja wieviele?

texte können unfassbar komisch sein. na gut, die meisten sind "nicht so gemeint", weil sie eigentlich "todernst" gedacht sind ... aber dummerweise werden texte ja nicht nur geschrieben, sie werden auch gelesen und dann kann es schon mal vorkommen, daß einer, der es "ernst" meint, am ende als "horst" da steht.

mein lieblingstext der woche ist diese wunderbare kleine selbstdarstellung

Wir seid Ihr, Ihr seid wir!
Wir studieren mit Euch. Wir sind Unbekannte und möchten das bleiben, denn unsere Identität ist irrelevant und jede Meinung nur ein Fraktal. Wir möchten Euch keinen Stempel aufdrücken. Wir möchten den Raum zu einem Prozess eröffnen, dessen Ziel absolut offen ist. Wir stehen zusammen mit Euch allen am untersten Ende der akademischen Hierarchie. Von hier möchten wir alle einen Abschluss, einen Job und uns den Zugang zu Einkommen wahren. Wir möchten eine Zukunft mit unseren Kindern und Wohnraum und so weiter, um das hier entworfene Gedankenkonstrukt zu reproduzieren, damit unsere Nachkommen dies weiter kultivieren können. Ihr kennt das ja…
Datenschutz gelebt
Leider zeigen jüngste Entwicklungen im online- und offline-Datenschutz, dass das nicht mehr so einfach sein wird. Potentielle Arbeitgeber_innen würden unsere Namen recherchieren können und dabei feststellen, dass wir in unserer Studienzeit kritische Diskurse organisiert haben – Heutzutage ist das Verteten einer Meinung leider nicht sehr karrierefördernd. Deshalb müssen wir vorsichtig sein, wenn wir unser kleines bequemes bürgerliches Glück nicht mit postadoleszenter Revoluzzerei verspielen wollen.

klar, kenne ich das. in jenen tagen in der GAZ (der "guten alten zeit", als wir noch einen richtigen kanzler hatten und nicht diesen fettfleck aus der pfalz, mit dem wir dann 16 jahre leben mussten) gab es diesen typus "revoluzzer" auch: der saß in der runde und war immer der, der die drastischsten forderungen stellte, jeden abschuss der raf wahrscheinlich in seinem kleinen "roten kalender" notierte und unbedingt das "schweinesystem" abschaffen wollte. oder, naja, daß andere es für ihn abschaffen sollten.

Roter Kalender aus dem rotbuchverlag 1984

er wurde dann chef eines modehauses, vom papa geerbt. sein "zugang zu einkommen", sein "wohnraum" waren sicher ganz passabel, ich weiss aber nicht, ob es da auch kinder gibt. ab einem gewissen punkt verliert man ja einfach das interesse an dem realen, gibt sich der schönen erinnerung hin und wird milde.

wenn ich mich so der erinnerung hingebe und in den winkeln meines ganz  gut funktionierenden gedächtnisses umtue, mir vor mein geistiges auge führe, was damals und davor so von jungen studenten geschrieben wurde bis hin zum "geronimo", der sich eine klammheimliche freude nicht so ganz verkneifen konnte angesichts des attentats auf buback ... während ich also so durch die archive alter zeitungen, flugbätter, statt-zeitungen und fanzines scanne auf der suche nach einer so schön offenherzigen eröffnung wie die im selbstdarstellungstraktats der heldenhaften anonymen von "münkler-watch" .. ich werd' einfach nicht fündig.

also "von hier" aus gelesen, 

ist da irgendwas in mir, was mich den kram wie den versuch anmuten läßt, den ein 15jähriger unternimmt, in der schülerzeitung einen artikel unter zu bringen und noch nicht weiss, was sein papa wohl davon hält. aber es schwant ihm böses.

