Freitag, 17. Mai 2013

ein kleiner plausch

seit es den politblogger nicht mehr gibt, irre ich ja ein wenig haltlos und ungeordnet durch die untiefen des raums. den spiegel mag ich nicht, eigentlich dieses ganze "mainstreammedien" zeugs gleich mit, das für sich etwas beansprucht, was es nicht bietet: qualität.

ich gestehe, eigentlich geht mir im moment eigentlich auch die bloggosphäre ziemlich sonstwo vorbei, mir reicht im grunde, was via deutschland-radio wissen von dort so zu mir durchdringt, komplett. alles verschiebt sich zunehmend in das "anderer-leute-problem"-feld, weil es so gähnend langweilig und ewig wiederkehrend ist und sich auf diese "vom höckchen zum stöckchen" korinthenkackerei kapriziert.

worüber soll man sich heute noch aufregen?

ach ja, die hirnis von der telekom. stimmt. echt zum kotzen.

ist aber (noch?) ein "problem-anderer-leute-feld", die anderen sitzen noch ängstlich in den löchern und warten, bis die von der drosselkom sich ne abreibung gefangen haben, und wenn sich der pulverdampf dann gelegt hat, die wut verraucht ist, dann ziehen die nach. schaufeln die kohle und befriedigen damit ihre anleger.



frag mal die leute bei vodafone, die erzählen dir, wie der hase läuft. hier wird die kuh gemolken, die milch wird dann in london gesoffen oder in nutten und koks umgewandelt. kann man sich, vor allem, wenn man direkt betroffen ist, schon ziemlich drüber aufregen. aber hey, "wir" sind ja nicht betroffen und bis die welle "uns" wegfegt, ist ja noch soooo lange hin, n'est ce pas?

oder soll ich mich über diesen hirni bei der faz aufregen? oder noch schlimmer, diesen kleinen hetzer beim focus? über den dämlack beim spiegel und seine linkenneurose kann man sich ja nicht ernsthaft ärgern, dem kann nur noch ein psychologe helfen: "hilfe, meine kindheit wurde in müsli ertränkt" ...

darüber, daß der spiegel mich seit ein paar tagen direkt mit dem dezenten hinweis nervt, ich hätte javascript abgeschaltet, kann ich ja nur kichern. also, wenn ich ein hacker wäre, der spiegel, diese fliegenfalle für meinungsgeile trottel, wäre doch der erste ort, wo ich einen drive-by-virus positionieren würde und weshalb sollte ich gerade dort javascript anschalten? damit sie mich zu-poppen können.

da sei adblock vor ...

ich gestehe: ich bin so herzlos und verwende dieses kleine tool.

und natürlich verwende ich seit einem halben jahr auch "ghostery"

und, verdammt, ich genier mich nicht dafür. wieso auch?

früher, in jenen GAZ, von denen immer geraunt wird und deren erwähnung allen, die erst weit nach bobbelchen becker ins netz eintraten und sich mit dem titel "net-natives" schmücken, sofort die neidgalle in den schäumenden mund treibt, früher also, als alle noch nett waren, da hätte man mich mit einem appell an mein schlechtes gewissen erreichen können.

heute sage ich "leckt mich am arsch". wenn ich euch die hand reiche kommt irgendso ein arschloch und beisst mir den arm mit einem virus ab. da bin ich einfach nicht scharf drauf, so wenig, wie beim surfen eine breite spur zu hinterlassen, auf dem irgendwo auf dem planeten mir dann nachschnüffelt.

das net ist nicht mehr "nett"

heute gehört das net den arschlöchern

nachdem ich jetzt so unvermutet in medias res getaumelt bin, muss ich - du kennst mich - erst mal einen schritt zurücktaumeln, die überschrift aufgreifen und von einem kleinen plausch berichten, den ich unlängst (ich liebe dieses wort!) an einem ort versuchte, wo noch einer von den netten sitzt.

konkret der klaus jarchow.

ich weiss ja nicht, ob ich dem nicht auch ab und an mit meinen ausufernden tiraden auf den wecker gehe, was okay wäre, weil ich ja wirklich ausufere und irgendwie so ganz und gar keine kontrolle habe über meinen wortfluss, aber - naja, er ist nett uned wenn mich mal ein gedanke anfällt, dann lade ich ihn gerne dort ab.

