Donnerstag, 16. April 2015

das ohr und so ...

ist mal wieder der weg, weshalb ich dir heute das - wie immer gelungene - feature "Der Dàoismus - Dem Leben seinen Lauf lassen" von claudia simone dorchain aus der reihe br wissen an selbiges lege. ob du dann noch die krude mäandernden nachbemerkungen, die rein gar nichts mit dem feature zu tun haben, dàoistisch (durch nicht tun) ignorierst, soll mir recht sein.

als dàoist sollte ich mich nicht ärgern. aber, hey, ich bin kein mönch in versenkung oder auf einem fernöstlichen trip, im westlichen "hier und jetzt" und, naja, es gibt immer wieder sachen, die mir irgendwie zuwider sind und zu fragen führen wie "wieso ist das bloß so?". also, warum ist mir einer, der mir mal lieb war, plötzlich so fremd, ja gradezu peinlich, weil ich an seiner kompetenz zu zweifeln beginne. einer wie rolf hochhut. hey, den habe ich immer gemocht und jetzt habe ich einen text gelesen und bin, wie soll ich es sagen, irritiert.

ein vielgeliebtes, gehegtes und getätscheltes motiv, um für die politik putins erklärungen zu finden, eigentlich ist es das zentrale motiv, ist ja die frage "wer hat eigentlich angefangen?" und die darauf folgende antwort "der westen! der hat russland eingekreist ...". als zeuge dieses erklärmusters wird ein mann herangezogen, michail gorbatschow, der mir wie dem großteil der welt auch mal lieb war ... naja, lieber war mir immer seine frau ;-)


über den kann man ja denken, was man will. die einen finden, er hat die wunderbare udssr verraten (nein, das war eigentlich sein nachfolger), das ende der welt - also des wunderbaren kommunismus - zu verantworten (nein, das waren eher seine vorgänger) oder ... ganz unromantisch ... einfach einen bankrotten laden aufgelöst und dabei ein maximum an vernunft walten lassen. danke, guter job.

na gut, mir war im grunde nie so recht geheuer, daß er zwar eine brilliante analyse des IST zu bieten hatte und auch eine hervoragende antwort auf das WIE dieses IST aufgelöst werden könnte ... aber irgendwie keinen plan für das, was aus dem, was er tut, WIRD. also unser jetziges IST. und, offen gestanden, ich habe kein großes vertrauen in seine analyse ... teile aber seine sorge über das was WIRD.

hochhuth hat ja - wie grass uns das posthum auch wissen liess - ähnliche sorgen und beide reden wie gorbatschow von der "einkreisung russlands". das ist, wenn ich das recht sehe, als "erklärung" brauchbar.

es wid halt schräg, wenn es auch als "rechtfertigung" dienen soll. oder wie bei einem hütchenspielertrick dazu, den beobachter mit einer volte von der eigentlichen beobachtung dessen, was IST, abzulenken.

einmal abgesehen vom dominanten denken in begriffen des 19. und des schlechten teils des 20. jahrhunderts, das per se in einer auf kooperation statt konfrontation ausgelegten welt "barbarisch" anmutet ... stellt sich (für mich) doch die frage nach dem, was konkret vor ort passiert: es wird krieg geführt. menschen kommen zu tode, leben und exstenzen werden zerstört, unschuldige kommen in situationen, in den sie um ihr leben fürchten müssen.

also all die art dinge, die man an sich selbst nur ungern geschehen lassen würde, die man aber aus der ferne beobachten und sich dann in begriffen von annodazumal zurecht erklären kann.

was mich betrifft, sind mir erklärungen ziemlich egal. der ganze argumentationskram, den ich so lesen muss, widert mich an. mich widert das auch an, wenn es von einem gesagt wird, den ich mal für kompetent hielt. kompetenz ist nun mal nichts, was einmal erreicht nie wieder verloren wird. manchmal schwindet sie im alter oder sie war einfach auf einen bestimmten punkt in zeit und raum konzentriert und galt eben nie an einem anderen.

wenn einer lügt, gibt es keinen grund, ihn nicht einen lügner zu nennen. wenn einer irgendwo krieg spielt, gibt es keinen grund, ihn nicht einen kriegstreiber zu nennen. das gilt für alle, egal ob ein friedensnobelpreisträger "remote killing" spielt oder ein raufbold die kinder in der waldorfschule zu mobben beginnt und ihnen angst einjagd, er könne so irre sein, den finger auf den roten knopf zu legen.