neben den wirren aber zeittypisch "fraktal" eingestreuselten "sweet nothings"-worthülsen und geradezu peinlichen anbiederungsversuchen bis hin zur flehentichen bitte, doch die anonymen mit den in die salven des zu erwartenden shitstorms sich werfenden leibern der "ihr"s zu schützen, die auch auch (irgendwie) "wir"s sind und umgekehrt ... also "von hier aus" liest sich das so wie diese "helden" jener GAZ ...

nur eben ehrlicher: 
"klar machen wir die revolution! ... können wir nachher trotzdem nachher bitte bitte bitte beamte werden, mit schöner wohnung, ein bisschen geld auf dem konto und dem recht, uns zu vermehren wie die karnickel, damit unsere kulturellen errungenschaften von einem tausendköpfigen heer von kindern in eine hehre zukunft getragen werden?"
bitte nicht, freunde, das genmaterial des toitschen volkes ist, wie sich an den ergebnissen der AfD oder der beteiligung an irgendwelchen GIDA demos ablesen lässt, schon inzestuös genug. könntet ihr bitte kinderlos bleiben?

was sich ja auch positiv auf "einkommen" und "wohnraum" auswirken dürfte, klarer bonuspunkt, oder?

ich sag' mal: "früher war alles besser!". 

da konnte man noch so einen stein von der strasse aufklauben, ihn nach einem bullen werfen ... und dann irgendwie doch noch bundesaussenminister werden. heute kommste ja kaum noch auf die strasse, so viele freundschaftsanfragen bei fuckbook, so viele tweets, an denen man sich abarbeiten muss und überhaupt. gut, daß es diese lieferservices gibt. die vorstellung alleine, rüber zum chinesen zu gehen ... ein horror. die strasse überqueren? herrimhimmel, man könnte tot gefahren werden. in echt!

ich stelle mir gerade vor, joschka hätte diesen stein nicht geworfen und statt dessen lieber mal drüber nachgedacht, was wohl aus ihm werden wird. so später. also beruflich und so. sich gesagt: "da kann ich nie lehrer werden, mit sowas, also lasse ich jetzt den stein mal liegen und dackel rüber zum italiener!" ich bin sicher, daß es eine menge menschen gibt, die diesen verlauf der geschichte zu würdigen gewusst hätten. wie die kanzleröse, die sich dann nicht zur peinlichkeit, eine entschuldigung von den 68ern zu verlangen, hätte hinreissen lassen.

das eigentlich und einzig liebenswürdige am "münkler-watch" ist also die wohlverstandene achtsamkeit, keine linien in die zukunft zu verbauen, wo "einkommen", "wohnraum" und (bitte nicht!) kinder darauf warten be- oder erzogen zu werden von braven menschen, studenten wie du und ich.

sind sie nicht lieb? kein transsexueller türkischstämmiger bundeskanzler wird in dieser zukunft etwas peinliches wegen ihnen tun müssen! danke, liebe anonyme! das ist soooo lieb.

... kleine pause ... ich muss mal runter in den keller, laut schreien ...

mal ehrlich, liest eigentlich niemand, was in diesem "wir über uns" steht, oder ist das eigentliche problem, das verhindert, daß diese peinlich denunziatorischen weicheier  geteert und gefedert werden oder doch zumindest ausgelacht ... daß diese art revolutionären selbstverständnis gesellschaftlicher  "common sense" ist?

"normal"?

ich habe ja keine ahnung, was normal ist. aber ich jedenfalls möchte es nicht sein. unter gar keinen umständen. normale gibt's da draussen wie sand am meer, die bleiben immer "anonym" und bundesaussenminister werden die sicher auch nie.

eher finanzbeamte und versicherungsvertreter. nur, warum studieren sie dann solche fächer und ist es wirklich das, was dabei herauskommt, wenn sie so was studieren? dieser kunterbunte "ach, ich fühl mich heute sooooo ..." scheiss????

na danke. früher war alles definitiv besser, aber herr im himmel, es gehört ja auch nicht viel dazu "besser" zu sein als diese "wir seid ihr und ihr sind wir"-büffelscheisse. wäre ich student an der humboldt, wollte ich schon mal gar nicht "ihr" sein. das wäre mir peinlich, von euch so angeschleimt zu werden.