unlängst (hihi) musste ich ihn stante pede mit ein paar meiner erkenntnisse mitteilen, die mich ansprangen, als ich "kill decision" von daniel suarez hörte, weil mich "die wohlgesinnten" von jonathan litell, so großartig es auch ist, langsam aber sicher auslaugte.

klaus hatte in einem kommentar die frage angestossen, wer denn nun eher "in Leserbriefen und Kommentarspalten vom Leder zieht", ein thema, das ich für mich nach mehr als einem jahrzehnt schon eindeutig beantwortet hatte: die arschlöcher. und die sind ja meistens eher rechts, wenn sie überhaupt in solchen kategorien denken können. was sie meistens nicht können, also nenne ich sie einfach "die arschlöcher" und spare mir die zeit, darüber nachzudenken, wo die zu verorten sind.

es gibt ja auch linke arschlöcher

aber die, denen ich so im verlauf dieser dekade zunehmend begegnet bin, die waren eher ungezogene rechte arschlöcher, denen die computer BLÖD irgendwann mal verraten hat, wie man in dieses netz dingens reinkommt.

früher, in der GAZ, konnten das ja nur leute mit verstand, da konntest du drauf wetten, daß die eher in der kategorie "nett" einzusortieren waren.die kannst du heute mit der lupe suchen. und zwar ganz ganz ganz lang-

was du sofort siehst, dass sind die spätpubertierenden schulhofschläger, die die foren geflutet zu haben scheinen. denen gehört jetzt die welt.

ich erinnere mich genau an den moment, als die ersten von dieser sorte unterbelichteter vollidioten in foren den mund aufmachten. da waren sie noch schön umringt von intelligenten menschen, die auch schon mal ein wort wie "anstand" in anschlag bringen und es wie eine massenvernichtungswaffe einsetzen konnten. der idiot war sofort verbrannt, wenn er über ausländer herzog, nationalistischen dünnpfiff absonderte oder seine islamophobe paranoia auszutoben versuchte. "tais toi" und der hirni war weg.

irgendwann waren es dann zwei. dann waren es drei.

dann bekamen sie ihre eigenen foren, sagen wir mal so etwas wie PI oder gar ihr eigenes (störtebeker)-netz, puschten sich gegenseitig hoch, bestärkten sich in dem, was sie mit einer meinung verwechselten und dann ... tja, dann schwärmten sie halt aus, um die welt zu bekehren.

mach doch mal einen selbstversuch

lies mal eine woche lang die kommentarspalten im handelsblatt. die in der FAZ. wenn du hartgesotten bist, lies die kommentare in der WELT oder geh direkt zu PI.

und dann geh in den kommentarteil des spiegels. und siehst du den unterschied?

wenn ja, setz sofort die drogen ab, es gibt keinen mehr. die wenigen halbwegs intelligenten sind heute eingemauert von rüpelhaften schulhofschläger, eine minderheit, die ausstirbt und in absehbarer zeit verstummt sein wird.

weil mir das ra wilson vor ein paar jahrzehnten das so empfohlen hat, gehe ich natürlich zuerst mal zum "feind" und lese, was man dort so "denkt". ich will ja wissen, wann die scheisse überschwappt und das land bedeckt.

es ist vollkommen witzlos, zu den "guten" zu gehen

was will man denn den guten noch sagen, was sie nicht schon längst wissen und schon immer gewusst haben?

das einzige, was man sich dort "holen" kann ist eine überdosis elitären selbstverständnisses. "wir sind schlau", naja, eher "ich bin schlau", per se schlauer als du und jetzt lass uns mal die schwanzlängen vergleichen ...

es macht einfach keinen spaß. man muss immer drei ticks schlauer sein als der gesprächspartner und der kann noch so einen dösbaddeligen scheiss ablassen, um seine finale häutung zu rechtfertigen und noch rechtzeitig auf den abfahrenden zug aufzuhoppsen, er wird immer noch jemanden finden, der ihm nachläuft und das offensichtliche nicht bemerkt:

pure rechtfertigungslyrik, gedacht für die fangemeinde, die vielleicht wirklich mal dachte, der heros sei mal "links" gewesen, und nun, weil sie nicht selbst denken kann, halt nachläuft wie vorher auch und hofft, noch ein platz im abteil zu bekommen.