das gehörte ja für ein vierteljahrhundert zu den dingen, die sich keiner mehr so recht vorstellen konnte oder wollte. okay, wenn man das vor dem mauerfall erlebt hatte, also großgeworden mit der idee, daß eh gleich alles in die luft fliegen könnte und es besser war, jung und wild, den tanz auf dem vulkan zu wagen, dann kann man sich vorstellen, wie das war, mit diesem gedanken leben zu müssen.

das wollte sich nach gorbatschows weltwunderaktion eh niemand mehr vorstellen.

und jetzt: muss man sich das wieder vorstellen können. und, ahem, ich weiss genau, wer mich mit diesem vermaledeiten gedanken wieder vertraut gemacht hat ... und, sorry, die sitzen nicht in berlin/paris/london/washington etc, aka "der westen" ... und das "ihr habt doch angefangen!" gegreine hat eine essentielle schwachstelle: ich kann nicht sehen, daß der westen sich auf russischem boden eine wohlbewaffnete soldateskatruppe hält, die die russische bevölkerung schikaniert mit der begründung "amerikaner ist jeder, der sich für einen hält ..."

na gut, viele fleissige russische winston smiths arbeiten tagtäglich fleissig an einer alternativen version der geschichte - bei so viel fleiss wäre es schön, wenn der irre dehalb nicht auf den knopf dückt, weil alle am ende diese version glauben und ihn zu ihrer aller weiser führer deklarieren.

was man sich vorstellen muss ist so etwas wie der "nukleare winter".

egal, wer wo was macht, egal wie das zu "erklären" wäre, es wäre jedenfalls nicht zu "rechtfertigen", wenn der ganze dreck in die luft gepustet die nächsten jahre in einer dunklen wolke um die erde kreist und auf alles und jeden herunterregnet, der das "nicht bestellt" hat. einmal abgesehen davon, daß jetzt ein paar jahre missernten mangels sonne anstehen würden. nicht nur für die kriegsführenden "parteien" und völker sondern für alle und jeden auf dem planeten.

ich kann mir also einiges "erklären" aber ich habe einfach kein verständnis für jemanden, der damit droht, das nicht zu "rechtfertigende" überhaupt auch nur ins auge zu fassen. geschweige denn in die gedanken friedliebender menschen zu pflanzen.

für mich ist also hier "die murmel unter dem becher" ...

gorbatschow, hochhuth und grass sind keine hütchenspieler, sie starren auf einen leeren becher. warum sie bei all der klugheit den spieler auf der angstorgel seiner umwelt nicht benennen, kann ich nicht verstehen.

na gut, bei gorbatschow habe ich so etwas wie verständnis, wenn die sache russlandintern weiter hochkocht, ist er - das lehrt uns die geschichte - sicher an der spitze einer liste all derer, die "schuld" sind. bei all seinen verdiensten, ist das okay, wenn er vom putinverächter zu -erklärer mutiert.

wofür ich, um schnell den notausgang zu nehmen, auch eine erklärung habe aber keine rechtfertigung sehe: wieso sind kommentarspalten der öffentlich rechtlichen eigentlich ein ort, an dem nur halbinformierte, die eine nachricht in einer tv-sendung glauben gesehen zu haben, beredt zeugnis ablegen von ihrem widerwillen gegen wissen.

was man wissen kann, na gut, nicht wenn man die tagesschau guckt, sondern radio hört, läßt fast alle kommentatoren, deren sandkasten von mir mit meinen gez gebühren finanziert wird, als dummdreiste schlechtmenschen da stehen, die einfach nur mal ihren namen im internet gesehen haben wollen, wo sie was beeindruckend kritisches gegen "die da oben" losgeworden sind: "denen habe ich es mal gezeigt!"

die frage hier "warum machen die das?",

ganz einfach: weil sie es können. weil man sie läßt. 

hat nichts damit zu tun, daß die miesmenschen sich vermehren wie die karnickel.

und: wir haben natürlich wichtigeres zu diskutieren.

isch liebe die doitschen, echt, aber so was von. wenn's was zu moralisieren gibt, immer ganz vorne mit dabei mit eregiertem zeigefinger ...

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