"Deshalb müssen wir vorsichtig sein"

also, ich hätte in den satz ein "ganz, ganz" eingeflochten oder ein "pssssst." und ein "bitte nicht den rasen betreten" schild aufgestellt und eines "spielen auf eigene gefahr und bitte nur mit helm".

da frage ich mich natürlich schon, ja, wenn "wir" lieber mal vorsichtig sein sollen, warum zum teufel dann der ganze aufritt? richtig "vorsichtig" wäre ja, den scheiss einfach ganz zu lassen. lieber freundschaftanfragen bei fuckbook beantworten und tweets studieren, die sich mit den aktuellen #aufschrei's der woche befassen, damit man sich so richtig schön ärgern kann.

"postadoleszenter Revoluzzerei"

och nö! "präpubertäre hirnwichserei" käme eher hin.

ich liebe ja vor allem sätze, in denen menschen sagen, sie wollten jetzt alles tun nun nicht dieses oder jenes ... und dann witzigerweise zwanghaft genau das tun
"Wir möchten Euch keinen Stempel aufdrücken." 
"kein stempel" muss wahrscheinlich als "keine meinung" übersetzt werden. von hier aus, so ganz fraktal im hier und jetzt, muss das sogar mit "ich möchte euch ja nicht meine meinung aufzwingen, wenn ihr nicht bei drei auf dem baum seid, ist es zu spät. resistance is futile!"

oder, wenn gefaselt wird, was das zeugs hält, weil das gras einfach zu gut war und die dinge die bedeutungsschwere von wattebällchen im sanften flug bekommen, aber hey, das da, das will genossen werden
Ihr seid wir, also schützt auch euch!
Wir sehen dieses Blog als notwendiges Mittel, denn wir möchten hier hemmungslos mit Euch analysieren und kritisieren, damit ein möglichst breites Spektrum an Perspektiven das Licht der Welt erblickt und den Horizont aller erhellt. Wir möchten uns gegenseitig schulen und sensibilisieren. Kooperativ können wir einen Konsens zu Sachverhalten aus diesem Blog entwicklen. Wir möchten möglichst fair und frei von Ich-Illusionen sein.
Wir sind Studierende, wir definieren einander und unsere Gedankenwelt.
Mit euch entwickeln wir ein wir, das nicht einseitig, dualistisch, wertend und zentriert ist.
so reden junge leute heute. in echt. sensibilisiert. alles voll durchanalysiert. den horizont ("früher" nannte man das noch "das bewußtsein") erweitert, aber so was von. lasst uns hemmungslos kuscheln und ein kind machen, daß wenn es das licht der welt ... würg!

"kämpft bitte für mich - ich bin pazifist!"

oder, in der sexistischen variante: so ein zeugs kann nur ne frau geschrieben haben. oder eben besagter transexueller türkischstämmiger zukünftiger bundeskanzler.

statt mich weiter über diese weicheier lustig zu machen, lieber ein griff in die archive, als bonusmaterial, es gibt bei google so wenig bilder von den "roten kalendern" des "rotbuchverlags".

liebe freunde vom münkel-watch, der hätte euch ausgelacht, wenn ihr so ein geschwurbel bei ihm eingereicht hättet. daß ihr heute freundliche kritiken bei der "jungen welt" oder bei "telallopis" bekommt, sagt eigentlich alles über deren qualität und ziehe deshalb den beitrag des dlf vor und teile die einschätzung als "selbsternannte sittenwächter"

und jetzt geniesst eure "5 seconds of shame", klebt schön alle besprechungen in der presse in euer kleines poesiealbum und spielt weiter "revoluzzer". kleine mädchen tun so  was, sich vor einem spiegel herausputzen und geschminkt "ganz die große" spielen. kinder sind so. heute muss man nicht mehr erwachsen werden.

vel spaß noch mit dem einkommen, dem wohnraum und den kindern ...





bleibt die frage "wo soll das alles enden?"


