Dienstag, 29. Oktober 2013

snoid studios vol 15: still walking barefoot


bonustrack: einen wunderschönen text hat heute der blog "das schönste an deutschland ist die autobahn" anzubieten, leider läßt der autor offensichtlich keine kommentare zu (sie werden sofort als spam gelöscht), also muss ich meinen wohl hier posten ...


auch wenn ich das mit der autobahn ein klitzekleines bißchen anders sehe, sie als schwärende und eiternde wunde begreife, die uns subtil klarmacht, woher wir kommen und was wir im kern immer noch sind - ein großartiger text, gratuliere!
das mit dem heiligen ernst ist uns wohl in den 80ern abhanden gekommen, als "das fernsehen" plötzlich kein ort öffentlich geführter debatten mehr war sondern ein überdimensioniertes anzeigenblättchen und die ernsthaftigkeit zum spaßverderben verkam, nichts, was im umfeld von reklame dem kaufrausch förderlich war und damit obsolet.
die konsequenzen beschreibst du sehr präzise ... auch wenn ich befürchte, daß wir es hassen werden, wenn der ernst denn zurückkommt - er wird nämlich nicht höflich anklopfen und fragen, ob er eintreten darf.
er wird die tür eintreten.

und - omg - (das ist ganz alleine deine schuld, claudia!) ich habe schon wieder einen artikel von antje schrupp gelesen. einen, der mir so ziemlich erschreckend klar machte, warum sich ein teil der frauen so benimmt, wie er es nun einmal tut, also abweisend und - wie nannte das susanne - sich mit einer "virtuellen burka" vor der aussenwelt abschottet.

das zu lesen ist für einen, der einerseits die abneigung gegen ein bestimmtes "männliches" verhalten teilt, aber damit konfrontiert ist, welche im grunde irrationalen verhaltensweisen frauen daraus entwickeln, die nun alle männer (fremde sind ja alleine deshalb schon verdächtig, weil sie fremd sind) in eine kiste stecken, um sich selbst sicher - und einsam - zu halten, das hat wirklich, danke antje, etwas bizarr befremdlich erhellendes.

bis jetzt lief meine theorie ja eher so: (viele) frauen sind im grunde immer kleine mädchen geblieben, kleine prinzessinnen, die nur die männer in ihrer nähe dulden, die bereit sind, sich anzustrengen, dieses ganze erwartete hofzeremoniell aufzuführen.

das - muss ich sagen - habe ich immer gehasst, weil frauen sind nun mal so sehr menschen wie männer, sie stehen nicht über und nicht unter männern. frauen würden es auch hassen, wenn sie plötzlich, um die aufmerksamkeit eines mannes zu bekommen, auch erst einmal die rituale aufführen müssten, die sie mit größter selbstverständlichkeit (prinzessinnen eben) erwarten.

ich bin zudem immer davon ausgegangen, daß es so etwas wie ein "biologisch" eingeübtes verhalten gibt: frauen werden nun mal schwanger und es ist ihr gutes recht, sich nicht sofort von jedem männlichen troll "besamen" zu lassen.

antje hat mir gerade klar gemacht, in was frauen sich offensichtlich hineinsteigern können und welche konsequenzen sie dann zu tragen haben ... und warum ich als mann die mittragen soll.

was ich übrigens nicht tue. für mich ist eine frau eine partnerin, im guten wie im schlechten, so sehr mensch wie ich. balzrituale am hofe ungezogener kleiner prinzessinnen sind nicht mein ding, auch wenn diese sich auf die 50 zubewegen.


3 Kommentare:

  1. Was tritt deiner Ansicht nach an die Stelle von "Hofzeremoniell"? Gibt es in deiner Sicht der Dinge noch Platz fürs Flirten, für langsames Annähern, was ja auch im Tierreich oft mittels zwei Schritte vor / Zurückweisung / ein Schritt zurück stattfindet (siehe z.B. Katzen) ?

    Soll jegliches "Umwerben" wegfallen? Verliert man damit nicht auch etwas Schönes und Reizvolles?

    Ich frag nur, ich weiß es nicht.