egal neben wem. die strasser brüder waren ja auch eher linke anarchisten ...

mir ist das zu anstrengend. alle sind so fokussiert auf ihr kleinkariertes thema, kreiseln so eitel um um ihre mühsam durchgehaltene brillianz und sind taub für alles, was sie nicht verstehen. der gesprächspartner ist per se dummer als man selbst und sollte lieber mal "die klappe halten", wenn er schon keine ahnung hat.

scho' recht, wenn's schee macht ..

dann schon lieber ein bad unter falschem namen bei den "deutschen wirtschafts (hüstel) nachrichten" und die eh schon ziemlich verwirrten noch mehr verwirren.

oder eben, wenn man gerade mal nicht im troll-modus läuft, ein kleiner plausch bei klaus ...

du hast wohl gedacht, ich komme nicht zum thema, was?

das thema, das ist die arschlochbrigade, die ohne daß jemand einen großen aufstand macht, die welt erobert hat und ich mich frage, ob ich daraus schließen muss, daß mein werter mitbürger in seiner mehrheit auch ein arschloch ist und die meinungen, die die honks da breit treten, mehrheitsfähig sind.

sagen wir einmal "raus aus dem euro", "raus mit den muslimen", "hängt die regierung an den nächsten baum", "die illuminieten und blöderberger regieren die welt!" ... also diese art debiler scheiss, den 14jährige, wenn sie zum ersten mal in ihrem leben ein buch gelesen haben, glauben sofort missionarisch unter's volk bringen zu müssen.

ich denke ja nicht, daß dem so ist.

ich konnte "den" deutschen ja nie leiden, habe mich von der grande armee immer vor meinen mitbürgern beschützt gefühlt, dachte, als die mauer fiel, daß wir jetzt nicht etwa unsere deutschen "brüder" wieder bekämen sondern eher fürchtete, daß wir jetzt mit einem haufen undemokratich erzogener so-als-ob-sozis bekämen, die das pendel deutscher befindlichkeiten in die definitiv falsche richtung ausschlagen lassen würden.

nicht, daß ich denen einen vorwurf machen könnte, sie konnten ja nix dafür, hinter der mauer und unter der knute von deutschen kleinbürgern verharren zu müssen, aber ich fand schon, daß diese militärmärsche ziemlich viel von den paraden der nazi zeit und die FDJ einiges von der HJ hatte, während "bei uns" meine mitbürger reichlich entspannt waren und den brüdern aus dem osten mit guildo horn beim ESC ein angebot unterbreiten konnten, doch auch mal zu relaxen.

naja, wenn ich mir so die leserbriefe durchlese, denke ich eher, die haben uns mehr verändert als wir sie, aber das sagt halt ein europäisiserter wessi, der mehr von den franzosen sozialisiert wurde als von dem ganzen nazikram, der - wie ich heute verstehe - trotzdem in uns wirkmächtiger ist (meine "gedankenautobahn") als wir uns das eingestehen wollen.

aber, ich schweife schon wieder ab ...

thema des kleinen plauschs bei klaus war ja, ob nun mehr rechte oder linke sich in diesen foren austoben und - weil ich mir gerade dieses "kill decison" reinpfiff und an eine stelle gelangt war, an der suarez die möglichkeiten der manipulation der offentlichen meinung via sozialer medien durchdeklinierte, musste ich natürlich sofort den einzigen damit zuballern, dem ich zutraute den gedanken zu sehen, der mich beschlich:

sind das "in wirklichkeit" nur avatare?

und dann - natürlich - sofort robert anton wilson und orson scott card als den frühen programmierern vertraute autoren und mit ihnen deren schon in den 70ern und 80ern entwickelten ideen mit einflechten.

stante pede zu behaupten, daß früher (in der GAZ) programmierer sich noch eher hippieideen verbunden verbunden fühlten und heute eben eine generation regiert, die eher von dem assholism-kult eines mark zuckerberg, diesem schmierigen hagbard celine lookalike, geprägt sind: kann man geld damit verdienen?