OMG ... ich habe die zukunft gesehen ... sie ist so unangenehm peinlich ...

[ps] besonders schön im artikel in der zeit, der den blog inhaltlich auseinandernimmt, ist dieser kleine abschnitt
Spätestens an dieser Stelle offenbart sich das studentische Engagement als interessenorientierte Ahnungslosigkeit. Aufklärerisch gemeinter Aktivismus kippt hier in pseudo-informierte K-Gruppen-Clownerie. Und zwar freilich nicht nur deshalb, weil Carl Schmitt von Münkler-Watch bisweilen sogar falsch buchstabiert wird ("Schmidt"), sondern vor allem deswegen, weil sich hier eine Hermeneutik des Verdachts offenbart, die keine politischen Gegner, sondern nur Schreibtischtäter kennt, die keinen Diskurs, sondern lediglich Aufmerksamkeit will. 
so sieht's wohl aus. man muss (und sollte ...) schmitt nicht mögen, aber man muss ihn inhaltlich kennen, wenn man das studiert, womit die kindsköppe des watchblogs später gerne einkommen, wohnraum und tausendköpfige kinderschar, die ihren ruhm in die zukunft tansportieren sollen, erreichen möchten ...

[pps] hörenswert Uwe Springfeld - Politische Korrektheit: Was darf man sagen?

8 Kommentare:

  1. Man muss aber auch zugeben, dass es "damals" allgemeiner Zeitgeist war, der uns trug.... wir waren "vorn dran", der Geist der Erneuerung in jeder Hinsicht war schickte sich an, den Mainstream zu erobern...

    Heute sind die Jungen in einer gänzlich anderen Situation.

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    1. ich hab' halt mit dem "zeitgeist" das problem, dass man ihn als gegeben hinnehmen und sich anpassen kann ... oder ihn eben selbst prägt. wenn ich zu anfang der debatte und als selbstdarstellung dieses unsägliche geschwurbel auf die leute abfeuere, das mir jedenfalls von anpassertum hoch zehn spricht und sich bloß nicht die karrierechancen verderben will, dann breche ich jedenfalls in gelächter aus und kann diese pseudorevolutionre keine sekunde lang ernst nehmen.

      zeit für mein lieblingszitat aus "dienstage mit morie"

      "wenn die kultur, in der du lebst, nicht zu dir passt, pass dich nicht an - erschaff eine neue."

      diese herrschaften wollen sich anpassen, das ist ihr erklärtes und in dieser selbstdarstellung aufs peinlichste klar definiertes ziel: einkommen, wohnraum, kinder.

      ich bitte dich, claudia, die sind nicht "in einer gänzlich anderen situation". die haben bloß keinen mut und (sexismus ahead!) nicht die eier, ihre zu ändern.

      das ist jämmerlich. zudem finde ich natürlich den hinweis von franz josef nett

      http://hu.blogsport.de/2015/05/13/muenkler-watch-folge-5/#comment-249

      auf victor klemperer und seinen vergleich mit der ns studentenschaft, die ähnlich denunziatorisch vorgegangen ist, mehr als angebracht. das sind feige kleine tugendwächter, die sich etwas unsägliches anmaßen.

      und gleichzeitig sind es selbstverliebte kleine kinder, die die artikel über sich selbst in ihr virtuelles kleines poesiealbum kleben: guck mal, ich existiere!

      nope, die vegetieren und wollen bloß - auf kosten eines fleissigen und klugen mannes - "spielen". ich habe selten was peinlicheres und selbstentlarvendes als dieses "wir über uns" gelesen.

      das darfst du aber gerne anders sehen und verständnis haben für ihre nöte.