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  2. ich werde mal persönlich und plaudere aus dem nähkästchen ;-)

    zuerst das praktische. ich bin vor 14 jahren eines abends an einem bauernhof angelandet, bei jemandem, mit dem ich bis dahin nur telefoniert und emails ausgetauscht hatte. der musste ich gradezu "auf die pelle rücken", nachdem mehrere dates gescheitert waren - eine sehr wählerische person.;-)

    nach mehreren tagen bin ich noch mal kurz nach hause gefahren, sachen holen, später dann noch mal, um die wohnung aufzulösen. eine schöne große wohnung in einem wunderschönen ort an der mosel direkt gegenüber remich gegen einen bauernhof, auf dem mmaw mit schwersterziehbare kinder in einer familiengruppe rund um die uhr lebte.

    ein geradezu klassischer fall von "love at first sight". ein jahr später haben wir geheiratet.wir sind es noch.

    das war der romantische teil ;-)

    der unromantische: ich halte gar nichts von "verlieben". man ist in sich selbst verliebt und projeziert alles, wonach mal sich sehnt, in den anderen. kennengelernt haben wir uns im märz, richtig "verliebt" und im "taumel" waren wir im november ... bis dahin hatten wir uns kennengelernt und wussten in etwa, wer und wie der andere war, auch in extremsituationen, körperliche gefahren inclusive, jungs die mit der mistgabel oder einem messer auf einen zurennen etc.

    ich verstehe, wie du das meinst mit dem "umwerben" ... ich erinnere mich (vage) ;-)

    aber, da wird's jetzt richtig persönlich und das erklärt vielleicht auch meinen furor. du hast es ja bei dir zuhause selbst geschrieben: der mann ist in der dummen situation, nach vorne zu treten und den finger heben. es gibt ja vielleicht jede menge männer, die das können, ich gehöre nicht dazu, nicht weil ich schüchtern wäre (ich bin eher ein dreitonnendieseltruck). 30 frauen "anbaggern", um bei einer zu landen, ist nicht mein ding.

    was allerdings nicht heisst, daß ich nicht flirte und umwerbe oder das gar nicht mag, weil es natürlich wunderschön ist und eine menge spaß machen kann. aber das wirklich "reizvolle" ist "digging in the dirt" (peter gabriel). man trifft mit zunehmendem alter immer mehr "verletzte" menschen, man ist selbst verletzt, und arbeitet die "wunden" auf. ich bin sogar so uncharmant, zu sagen: liebe ist die bereitschaft, dem anderen den hintern zu wischen, wenn er/sie selbst das nicht mehr kann. das ist ein satz, bei dem man gerne weit weg läuft, aber, sorry, so ist das im grunde. wir werden alt und wir werden sogar sterben, in einer zeit, die näher ist als die unserer geburt.

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  3. ich bin programmierer, claudia, ich versuche, den dingen auf den grund zu gehen, sie zu verstehen und zu akzeptieren. das da oben war die "summe" dessen, wie ich es verstehe.

    das mit dem "hofzeremoniell": davor war ich 15 jahre mit einer 10 jahre jüngeren frau zusammen, fast 10 davon verheiratet, drei (wunderbare) töchter, aber eine person, die nichts "eigenes" hatte und ich die bestätigung holte, wo sie nur konnte. eine kleine prinzessin mit hofzeremoniell. "die burg erstürmen". furchtbar. ich frage mich heute, wo ich die geduld her hatte, da bis zum ende durchzuhalten. noch furchtbarer, was danach passierte: die drei kiddies lebten 2 jahre bei mir und sind dann von einem tag zum anderen ohne plausiblen grund vom richter in einer 12 minuten verhandlung ihr zugesprochen worden: blond, süß, hilflos gegen den bösen drachen. ich war sehr verletzt. eigentlich eher traumatisiert.

    und würde heute nie wieder ein hofzeremoniell aufführen ...

    das habe ich übrigens zum ersten mal hier und generell seit sagen wir mal 13 jahren überhaupt wieder erzählt und tue dies nur, um meine abneigung gegen prinzessinnen zu erklären. ich erkenne eine "prinzessin", wenn ich sie lese oder sehe.

    und ich erkenne "königinnen". eine königin hat mich in der zwischenzeit zwischen ehefrau 1 und 2 "aufgeweckt". die kam übrigens aus berlin ;-) eine andere königin hat mich "geheilt" und mit der dritten bin ich verheiratet ...

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