yep, man kann.

dieser quantensprung in der entwicklung, also dieser sprung weg von der hippie-attitüde der frühen netz kultur, die uns neben der eigentlichen netz-tradition der share & freeware kultur, der nettiquette und des "don't be evil" bescherte, hin zu einer exhibitionistischen unkultur sozialer netzwerke und der mit ihr sich gerade erst entfaltenden neuen spielregeln (halt dich kurz, sei ein arschloch, mach geld oder freunde), dieser quantensprung wird in dem, was ich so lese, stillschweigend ignoriert.

und mit ihm auch das, was suarez beschreibt: eine firma, die meinung macht,. socketpuppen in einer datenbank führt. aber, was ich dazu geschrieben habe, das liest du am besten bei klaus nach, ich muss noch ein bißchen arbeiten

zu guter letzt

vor nicht allzulanger zeit, einer gefühlten ewigkeit, gab es auf carta.de eine diskussion, warum alles bloß so wenig "nachhaltig" sei.

die antwort ist einfach: wir regen uns jeden tag über etwas neues auf.

und verlieren einfach den überblick. am anfang wussten wir um die zusammenhänge, wir hatten verstanden, was es auf sich hat mit der entlassung der mitarbeiter bei vodafone.

heute sind wir viel zu sehr damit beschäftigt, zu allem und jedem sofort eine meinung zu haben, sie zwanghaft twittern zu müssen, unsere meinung durch "likes" zu artikulieren, kurz & schnell. alles in kleinen häppchen.

am ende, das weisst du doch auch, sind wir auch nur noch häppchen, die ein großer fisch mit einem happs wegfressen wird. und irgendwie werde ich den eindruck nicht los, daß dieser große fisch um die ecke schon darauf lauert, daß wir als schwarm an ihm vorbeidüsen.

in diesem sinne: leck mich am arsch, bloggosphäre!

mir ist mehr an einem gelegen, der nicht nur die überschrift eines artikels über jonathan litells buch gelesen und eine meinung hat. aber einen, mit dem ich über die vielen kleinen erkenntnisse, die diese eigentlich erschreckend wunderbare buch so mit sich bringt, reden könnte, einen der bei dem namen robert w. kempner einen kleinen schrei des entzückens losläßt und der etwa den namen restif de bretonne, harry graf kessler oder - naja, den kennt ja jetzt hoffentlich jeder - samuel pepys nicht erst lange nachschlagen muss.

[ Nachtrag ]

nur um nicht mißerstanden zu werden: mich überzeugt natürlich im grunde der beitrag "Dieses Gerät gefährdet das Abendland" von magdalena bienert durchaus und "die geschichte der jugend" in arte hat mich letztlich mit "der jugend von heute" und ihrem treiben versöhnt.

aber deshalb muss ich mir ja nicht gleich ein handy zulegen, oder? oder dreimal am tag meine befindlichkeit in die welt raustwittern oder meinen status bei "facebook" aktualisieren. diese dinge verändern eben das, was man tut und wie man denkt.

muss nicht sein, geht auch so.

[PS]

ich verrate dir jetzt, daß ich gestern meine älteste im fernsehen gesehen habe, in eins-plus "klub konkret" thema "Glaubst du eigentlich an Gott?" ... - und mächtig stolz bin auf sie.

also, nicht, daß ich stolz wäre auf mich, daß ich so einem mädchen mit in die welt verholfen habe und mir jetzt alle für meine tolle leistung auf den rücken klopfen sollten, auch wenn sie ganz eindeutig als meine (hippie)-tochter auftrat und ihrem dad ne kleine liebeserklärung verpasste.

nope, ich bin stolz darauf, daß sie es besser hinbekommen hat als ihr dad mit seinem doch arg ängstlichen auftritt im SR zum thema "omnibusfahrer". oder seine lustigen anrufe beim SR thema "krefelder krawalle" oder "begriffe besetzen" und das war nur radio, keiner konnte mir zugucken. ...

von dieser stelle: gut gemacht, faye! mehr davon!

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