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  2. Nein, ich bleibe dabei: DAMALS war die gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation eine völlig andere! Z.B. musste niemand um künftige Jobs fürchten, ganz im Gegenteil hatte man das Gefühl, da jederzeit aus dem Vollen schöpfen zu können, würde man sich für den Einstieg in eine Normalkarriere interessieren. Es dauerte Jahre, bis es zu "Berufsverboten" kam und solche Bedenken in manchen Köpfen Eingang fand.

    Mag sein, dass diese paar Studies da nicht die Mutigsten sind, aber HEUTE ist es sicher ein deutlich anderes Erlebnis, wenn man aufsteht und dem berühmten Prof ins Gesicht sagt, er sei ein Rassist, als dasselbe Tun 1970. Mit anderen Folgen auch... ("Rassist" hier mal nur beispielhaft, ich hab mich nicht intensiv eingelesen, um was für Postiionen - unterstellte oder tatsächliche - es da geht.

    Dieses wohlfeile Bashen der "heutigen Jugend"... ja, ganz spontan empfinde ich da bei vielen Vorwürfen durchaus mit. Rufe mich dann aber selbst wieder zur Ordnung bzw. zu einiger Fairness und Berücksichtigung der sehr unterschiedlichen Umstände.

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    1. liebe claudia,

      warum habe ich bloß gerade den eindruck, daß es nicht die sache ist, um die es geht als daß ich sie formuliere.

      "dieses wohlfeile bashen der 'heutigen jugend'", ja sag' mal, das kannst du doch nicht ernst meinen, mir zu unterstellen (sic!), daß ich die heutige jugend im visier und mich über deie lustig mache. nicht im ernst, oder?

      ich meine ganz konkret diese damen und herren und ihr wohlfühlrevoluzzern. ich nehme ihren.text und mache mich darüber lustig, that's it. und wenn du jetzt allen ernstes darauf bestehst, daß das schon irgendwie okay ist, dann übersetze ich das mal so: "liebe kinder, ich claudia, hausbesetzerin, linke aktivistin, punk, freak, immer quer gegen die gesellschaft, lege euch nahe, den ball flach zu halten und bloß mal nicht eure karrierechancen zu verderben". häh????

      ich befürchte also, es geht dir mit deinem einwand gegen meinen einwand nicht um die sache, es geht dir darum, etwas anders sehen zu wollen, als ich das tue und das, was ich sehe, dabei auszublenden: erbärmliches anpassen, das es sich anmaßt, sich der methoden der ns-studentenjugend, die ja auch ihre professoren öffentlich (die wenigstens noch mit gesicht und aus der masse heraus) zu _denunzieren_.

      ist dir das wirklich entgangen, was die da machen? kennst du die arbeit von münkler, gerade sein letztes buch über den ersten weltkrieg? ich kniee nieder, was für eine kompetente fleissarbeit, an der sich noch generationen von studis mit gewinn abarbeiten können ... und diese feigen kleinen karrieristen glauben sch einen spaß draus machen zu können, ihm "auf die finger zu gucken"??? ihn anonym zu denunzieren zu müssen für dinge, die sie nicht verstanden zu haben scheinen. ihm verbieten zu wollen, die arbeiten eines der führenden (wenn auch abscheulichsten) deutschen rechtswissenschaftler, dessen nähe zum ns-system offenbar ist und der dinge gesagt hat, die bei mir brechreiz auslösen) zu verwenden:

      reden wir nicht drüber, dann ist es auch nicht da????

      ich bitte dich.

      wenn sich die art mit den dingen umzugehen durchsetzt, dann haben wir am ende tatsächlich so etwas wie "polical correctness" und die, liebe claudia, die ist nicht "links", die ist "reaktionär" und ein kampfmittel derer, die eine sterile welt wollen.

      bitte lies noch mal deren "wir über uns" ohne dabei an mich zu denken. sei einfach mal die hausbesetzende claudia, die ihr lebtag quer gelegen hat, die ihr eigenes leben nicht im strom sondern gegen die strömung lebte ... dann kommst du von ganz alleine zu dem ergebnis, das ich hier notiere.

      ach ja: das mit den berufsverboten erinnere ich jedenfalls ganz anders, das war damals studierenden, schülern etc ganz präzise vor augen, einmal bei einer dkp demo mitgemacht oder dummerweise mal für eine zeit mitglied in einer kommunistischen partei und das war's dann. dann konntest du - an diesen fall erinnere ich mich zb. genau - nicht mal briefträger werden.

      und trotzdem, oder vielmehr "graadselätz" haben sich damals junge menschen ihrem persönlich abenteuer hingegeben und einen scheiss auf die karriere gegeben. die art, wie diee wohlstandsmaden damit umgehen, schlägt jedem einzelnen, der damals gegen dens trom schwamm ins gesicht - auch dir!

      oder, was verstehe ich hier falsch?

      keine korrektur ich habe zu viel zu tun heute.

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  3. Mal nicht so aufgeregt, ich sagte doch, dass ich die inhaltliche Debatte rund um die Arbeit dieses Profs nicht nachvollzogen habe!

    Ok, du hast also nur die paar Studies gemeint und ich dachte, das ist ein Rant in der Reihe "früher war alles besser und die Heutigen sind alles Schlaffis"..

    Ich war im übrigen weder Punk noch Freak, und was das Aktivistentum angeht, hab ich mich an konkreten Themen abgearbeitet - deshalb auch die Teilnahme am "Häuserkampf" der 80ger. Das Rumtheoretisieren der K-Güppler hat mich nie angesprochen, mir war zu der Zeit "freie Liebe" irgendwie wichtiger... :-)

    Das "Wir über uns" hab ich gelesen und fand es immerhin bemerkenswert, wie ehrlich sie sind mit ihrer Selbstbeschreibung. Klar find ich es traurig, aber ich beurteile sie eben milder, weil ich "ihre Zeit" mit "unserer Zeit" vergleiche.
    "Auf Karriere zu scheißen" war viel leichter damals, man war damit Avantgarde, (Kultur-)revolutionär/in, es hatte was von alternativem Heldentum. Heute werden dafür eher Labels wie Versager, Minderleister, Sozialschmarotzer in spe verteilt - und nicht nur von Alten, keineswegs.
    Damals war man auch als Student kein quasi gläserner Mensch, auf zig Plattformen "nachlesbar", bewertbar... Es ist so vieles anders, zwingender, drastischer, härter als "damals".
    Daher meine Milde.

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  4. [..] Ok, du hast also nur die paar Studies gemeint
    [..] und ich dachte, das ist ein Rant in der Reihe
    [..] "früher war alles besser und die Heutigen sind alles Schlaffis"

    claudia,

    du hast mir doch diese sache mit dem "break" beschert und schon vor diesem break schimpfe ich lauthals über die pseudorevoluzzer aus der GAZ und sage, daß mir das schon aus den 80ern nur allzu vertraut ist.

    sei so lieb und lies mich, bevor du mit mir schimpfst, weil du denkst, ich hätte ... ;-)

    [..] Klar find ich es traurig, aber ich beurteile sie eben milder,
    [..] weil ich "ihre Zeit" mit "unserer Zeit" vergleiche

    ich weiss ehrlich nicht, was heute schwieriger sein sollte als "damals", weil ich mich an den satz "komm mal nach vorne und beug dich über's pult" ganz gut erinnern kann und den folgenden rohrstock. das stimmt mich dann irgendwie nicht milde, es macht mich wütend. sich in einer feindlichen umwelt aufzulehnen war irgendwie was anderes als dieser pseudorevolutionäre wohlfühlchic.

    [..] Es ist so vieles anders, zwingender, drastischer, härter als "damals".

    ich kann auch das beim besten willen nicht erkennen. ich habe da oben in meinem kommentar das wort "maden" (im speck) verwendet, die sind aufgewachsen ohne den rohrstock, wurden gehätschelt und getätschelt und wollen nun einfach nicht erwachsen werden, das ist alles.

    erwachsen werden, oder halten wir mal den ball flach, studieren bedeutet ja, man geht in eine institution, in der man mit den dingen, die waren und sind, vertraut gemacht werden soll. man wird mit vergangenheiten konfrontiert, die nun mal ziemlich gruselig waren. einer wie schmitt, der noch lange in der frühen BRD hohes ansehen besaß (ich befürchte, er geniesst es noch heute) hat nun mal dinge gesagt, bei denen einem - auf der einen seite - das kalte kotzen kommen kann, die aber auf der anderen seite zum "corpus des zu wissenden" gehören.

    man kann die dinge nur verstehen, eine eigene position beziehen, wenn man _alles_ kennt. man kann sich doch nicht eine wirklichkeit nach gusto zurechtbasteln und einfach alles ausklammern, was einem nicht passt und carl schmitt

    https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Schmitt

    passt mir nicht, aber - hey, so ein prof ist doch kein kellner, bei dem man eine bestellung aufgibt, der ist ein lehrer, der einen "vertraut" macht. wissen zu erwerben ist harte arbeit. und diese maden wollen nicht wissen, sie wollen bewerten, ob sie es überhaupt wissen wollen.

    das ist das ergebnis einer denke, in der jeder nur das akzeptiert, was ihm passt. und das, claudia, ist doch teil des prozesses, den wir gerade (internetbefeuert) durchmachen: der blog ist ein "selfie", ein "poesiealbum", in das "ausgeschnittene" kritiken geklebt werden er ist pure selbstbespiegelung, in der sich diese kindsköppe zu den "guten" erklären und sich anmaßen "das böse" zu definieren, aber die definitionsmacht gilt nur innerhalb der eigenen "echokammer gleichgesinnter". da ist es doch gut, wenn man carl schmittt kennt, der uns sagt, daß die macht immer noch aus den gewehrläufen kommt ...

    demnächst haben wir dann übrigens studis, die gucken, ob ihr prof ein fleischesser ist und in einem blog jede nicht vegane malzeit dukomentieren ... ich hoffe, das hilft dir, zu verstehen, was da gerade passiert.

    du hast in diesem fall eine perfekte möglichkeit, etwas darüber zu lernen, wie sich internetrealität mir dem IRL vermischt, und kannst all die dinge beobachten, die sich gerade in unserer gesellschaft abspielen, weil sich die leute ihre eigene realität zusammenbasteln - die dann aber leider so gar nichts mehr mit der welt da draussen zu tun hat.

    das ist in der tat keine "postadoleszente revoluzzrei", das ist masturbation pur.

    auf jeden fall keine "freie liebe". wäre sie das, würden die autoren des blogs geistig kurz mal mit carl schmitt ins bett gehen ...

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  5. ich überlege gerade, daß das alles auch das ergebnis von zu viel reklame in der kindheit ist, es hat so den sound einer marketingsprache. da wird ja auch das geschönte produkt mit der wirklichkeit verwechselt.

    hier noch ein bißchen was zum hören zum thema

    http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2015/05/13/drk_20150513_1820_3b5055eb.mp3
    http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2015/05/13/drk_20150513_1910_4dd61d7d.mp3

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  6. claudia,

    ich trage mal nach:

    http://www.carta.info/78559/merkels-ende/comment-page-1/#comment-61777

    die kritik an teilen der jugend kommt auch aus dieser jugend selbst heraus. auch und gerade hier (IRL) vor ort, wo junge menschen beklagen, wie unerwachsen ihre gleichaltrigen sind.

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